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Amt für Umweltschutz
GZ: 36-2.21
  Stuttgart, 24.04.2009
Nebenstelle: 216-3018
Ansprechpartner: Herr Fink

Protokoll

Sondersitzung des Arbeitskreises Biotopverbund Mühlhausen und
Biotopvernetzung Zuffenhausen/Zazenhausen am 22. April 2009

Teilnehmer: (s. Anlage)

Stellvertretend für Bezirksvorsteher Herrn Hanus begrüßt Herr Reischl die anwesenden Bezirksbeiräte, Herrn Dr. Schedler vom Regierungspräsidium Stuttgart, die Mitglieder des Arbeitskreises sowie die Vertreter der städtischen Ämter. Er bedankt sich bei den Ehrenamtlichen sowie allen Mitwirkenden für die geleistete Arbeit, welche den beiden Stadtbezirken zugute kommt. Herr Reischl verweist auf den Beschluss des Arbeitskreises vom 5.11.08 wonach der nächste Termin des Arbeitskreises als Sondersitzung zum Thema Naturschutzgebiet Unteres Feuerbachtal mit Feuerbachrenaturierung/-sanierung und Pflege des unteren Feuerbachtals statt finden soll. Entsprechend der Einladung ist dies der einzige Tagesordnungspunkt. Herr Reischel leitet an Herrn Fink vom Amt für Umweltschutz weiter, der einen einführenden Powerpointvortrag zum Thema hält.

Herr Fink stellt darin die Ziele und Beiträge des Arbeitskreises Biotopverbund Mühlhausen und Biotopvernetzung Zazenhausen sowie der beteiligten Ämter zur Aufwertung des Naturschutzgebietes und des unteren Feuerbachtales vor.
Ein Schwerpunkt der Arbeit ist das Pilotprojekt der Landwirte zur Biotopvernetzung mit Wegrandstreifen und Buntbrachen zwischen Äckern. Dabei wurden seit 2003 von drei Landwirten fast ein Hektar aus der Bewirtschaftung genommen und entlang von Wegen und zwischen den Äckern auf insgesamt 2,87 Kilometern Länge bis zu 5 Meter breite Grünlandstreifen und Buntbrachen angelegt und unterhalten. Herr Fink verweist auf ein Faltblatt welches über das Pilotprojekt informiert und beim Bürgerverein Zazenhausen erhältlich ist.
Ein weiterer Schwerpunkt des Arbeitskreises bilden die Einsätze der Vereine und Ehrenamtlichen sowie der Landwirte bei der Pflege und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Schlehenhecken. Hierbei werden u. a. im Rahmen von Patenschaften besonders geschützte und seltene Biotope gepflegt und dadurch ihre Lebensgemeinschaften erhalten. Bekanntestes Beispiel ist der Halbtrockenrasen am Kreuzrain. Das Faltblatt „Biotopvernetzung von Halbtrockenrasen und Schlehenhecken im unteren Feuerbachtal" informiert über diese Maßnahmen.
Ergänzt werden diese Pflegemaßnahmen durch ein Pilotprojekt zum Biotoppflegemanagement welches das Garten-, Friedhofs- und Forstamt und das Amt für Umweltschutz gemeinschaftlich entwickelt haben. Hierbei werden besonders geschützte oder sonstige wertvolle Biotope, welche im Besitz der Stadt sind, durch den Betrieb Nord des Gartenbauamtes vorbildlich gepflegt.
Zur Erhaltung und zur Förderung der landschaftsprägenden Streuobstwiesen hat der Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt und dem Amt für Umweltschutz in den Jahren 2006, 2007 und 2008 hochstämmige Obstbäume alter und bewährter Sorten kostenlos abgegeben, welche in der freien Landschaft im Projektgebiet gepflanzt wurden. Die Koordination lag 2007 und 2008 beim Bürgerverein Zazenhausen.
Zur Umsetzung der Biotopvernetzung haben die beteiligten städtischen Ämter in Zusammenarbeit mit den Grundstücksbesitzern und der Landwirtschaft Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchgeführt. U. a. wurden auf Äckern Obstbaumwiesen angelegt, ein entbehrlicher Asphaltweg zurückgebaut sowie ein Feldhecke mit Säumen angelegt. Am Weidenbrunnen konnten 2003 und 2008 Äcker in Wiesen umgewandelt werden. Zu den Highlights zählen auch die jährlich wiederkehrenden Maßnahmen zum Schutz wandernder Amphibienarten in der Bachhalde welcher der Arbeitskreis initiierte und betreut. Zu nennen ist auch das Pilotprojekt zur ökologischen Renaturierung des Feuerbachs, welches vom Tiefbauamt in Kooperation mit dem Gartenbauamt und dem Amt für Umweltschutz erfolgt. Ziel des Arbeitskreises ist es, diese Kooperation fortzusetzen und weitere Bachabschnitte in dieser Weise zu renaturieren. Ein weiteres Anliegen der Biotopvernetzung ist die Anlage von Gewässerschutzstreifen bzw. die Umnutzung von Ackerland in Mähwiesen bzw. Weiden im Bereich des Talgrundes. Die Biotopverbundplanung macht hierzu konkrete Aussagen. Diese Verbesserungen sind nur in Kooperation mit der Landwirtschaft möglich. Hierzu verweist Herr Fink auf das pilothafte Beweidungsprojekt mit Hochlandrindern auf der Vördere.

