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Amt für Umweltschutz
GZ: 36-2.21
  Stuttgart, 17.07.2006
Nebenstelle: 216-3018
Ansprechpartner: Herr Fink


Arbeitskreis Biotopvernetzung Zuffenhausen/Zazenhausen
Protokoll zur Begehung am 14. Juli 2006

Teilnehmer: (s. Anlage)

Herr Reischl begrüßt stellvertretend für Bezirksvorsteher Meyle, der krankheitshalber verhindert ist, Stadtrat Palmer und Bezirksbeirat Mammel sowie die Vertreter der städtischen Ämter und der beteiligten Büros sowie alle Anwesenden im Namen des Bezirksamtes und des Arbeitskreises. Frau Peschen vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie Herr Holtz vom Tiefbauamt sind entschuldigt.
Er verweist auf die bisher erfolgreich umgesetzten Teilprojekte. Zu nennen sind u.a. das Grünstreifenprojekt der Landwirte, die Pflegeeinsätze der verschiedenen Vereine und Gruppen, die Aktionen zur Pflanzung von Hochstammobstbäumen oder das Biotoppflegeprogramm für städtische Biotope in Zuffenhausen durch das Garten-, Friedhofs- und Forstamt.

Themenschwerpunkt der heutigen Begehung ist die Renaturierung des Feuerbaches bzw. die Biotopverbundmaßnahmen im Bereich des Feuerbachtales und der Hangwälder. Dabei werden an den nachgenannten Stationen die Erfolge präsentiert aber auch geplante Maßnahmen vorgestellt und diskutiert. Weitere Themen sind die Entwicklung des Haselwäldchens und Maßnahmen der Biotoppflege im Gewann Kirchberg.

Station1 Feuerbachrenaturierung Bauabschnitt 4

Herr Fink vom Amt für Umweltschutz führt in das Thema ein. Die Renaturierung technisch verbauter Gewässer ist eine Daueraufgabe des Gewässerunterhaltungspflichtigen, in diesem Fall der Stadt Stuttgart. Entlang des Feuerbaches nennt die Biotopverbundplanung 12 Maßnahmen zur Aufwertung und Entwicklung des Gewässers, des Talzuges und der Hangwälder.
Herr Bez von der Bauabteilung Nord des Tiefbauamtes stellte die Ziele des Tiefbauamtes dar. Danach wird angestrebt, das Wasser des Feuerbaches wieder in einen besseren Zustand zu bringen. Bei starken Gewitterregen gelangen immer noch ungereinigte Abwässer in den Bach. Diesem Missstand soll durch den Bau von Regenrückhaltebecken begegnet werden. So soll als nächstes das Rückhaltebecken am Zuffenhauser Festplatz gebaut werden. Parallel wird der Feuerbach abschnittsweise renaturiert, was ebenfalls dazu beiträgt, die Selbstreinigungskräfte des Gewässers zu verbessern. Die Renaturierung findet abschnittsweise statt. Der jüngste Abschnitt befindet sich zwischen Rotweg und Reinhold-Brändle-Weg und wurde 2005 ausgeführt. Hier war es erforderlich, den Abwasserkanal zu verlegen. Herr Bez hob die gute Zusammenarbeit zwischen Tiefbauamt, Gartenbauamt und Amt für Umweltschutz hervor, die dazu führte, dass die Planung noch verbessert und Aspekte von Naturschutz und Landschaftspflege verstärkt Berücksichtigung fanden. Auch Herr Hertfelder vom Gartenbauamt bestätigte dies und hob lobend die Arbeit des Büro Drescher hervor, das Planung und Bauabwicklung naturschutzfachlich betreute.
Frau Drescher erläuterte die naturschutzfachlichen Ziele. So soll entlang der renaturierten Abschnitte ein Auwaldstreifen in Form eines Eschengaleriewaldes entwickelt und dieser mit den noch existierenden Hangwäldern vernetzt werden. Auch im vorliegenden Fall wurde bei der Baumaßnahme der am Kanal entstandene Eschengaleriewald auf der südlichen Uferböschung erhalten. Austriebsfähige Baumstümpfe wurden im Boden belassen und Weiden vom Feuerbach wurden durch Steckhölzer neu angesiedelt. Ebenso konnten Bestände des Gelben Buschwindröschens und des Hohlen Lerchensporns gesichert bzw. umgesiedelt werden. Bei der Ansaat der Wiesenflächen wurde autochthones Saatgut verwendet, das aus der Aue vom oberen Feuerbach und des Neckars stammt. Ziel ist es, vorhandenes Naturpotential zu sichern und zu stärken. Die Verwendung standortfremden Saat- und Pflanzgutes führt zur Florenverfälschung und ist deshalb im Außenbereich nicht zulässig.

