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Nord-Ost-Ring - Keine Autobahn auf Zazenhäuser Felder!
Bürger in Zazenhausen gegen den Brückenbau als Einstieg in den Nordostring

Die ARGE Nord-Ost e.V. führt unter dem Motto „Einspruch, Herr Regierungspräsident: Keine Autobahn auf unsere Felder!“ eine Veranstaltungsreihe in den betroffenen Orten durch. Auf Einladung des Bürgervereins informierte Joseph Michl, Vorsitzender der ARGE Nord-Ost e.V., am Freitag, 22. September 2006 im Vereinsheim des TV Zazenhausen über die geplante neue Neckarbrücke und den damit verbundenen Nordostring.

Der stellvertretende BVZ Vereinsvorstand Michael Röger konnte über 50 interessierte Zuhörer begrüßen. Er erinnerte an die bereits seit Jahren geführte Diskussionen über diese Umfahrungsstraße und die Unterstützung des Bürgervereins für die ARGE Nord-Ost. Anschließend führte Joseph Michl fachkundig durch das Thema. Der Verein Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Nord-Ost ist ein Bündnis von über 30 Organisationen im Norden und Osten von Stuttgart, die sich gemeinsam gegen den geplanten Nord-Ost-Ring wehren. Ziel der ARGE ist es, statt Naturzerstörung die Grüngebiete im Norden und Osten von Stuttgart aufzuwerten und dauerhaft erhalten.


Stellvertretende BVZ Vereinsvorstand Michael Röger begrüsst die Anwesenden

Die jetzt geplante Neckarbrücke L1197 südlich von Aldingen ist der Einstieg in den großen Nordostring, einer autobahnähnlichen Straßenverbindung zwischen der B27 bei Kornwestheim und der B14 bei Waiblingen. Auf dieser Fernstraße würden täglich ca. 70.000 Fahrzeuge über die Zazenhäuser Felder rasen, vor allem auch Schwerlastverkehr. Selbst wenn vorerst nur die Neckarbrücke gebaut würde, bekämen die meisten Ortschaften im Nordosten Stuttgarts mehr Verkehr, Lärm und Abgase. Ist die sogenannte „Andriof“-Brücke aber erst einmal gebaut, ist der Weg zum Nordostring nicht mehr weit.

Für Zazenhausen ist der Nordostring eine Katastrophe, denn es ist Tag und Nacht mit einer starken Zunahme des Lärmpegels, der Abgase und der Feinstaubbelastung zu rechnen. Die bestehende Frischluftzone, fruchtbare Äcker und wertvolle Natur würden unwiederbringlich verloren gehen. Aus diesem Grund erläuterte Joseph Michl wie man sich dagegen wehren kann. In diesem Zusammenhang appellierte er auch an die Grundstücks- und Immobilieneigentümer, die wegen der guten Wohnqualität nach Zazenhausen gezogen sind, Einspruch einzulegen. Der Nordostring zerstört ein wichtiges und attraktives Naherholungsgebiet und verschlechtert die Immobilienpreise.


In seinem Vortrag zeigte Joseph Michl den Zuhörern die amtlichen Unterlagen
über die genaue Straßenplanung und deren Auswirkungen.

Joseph Michl ermunterte die Zazenhäuser Bürger und Bürgerinnen darüber hinaus, ihre Bedenken gegen die geplante Neckarbrücke auch den Mitgliedern des Gemeinderates und ihren anderen gewählten Volksvertreter mitzuteilen. Der Bürgerverein hat eigene Sammelstellen in der Volksbank, im TVZ Vereinsheim und in der Bäckerei Siegel eingerichtet. Dort können die Einsprüche gegen die Neckarbrücke bis spätestens 15. Oktober kostenfrei abgegeben werden. Zusätzlich wird der Bürgerverein am kommenden Samstag, 30. September zwischen 8 und 12.30 Uhr einen Infostand in der Ortsmitte vor der Bäckerei Siegel mit Mustereinsprüchen und Infomaterial einrichten.

Wer zur Zazenhäuser Veranstaltung nicht kommen konnte, kann sich auf den Weg nach Kornwestheim-Ost machen. Der Bürgerverein Kornwestheim e.V. und ARGE Nord-Ost laden ein zur Informationsveranstaltung am Mittwoch, 27.9.2006, 19.30 Uhr, im Thomas Gemeindehaus, Theodor-Heuss-Straße am Feldrand Richtung Zazenhausen.


Joseph Michl ermunterte die Zazenhäuser ihre Bedenken gegen die geplante
Neckarbrücke auch den Mitgliedern des Gemeinderates mitzuteilen.