Herr Dr. Schedler vom Regierungspräsidium Stuttgart lobt die Initiative der Stadt Stuttgart zur Umsetzung des Biotopverbundes im Schutzgebiet und die vorbildliche Zusammenarbeit der Stadt mit den Verbänden. Er hebt hervor, dass die Kooperation und das Engagement aller Beteiligten modellhaft sei und zur Aufwertung des Naturschutzgebietes im unteren Feuerbachtal geführt habe. Dr. Schedler wörtlich: „Eine solche Initiative ist einmalig und wäre manch anderem der 250 Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk nur zu wünschen".
Er geht auf die Geschichte des Naturschutzgebietes „Unteres Feuerbachtal mit Hangwäldern und Umgebung" ein. Die Erhaltung eines derartigen Bachtales mit natürlichen Hangwäldern und einer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft in einer Großstadt ist eine Besonderheit. Verschiedene Planungen wie Straßen, Viesenhäuser Hof etc. bedrohten das Tal in der Vergangenheit. Die Unterschutzstellung erfolgte 1996.
Heute ist die Situation entspannt. Es geht vor allem um die Pflege und Entwicklung des Gebietes sowie die Vermeidung bzw. Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten. Die Schutzgebietsverordnung gibt den Rahmen vor, ebenso der Pflege- und Entwicklungsplan, welcher vom Regierungspräsidium 1999 erstellt wurde. Ähnlich wie die Forsteinrichtung gibt er Empfehlungen zur Pflege und Entwicklung des Schutzgebietes. Er enthält Hinweise zur Entwicklung des Feuerbaches, zur Pflege von Hecken und des Halbtrockenrasens am Kreuzrain. Hierzu hat das Regierungspräsidium ein Monitoring finanziert. Weitere Themen sind die Pflege von Kopfweiden, die Pflanzung neuer Obstbäume und die Entwicklung des Weidenbrunnens. Zur Sicherung der der Wohlfahrtsfunktionen hat das Land ein Vorkaufsrecht im Naturschutzgebiet. Aufgrund der Haushaltslage steht das Land hier zurück und bittet die Stadt, einzuspringen.
Ebenfalls zu nennen sind die Aktivitäten des Regierungspräsidiums im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. So erschien 2001 ein Faltblatt zum Schutzgebiet, das Heimatbuch von Feuerbach enthält einen Beitrag zum Naturschutzgebiet von Frau Maass.
Geplant sind 10 Informationstafeln, welche im Spätherbst 2009 aufgestellt werden sollen.