Station 2 Feuerbachrenaturierung Bauabschnitt 3

Dieser Bachabschnitt zwischen Flurstück 1934/6 und der neuen Geh- und Radwegebrücke wurde schon im Jahr 2003 naturnah umgebaut. Auch hier fand eine enge Abstimmung zwischen Tiefbauamt, Gartenbauamt und Amt für Umweltschutz statt. So konnten vorhandene, nach § 32 NatSchG besonders geschützte Feldhecken teilweise gesichert und ergänzt werden. Die Hecken wurden entmüllt und durch Holzflechtzäune gesichert. Diese bestehen aus Schnittgut, das beim Bau anfiel. Wenn die Hecken hochgewachsen sind, zerfallen die Flechtzäune. Auch in diesem Bauabschnitt wurde gebietsheimisches Pflanz- und Saatgut verwendet wie etwa das Saatgut von Wiesen im oberen Feuerbachtal oder Steckhölzer von Knackweiden, die am Feuerbach wachsen. Bei den Bauarbeiten wurde der anstehende Muschelkalk angeschnitten. Er wurde als natürliches Strukturelement zur Erhöhung der Vielfalt genutzt. Die Bauausführung der Landschaftsbauarbeiten erfolgte durch die „Neue Arbeit GmbH". Das Tiefbauamt hat das vorbildliche Projekt in einem Faltblatt dokumentiert.

Station 3 Feuerbachrenaturierung Bauabschnitt 5

Zwischen der neuen Geh- und Radwegbrücke und dem Gebäude Taläckerstraße 30/1 soll der nächste Renaturierungsabschnitt realisiert werden. Wegen des Flächenbedarfs ist hier eine enge Kooperation mit den Kleingärtnern erforderlich. So fanden hier bereits Gespräche mit den Vorständen der Siedler und Kleingärtner und der Gartenfreunde statt. Teilweise müssen die Grundstückszuschnitte verändert oder Gärten verlagert werden. In nächster Zeit ist eine Informationsveranstaltung mit den Pächtern geplant. Nach Aussagen der Vertreter des Gartenbauamtes, der Vertreter der Kleingärtner und des Tiefbauamtes gibt es keine grundsätzlichen Probleme auch hinsichtlich der Finanzierung. Das besonders alte und schöne Exemplar eines Maulbeerbaumes soll bei den Bauarbeiten erhalten bleiben, ebenso einzelne große Exemplare von Esche und Knackweide.