In seinem eindrucksvollen und mit vielen anschaulichen Grafiken versehenen Vortrag zeigte Joseph Michl den Zuhörern die amtlichen Unterlagen über die genaue Straßenplanung und deren Auswirkungen. Joseph Michl erläuterte, dass selbst nach den offiziellen Verkehrsprognosen des Regierungspräsidiums die meisten Einwohner des Planungsraumes durch die neue Neckarbrücke keine Entlastungen, sondern sogar zusätzliche Belastungen erfahren würden. Die neue Brücke würde den Verkehr näher nach Kornwestheim, Fellbach und Stuttgart verlagern, ohne die bestehende Brücke in Remseck ausreichend zu entlasten. Auf einigen Straßen würde sich der Verkehr gegenüber heute mehr als verdoppeln. Dem stünde eine Abnahme der Verkehrsmenge auf der Neckarbrücke von heute etwa 33.000 Kfz/24h auf etwa 25.000 Kfz/24h gegenüber. Insgesamt würde die neue Brücke den Gesamtverkehr durch unseren Raum weiter anwachsen lassen und mehr neue verkehrlichen Probleme schaffen als lösen. Doch nicht nur zur Lösung verkehrlicher Probleme ist die geplante Brücke völlig ungeeignet, sie würde auch sehr stark in Grünflächen mit höchster Bedeutung für die Landwirtschaft, die Naherholung und den Naturschutz eingreifen.

Seit Jahrzehnten schon werden diese wertvollen Freiflächen im Nordosten von Stuttgart (Langes Feld und Schmidener Feld) durch die Planung einer autobahnähnlichen Straße bedroht. Der Nordostring Stuttgart (B29) soll von der B27 bei Kornwestheim beginnen, über die Felder zwischen Zazenhausen und Kornwestheim verlaufen, bei Aldingen über den Neckar führen und dann in einem großen Bogen zwischen Fellbach und Waiblingen an die B14 anschließen. Im Jahr 2004 hat die Bundesregierung wegen der schwerwiegenden Folgen für Natur und Landschaft, aber auch für die Lebensqualität der dort lebenden Menschen, die Weiterplanung des Nordostrings verboten. Starke Lobbygruppen (z.B. IHK) versuchen aber weiter mit aller Macht, den Nordostring wieder zu beleben.


Gut besucht war die von Bürgerverein Zazenhausen und ARGE Nord-Ost
organisierte Informationsveranstaltung zur geplanten Neckarbrücke.

Das Regierungspräsidium Stuttgart stellte jetzt die Pläne für eine sehr lange, in großer Höhe über den Neckar führende Brücke vor, will aber im Grunde immer noch den durchgehenden, 4-spurigen Nordostring. Die ARGE sieht darin den Versuch des Regierungspräsidiums, das klare Planungsverbot des Bundes dadurch zu umgehen, dass es den Nordostring jetzt im Stile der Salami-Taktik in Abschnitten plant. Stand in der Argumentation früher immer die Leichtigkeit des Verkehrs im Vordergrund, verspricht das Regierungspräsidium jetzt den stark verkehrsbelasteten Orten am Neckar, besonders Remseck, durch die neue Brücke eine Entlastung vom hohen Verkehrsaufkommen.

Sollte, wie vom Regierungspräsidium geplant, der Nordostring kommen, wäre dies mit der Zerstörung einer heute noch weitgehend intakten und sehr wertvollen Landschaft verbunden. Beste Ackerböden würden vernichtet und ein wichtiges Naherholungsgebiet für über 100.000 Einwohner ginge verloren. Auch würde ein bedeutender Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Tiere zerstört. So leben alleine vom streng geschützten Steinkauz im Plangebiet 30 Brutpaare, das sind 10% des gesamten Bestandes von Baden-Württemberg.


Viele Anwesende diskutierten auch noch nach der Veranstaltung
an Hand der ausgehängten Nordostring-Pläne.
Geplanter Nordostring
Grafik: Stuttgarter Zeitung vom 04.04.2003 - www.stuttgarter-zeitung.de

Der Bürgerverein Zazenhausen hat sich zusammen mit Mitgliedern der ARGE Nord-Ost in den letzten Jahren sehr für ein Biotopverbundsystem engagiert. Wertvolle Biotope wurden gepflegt, neue Biotope angelegt. Zahlreiche Obstbaumhochstämme wurden im Umfeld gepflanzt. All diese Arbeit wäre zunichte gemacht, wenn die Nordostring gebaut würde.

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