Ein immer wieder festgestelltes Problem im Schutzgebiet sind wilde Ablagerungen von Müll oder Gartenabfällen. Herr Fischer von der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) nimmt zu den Angeboten der Stadt Stellung, die hier zu einer Abhilfe beitragen können. So gibt es die geregelte Grüngutabfuhr aber auch eine Auftragsabfuhr, welche über eine Anmeldung beim Reinigungstelefon erfolgt. Probleme im Außenbereich bereitet manchmal der Fahrzeugeinsatz wenn größere Fahrzeuge (3-Achser) eingesetzt werden müssen. Großcontainer (40 m²) können zweimal jährlich geordert werden. Es folgt eine Diskussion über die Finanzierung und das Verursacherprinzip. Herr Mammel schlägt eine Finanzierung durch die Bezirksämter vor und stellt einen Antrag im Bezirksbeirat. Der Arbeitskreis beschloss durch Eigenleistung und ehrenamtlichen Einsatz tätig zu werden und eine Entsorgung der Abfälle im Haselwäldle durchzuführen. Herr Fischer von der AWS - Abfallwirtschaft und Herr Munzinger vom Amt für Liegenschaften und Wohnen sagten eine Unterstützung im Rahmen der Möglichkeiten zu.

Zum Thema Feuerbach und Feuerbachrenaturierung nimmt Herr Holtz vom Tiefbauamt mit einer Powerpointpräsentation Stellung. Sein Sachgebiet ist für Gewässerunterhaltung und Renaturierung zuständig. Der Feuerbach führt oberhalb von Feuerbach 30 Liter pro Sekunde Frischwasser. Dieses Frischwasser mischt sich derzeit noch mit Abwasser. Es ist langfristig eine Trennung von Frisch- und Abwasser vorgesehen. Nur 5 Liter pro Sekunde Frischwasser wurden für die Renaturierung des neu angelegten Wiesenbaches abgezweigt. Die Kunststoffleitung verläuft im Abwasserkanal, wo es auch manchmal zu Schäden kommen kann. Der Feuerbach wurde um 1934 durch den Arbeitsdienst ausgebaut und kanalisiert. Ziel der Stadt ist es heute, Gewässer wieder in einen naturnahen Zustand zu versetzen um ihre Selbstreinigungskraft zu verbessern. Damit verbunden ist gleichzeitig eine landschaftliche und ökologische Aufwertung. Der Feuerbach wird deshalb sukzessive renaturiert. Der letzte Renaturierungsabschnitt war der Bereich Rotweg. Auch das Regenüberlaufbecken in der Zazenhäuser Straße, welches 2006 fertig gestellt wurde, dient der Reinigung des Baches und seiner Renaturierung. Als nächstes erfolgen die Renaturierungsabschnitte (5) Taläckerstraße und (6) ehemaliger Sportplatz Zazenhausen. Die Arbeiten sollen 2009 und 2010 erfolgen. Langfristiges Ziel ist die Renaturierung des Baches bis Mühlhausen.
Diskutiert wird eine Grünbrücke über dem ausgebauten Bach als Zwischenlösung, die auch vom Jagdpächter Herrn Lachenmaier begrüßt würde. Auch wird die Stehwasserfläche im betonierten Bachquerschnitt angesprochen, deren Beseitigung aus Sicht des Amphibienschutzes wünschenswert sei. Herr Holtz verweist auf die Hochwassermenge von 90 m³, die eine Überspannung von 10 Metern erfordern würde.
Der Arbeitskreis begrüßt grundsätzlich das städtische Ziel den Feuerbach abwasserfrei zu bekommen und bis Mühlhausen zu renaturieren.