Thema ist auch die Feuerbachrenaturierung zwischen Gebäude Taläckerstraße 30/1 und Bahnviadukt. Für diesen Abschnitt liegt noch keine konkrete Planung vor. Ursprünglich sollte hier ein Regenrückhaltebecken gebaut werden. Auf dieses kann verzichtet werden, da die Regenwasserversickerung im Neubaugebiet Hohlgrabenäcker zur Auflage gemacht wurde. Links des Feuerbaches ist noch eine artenreiche Talwiese (Glatthaferwiese) vorhanden. Sie stellt aus naturschutzfachlicher Sicht eine Besonderheit dar und soll erhalten bleiben. Auch bei der Renaturierungsplanung ist auf den Erhalt der Wiese zu achten. Deshalb soll die Planung und der Bau von Wegen so erfolgen, dass die Wiese erhalten bleibt. Linksseitig des Baches sollen nur vorhandene Straßen und Wege für den Radverkehr genutzt werden. Die landwirtschaftliche Nutzung der Wiese wird zunehmend beeinträchtigt, da sie stellenweise von Anrainern als Spiel- und Bolzplatz genutzt wird. Es wird verabredet, das Problem durch Ansprechen der Anrainer in der Taläckerstraße zu lösen, bevor die Erneuerung des Zaunes bzw. eine Hecke erwogen werden.

Der Hang auf der rechten Feuerbachseite ist von besonders geschützten Biotopen (Gehölze) bestanden, die waldähnlich entwickelt werden sollen.

Station 4 Feuerbachrenaturierung im Bereich des ehemaligen Sportplatzes Zazenhausen

Herr Degen verweist auf die Planung des neuen Sportplatzes nördlich von Zazenhausen. Mit diesem Neubau waren Eingriffe in Natur und Landschaft verbunden. Deshalb wurden gleichzeitig der Neubau, der Rückbau der alten Anlage und die Renaturierung des Feuerbaches in diesem Bereich beschlossen. Der Abbruch des Vereinsheims ist bereits erfolgt. Herr Bez stellt zwei Planungsavarianten für die Feuerbachrenaturierung in diesem Bereich vor. Die erweiterte Variante scheiterte bisher an der Verfügbarkeit von Flächen. Auch wird festgestellt, dass einige der vorhandenen Talwiesen unterhalb des Sportplatzes als Schutz- und Sicherungsflächen eingestuft sind. Diese sollen, mit dem Ziel sie zu erhalten, in die Planung einbezogen werden. Eine vereinfachte kleinere Lösung wurde planerisch ebenfalls angedacht und vorgestellt. Herr Bez verweist darauf, dass der Rückbau des Sportplatzes und die Verlegung einer Gasleitung zu hohen Kosten führt. Diesbezüglich teilt Herr Degen mit, dass Ausgleichsmittel aus dem gesamten Stadtgebiet seit Jahren für dieses Projekt gesammelt werden. Bezirksbeirat Mammel regt an, zu prüfen, ob es Alternativen zur Verlegung der Gasleitung gibt oder ob eventuell ohnehin eine Erneuerung ansteht.
Im Bereich des ehemaligen Sportplatzgeländes ist es zu einer „Landnahme" durch Gartenbesitzer auf öffentlichem Grund gekommen (Zäune, Hüttenbauten etc.). Es soll geprüft werden, ob hier Zusagen durch das Amt für Liegenschaften und Wohnen vorliegen mit dem Ziel, einen Rückbau bis zum ausgewiesenen Weg zu veranlassen.

Im Bereich Steigwiesle wird von Herr Sigloch vorgeschlagen, die ehemalige Fußwegeverbindung (Trepple am Steigwiesle) wieder zu aktivieren. So wäre es möglich, vom Ortskern von Zazenhausen zu Fuß ins Feuerbachtal bzw. zum Haselwäldle zu gelangen. Ein wenig frequentierter Spielplatz wurde durch das Gartenbauamt bereits teilweise rückgebaut. Die anliegenden Gartengrundstücke sollen zum Be- und Enladen anfahrbar sein. Das Parkieren im Tal des Feuerbachs soll nicht gefördert werden. Vielmehr wird empfohlen, die Fahrzeuge der Gartenbesitzer im Ortsbereich von Zazenhausen zu parken.

Station 5 Entwicklungsziele Haselwäldle/Kuhstelle (Naturschutz, Erholung, Abfallbeseitigung).

