Der Nord-Ost-Ring: Von der Neckarbrücke - zur Autobahn!?
Bürger in Zazenhausen gegen den Brückenbau als Einstieg in den Nordostring
Unter diesem Motto hatten der Bürgerverein Stuttgart-Zazenhausen
und der Verein ARGE Nord-Ost alle Mitbürger am Freitag, 4. November
2005 zu einer Informationsveranstaltung in das Vereinsheim des Turnvereins
Zazenhausen eingeladen. BVZ Vereinsvorstand Reinhold Weible konnte über
60 interessierte Zuhörer begrüßen. Er erinnerte an die
bereits seit Jahren geführte Diskussionen über diese Umfahrungsstraße
und die Unterstützung des Bürgervereins für die ARGE Nord-Ost.
Anschließend führte der Vorsitzende der ARGE, Joseph Michl,
fachkundig durch das Thema. Der Verein Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Nord-Ost
ist ein Bündnis von über 30 Organisationen im Norden und Osten
von Stuttgart, die sich gemeinsam gegen den geplanten Nord-Ost-Ring wehren.
Ziel der ARGE ist es, statt Naturzerstörung die Grüngebiete
im Norden und Osten von Stuttgart aufzuwerten und dauerhaft erhalten.
Der Vorsitzende des Bürgervereins erklärt an der Übersichtskarte
den geplanten Verlauf des Nordostrings nördlich von Zazenhausen
In seinem eindrucksvollen und mit vielen anschaulichen Grafiken versehenen
Vortrag zeigte er den Zuhörern eineinhalb Stunden lang die amtlichen
Unterlagen über die genaue Straßenplanung und die Auswirkungen.
Michl erläuterte, dass selbst nach den offiziellen Verkehrsprognosen
des Regierungspräsidiums die meisten Einwohner des Planungsraumes
durch die neue Neckarbrücke keine Entlastungen, sondern sogar zusätzliche
Belastungen erfahren würden. Die neue Brücke würde den
Verkehr näher nach Kornwestheim, Fellbach und Stuttgart verlagern,
ohne die bestehende Brücke in Remseck ausreichend zu entlasten.
Auf einigen Straßen würde sich der Verkehr gegenüber
heute mehr als verdoppeln. Dem stünde eine Abnahme der Verkehrsmenge
auf der Neckarbrücke von heute etwa 33.000 Kfz/24h auf etwa 25.000
Kfz/24h gegenüber. Insgesamt würde die neue Brücke den
Gesamtverkehr durch unseren Raum weiter anwachsen lassen und mehr neue
verkehrlichen Probleme schaffen als lösen. Doch nicht nur zur Lösung
verkehrlicher Probleme ist die geplante Brücke völlig ungeeignet,
sie würde auch sehr stark in Grünflächen mit höchster
Bedeutung für die Landwirtschaft, die Naherholung und den Naturschutz
eingreifen.
Joseph Michl vom Verein ARGE Nord-Ost bei seinem gewissenhaft vorbereiteten
Vortrag
Seit Jahrzehnten schon werden diese wertvollen Freiflächen im Nordosten
von Stuttgart (Langes Feld und Schmidener Feld) durch die Planung einer
autobahnähnlichen Straße bedroht. Der Nordostring Stuttgart
(B29) soll von der B27 bei Kornwestheim beginnend, über die Felder
zwischen Zazenhausen und Kornwestheim verlaufen, bei Aldingen über
den Neckar führen und dann in einem großen Bogen zwischen
Fellbach und Waiblingen an die B14 anschließen. Im Jahr 2004 hat
die Bundesregierung wegen der schwerwiegenden Folgen für Natur und
Landschaft, aber auch für die Lebensqualität der dort lebenden
Menschen, die Weiterplanung des Nordostrings verboten. Starke Lobbygruppen
(z.B. IHK) versuchen aber weiter mit aller Macht, den Nordostring wieder
zu beleben.
Das Regierungspräsidium Stuttgart stellte jetzt die Pläne
für eine sehr lange, in großer Höhe über den Neckar
führende Brücke vor, will aber im Grunde immer noch den durchgehenden,
4-spurigen Nordostring. Die ARGE sieht darin den Versuch des Regierungspräsidiums,
das klare Planungsverbot des Bundes dadurch zu umgehen, dass es den Nordostring
jetzt im Stile der Salami-Taktik in Abschnitten plant. Stand in der Argumentation
früher immer die Leichtigkeit des Verkehrs im Vordergrund, verspricht
das Regierungspräsidium jetzt den stark verkehrsbelasteten Orten
am Neckar, besonders Remseck, durch die neue Brücke eine Entlastung
vom hohen Verkehrsaufkommen.
Die Anwesenden im Vereinsheim erhielten eine fachkundige Erläuterung
der Pläne
des Regierungspräsidium Stuttgart und deren Auswirkungen
Sollte wie vom Regierungspräsidium geplant, der Nordostring kommen,
wäre dies mit der Zerstörung einer heute noch weitgehend intakten
und sehr wertvollen Landschaft verbunden. Beste Ackerböden würden
vernichtet und ein wichtiges Naherholungsgebiet für über 100.000
Einwohner ginge verloren. Auch würde ein bedeutender Lebensraum
für viele vom Aussterben bedrohte Tiere zerstört. So leben
alleine vom streng geschützten Steinkauz im Plangebiet 30 Brutpaare,
das sind 10% des gesamten Bestandes von Baden-Württemberg.
Das gesamte Gebiet würde durch den Nordostring weiträumig
verlärmt. Viele Gemeinden, besonders auch Zazenhausen, würden
erheblich mehr Verkehrslärm ertragen müssen als heute.
Michl erläuterte den weiteren Fortgang der Planung. Bis Anfang
Januar werden die Träger öffentlicher Belange, das sind z.B.
die Gemeinden und Verbände, zu der neuen Neckarbrücke angehört.
Die fertigen Pläne und Gutachten werden dann für einen Monat,
wahrscheinlich im Sommer 2006, öffentlich ausgelegt. In dieser Zeit
können Stellungnahmen dazu vorgebracht werden. Michl ermunterte
die Zazenhäuser Bürger und Bürgerinnen darüber hinaus,
ihre Bedenken gegen die geplante Neckarbrücke auch den Mitgliedern
des Gemeinderates und ihren anderen gewählten Volksvertreter mitzuteilen.
Für die nächsten Wochen hat der Verein ARGE Nordost weitere
Informationsveranstaltungen z.B. auch in Kornwestheim geplant.
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