Sprecher der Stuttgarter Bürgervereine behauptet:

"Faustschlag gegen die Demokratie"

Schnabel rügt "uneinsichtiges Verhalten"
des Kultusministers in Zazenhäuser Schulfrage

Mit harten Worten hat der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Stuttgarter Bürgervereine, Rudolf Schnabel, das Verhalten des Kultusministeriums gegenüber den Schulwünschen der Zazenhäuser Bürger gerügt, als er am Dienstagabend in der Jahresversammlung der Arbeitsgemeinschaft zum Abschluss seiner zweijährigen Amtszeit seinen Rechenschaftsbericht gab.

Die ministerielle Uneinsichtigkeit, so sagte Schnabel, gegenüber den Sorgen der Zazenhäuser, die ihre vom Schulentwicklungsplan III bedrohte "Zwergschule" behalten wollten, um ihren Kindern den lebensgefährlichen Schulweg nach Zuffenhausen zu ersparen, sei ebenso ein "Faustschlag gegen die Demokratie wie die selbstherrliche Haltung des Kultusministers in der Frage des "Gerlinger Schulversuchs". Der von ihm (Schnabel) in der Frage der Zazenhäuser Zwergschule angerufene Ministerpräsident habe ihm schriftlich zugesagt, die Angelegenheit genau zu prüfen.

Schnabel bezeichnete es in seinem Rechenschaftsbericht als schmerzlich, dass die um die "Praktizierung der Demokratie" bemühten Bürger immer wieder durch autoritäres Verhalten von Behörden gezwungen würden, zum "letzten Mittel" zu greifen und auf der Straße zu demonstrieren. Durch vernünftige Gespräche mit den Bürgern ließen sich solche Probleme besser und vor allem befriedigender lösen als durch "diktatorische Maßnahmen". In diesem Zusammenhang ermahnte Schnabel auch die Stadtplaner, nicht über die Köpfe der Bürger hinwegzuplanen, bei der Planung stets in erster Linie an den Menschen zu denken und sich als Bürger im Gespräch mit den Mitbürgern um die befriedigende Lösungen zu bemühen, um die Stadt nicht "unmenschlich" werden zu lassen.

Rudolf Schnabel hatte sich zum Schluss seiner zweijährigen Amtszeit, in der sich die Zahl der Stuttgarter Bürgervereine von 16 auf 32 - nur Münster, Hedelfingen, Wangen und Botnang haben noch keine solchen Vereinigungen - verdoppelt hat, nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung Max Rauser vom Bürgerverein Dachswald. Zu dessen Stellvertretern wurden Hannelore Sommer vom Degerlocher Frauenkreis und Karlheinz Gühne aus Heumaden bestimmt.

von petz
Stuttgarter Zeitung vom 6.2.1974
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