Das Haselwäldle ist ein natürlich wachsender Wald. Es handelt sich um ein ausgewiesenes Waldbiotop, das im Naturschutzgebiet liegt.

Das Biotopverbundkonzept schlägt für das Haselwäldle die Verbesserung der Wegebeziehungen vom Feuerbach/Kuhstelle um das Haselwäldle in Richtung Freiberg/Mönchfeld vor. Durch die randliche Erschließung des Wäldchens könnten unkontrollierte Ablagerungen u. U. vermieden werden. Der obere Waldrand soll entmüllt und das Haselwäldle weiter zu einem naturnahen Wald entwickelt werden.

Der Wald soll seiner natürlichen Entwicklung überlassen bleiben. Die Kuhstelle, eine ehemalige Wiese, soll sich durch Sukzession ebenfalls zu einem natürlichen Wald entwickeln. Früher ging ein einfacher Fußweg von Zazenhausen kommend am Rande des Haselwäldchens schräg über den Hang Richtung Freiberg/Mönchfeld. Dieser ist nur noch ansatzweise vorhanden. Er verläuft teilweise auf privatem Grund bzw. ist er mit Gartenabfällen überdeckt.

Es soll geprüft werden, ob der Weg mit einfachen Mitteln wieder öffentlich begehbar gemacht werden kann, so dass man von Zazenhausen kommend zu Fuß den Südrand des Haselwäldles umrunden kann. Von der Maßnahme verspricht sich der Arbeitskreis eine Verbesserung der Erholungsnutzung. Auch soll damit erreicht werden, dass der Wald mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt und ein Ablagern von Gartenabfällen am oberen Waldrand vermieden wird. Diese Abfälle stammen vermutlich aus den angrenzenden Gärten und stellen für das Waldbiotop eine organische Belastung dar. Es ist deshalb daran gedacht, bei den Gartenbesitzern darauf hinzuwirken, dass organisches Material in den Gärten kompostiert und nicht im Wald abgelagert wird.
Das Forstamt wird veranlassen, dass Gartenabfälle, die auf städtischen Flächen gelagert werden, abgeräumt werden.

Station 6 Grünstreifen und Biotoppflege

Auf dem Weg zu Station 6 wird auch der Grünstreifen der Landwirte entlang des Feldweges besichtigt. Die Wiesenmischung hat sich gut etabliert. Im Juni fand eine Mahd mit Abräumen des Mähgutes statt. Herr Fink verwies auf das neue Faltblatt zum "Pilotprojekt Grünstreifen", das vom Bürgerverein Zazenhausen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Umweltschutz herausgegeben wurde. Es liegt diesem Protokoll bei und kann bei Bedarf beim Bürgerverein Zazenhausen, Herrn Waible, Helmulfstraße 8, 70437 Stuttgart angefordert werden.

Der Magerrasen (Biotop Nr. 55) an der Böschung Kirchberg wurde von der Aktiv-Gruppe Faber Ende Mai gemäht. Die Zielarten (Aufrechter Ziest, Ackersteinsame etc.) wurden bei der Mahd ausgespart, das Mähgut auf den unterhalb liegenden landwirtschaftlichen Flächen verteilt. Die Austriebe der Brombeeren entlang der Hecke wurden von Landwirt Benz mechanisch zurückgeschnitten.
Besichtigt wurde außerdem das Biotop Nr. 52, das vom Bürgerverein Zazenhausen am 1. Juli gepflegt wurde, ebenso die Magerasenböschung am Bisachgraben (Biotop Nr. 75) das vom Ehepaar Michl gepflegt wird.

Herr Fink hob die geleistete ehrenamtliche Arbeit hervor und schließt die Begehung mit einem herzlichen Dank im Namen des Arbeitskreises und des Amtes für Umweltschutz an alle Mitglieder und Aktive des Arbeitskreises für ihren ehrenamtlichen Einsatz und ihr Engagement.

 

Wegroute der Begehung


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