Ein weiteres Thema waren Unterhaltung und Pflege von Straßen und Feldwegen im Schutzgebiet. Herr Bott.vom Tiefbauamt stellte diesen Aufgabenbereich mit einer Powerpointpräsentation vor. Die Pflege und Unterhaltung der Straßen, Wege und Plätze liegt in der Zuständigkeit des Tiefbauamtes. Die Wege werden nach Zustandsklassen eingeteilt. Im Bezug auf den Feldweg Flst. 1112, welcher im Herbst 2008 neu asphaltiert wurde, merkt Herr Bott an, dass dieser bereits geflickt war. Die Unterhaltung der Grünflächen im Straßenraum obliegt dem Gartenbauamt, Straßenreinigung und Winterdienst der AWS.
Es schließt sich eine Diskussion über die Zunahme des Verkehrs im Schutzgebiet und den Ausbau der Wege an. Ein besonderes Anliegen des Arbeitskreises ist der Rückbau der Verkehrsverbindung Bachhalde/Blankensteinstraße durch das Naturschutzgebiet wie es auch der Landesnaturschutzverband vorschlug. So verweist Herr Fischer vom Bürgerverein Mühlhausen auf die fortschreitende Verbreiterung der Bachhalde, die Anlage von Ausweichstellen und eine Zunahme des Schleichverkehrs auf dieser Vorbehaltsstraße. Auch der Jagdpächter Herr Lachenmaier stellte eine Zunahme von Verkehr und der gefahrenen Geschwindigkeiten fest. Es bestehen Befürchtungen, dass durch das neue Wohngebiet Hohlgrabenäcker und die Planungen einer Neckarüberquerung bei Remseck der Verkehr weiter zunimmt. Herr Bott von Tiefbauamt sagt hier Unterstützung zu und will eine vergleichende Verkehrszählung anstoßen. Seitens des Tiefbauamtes und des Arbeitskreises besteht Einigkeit, dass der Wegebestand ausreichend sei und keine weiteren Versiegelungen sondern eher Entsiegelungs- und Rückbaumaßnahmen erfolgen sollen, wo dies möglich ist. Auch eine extensive, naturverträgliche Pflege der Straßenränder wird als notwendig erachtet.

Im Bereich des renaturierten Abschnitts des Feuerbaches auf Mühlhäuser Gemarkung sind wiederkehrende Maßnahmen zur Pflege der Wiesen und des Bachlaufes erforderlich. Es wurde vorgeschlagen, dass der Betrieb Nord die Pflege dieser Flächen übernimmt. Frau Peschen vom Gartenbauamt verweist darauf, dass der Betrieb Nord die Arbeiten wegen personeller Einsparungen nicht übernehmen kann. Auch Herr Bräuer verwies darauf, dass der Betrieb Neckar aus demselben Grund keine Naturschutzarbeiten mehr machen kann. Die städtischen Ämter sind durch Kürzungen in diesem Bereich an ihre Leistungsgrenzen gelangt.
In der Diskussion wurde von Bürgergruppen und Bezirksbeiräten auch an die Politik appelliert, die mit Naturschutzaufgaben betrauten Fachämter wieder mit ausreichend Personal und Mitteln auszustatten. Es wurde deutlich hervorgehoben, dass gerade Renaturierungsmaßnahmen und die Biotoppflege eine hohe Fachkompetenz verlangen, wie sie von Billiganbietern nicht erbracht werden kann.

Unter dem Punkt Verschiedenes wurde die Jahresplanung 2009 (s. Anlage 2 oder Informationen und Termine 2009 ) ausgegeben und darauf hingewiesen, dass am 21.3. die Pflege der Krehl-Böschung erfolgt. Für Juni ist die Pflege des Hohlweges vorgesehen. Herr Gesierich regt an, ein Gutachten zur Situation der Amphibien im Unteren Feuerbachtal in Auftrag zu geben.

Herr Reischl schließt die Sitzung mit einem herzlichen Dank an die Referenten und Vertreter der Ämter für ihr Kommen und ihre Vorträge sowie den Mitgliedern des Arbeitskreises für ihre Diskussionsbeiträge und Anregungen. Er dankt allen Vereinen und den anwesenden Aktiven der Arbeitskreise für ihr Engagement und ihre Ausdauer und wünscht einen guten Nachhauseweg.

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