Andriof drückt bei neuer Neckarbrücke aufs Tempo

Regierungspräsident will Bau noch 2007 starten -
Informationstreffen mit Rathauschefs

Stuttgart - Trotz massiver Bedenken will sich Regierungspräsident Udo Andriof nicht von der Idee abbringen lassen, mit einer neuen Neckarbrücke einen ersten Grundstein für den Nord-Ostring zu setzen. Noch im Jahr 2007 soll mit dem Bau begonnen werden.

Über den Dauerstau im Nordosten von Stuttgart stöhnende Pendler werden es mit Freude vernehmen: Obwohl die Kommunen im Rems-Murr-Kreis eine neue Verkehrslawine auf sich zurollen sehen und sich das Stuttgarter Rathaus um seine Cross-Border-Leasing-Verträge fürs Klärwerk Mühlhausen sorgt, scheint Stuttgarts Regierungspräsident Udo Andriof festentschlossen, zwischen Remseck-Aldingen und Stuttgart-Mühlhausen einen neuen zweispurigen Überweg über den Neckar zu verwirklichen. „Das Verkehrsproblem im Nordosten von Stuttgart bedarf einer zeitnahen Lösung", erklärte der Behördenchef am Montag bei einer Informationsrunde mit den beteiligten Landräten und Oberbürgermeistern der betroffenen Städte.

Andriof klärte die illustre Runde über die Ergebnisse der öffentlichen Anhörung für die geplante Neckarquerung auf - und drückte aufs Tempo. Bereits im Juli soll das Planfeststellungsverfahren für die drei Kilometer lange und inzwischen auf etwa 19 Millionen Euro Baukosten geschätzte Maßnahme beginnen. Laut Andriof könnte noch im Jahr 2007 der Bau der Brücke starten. Derzeit arbeitet das Regierungspräsidium an einem Vorentwurf für die Trasse. Er wird dem Innenministerium zur Genehmigung vorgelegt werden.

Obwohl sich vor allem in Waiblingen und Fellbach erheblicher Protest gegen die Planung regt und sich auch Stuttgart gegen die neue Neckarbrücke wehrt, sieht Andriof unter den Kommunen „den Grundkonsens, dass die derzeitigen Verkehrsverhältnisse dringend verbesserungsbedürftig sind".

Udo Andriof , Foto: Kern
Die mit zwei Fahrspuren geplante Brücke über den Neckar soll für Entlastung sorgen. Bei der ersten Vorstellung seiner Pläne im Juni 2005 hatte Andriof die als Landesstraße 1197 firmierende Flussquerung als „ersten Baustein für einen Nordostring" bezeichnet. In einer Grobschätzung veranschlagte er die Kosten damals noch mit 14 Millionen Euro.

Quälende Staus sollen mit dem Überweg der Vergangenheit angehören. Allein auf der bestehenden Neckarbrücke in Remseck soll sich der Verkehr von derzeit 37 600 auf 25 200 Fahrzeuge täglich verringern. „ Ich bin überzeugt, dass die optimierte Planungsvariante C1 besonders geeignet ist, einerseits Remseck deutlich zu entlasten und andererseits die Auswirkungen für Fellbach und Waiblingen sowie die Umwelt so gering wie möglich zu halten", erklärte Andriof am Montag den Rathausvertretern.

Kommunen und Behörden, aber auch IHK und Umweltverbände hatten bis Ende Februar die Möglichkeit, Bedenken zur Planung vorzubringen. Laut Frank Buth, Sprecher des Regierungspräsidiums, ging es vor allem um befürchteten Verkehrszuwachs, Eingriffe in den Naturhaushalt und die von Kritikern angezweifelte Verkehrsstudie. Stuttgart äußerte die Sorge, dass sich die Cross-Border-Verträge als Fußangel erweisen könnten. Im Vorentwurf ist deshalb die Brücke an den östlichen Rand des Klärwerks gerückt. Buth: „Das ist unser Angebot an Stuttgart, das Klärwerk so wenig als möglich zu beeinträchtigen." Laut Stuttgarts Erstem Bürgermeister Michael Föll kam die Stadt nach intensiver Lektüre der Verträge zum Schluss, dass ein Brückenbau auf der Brachfläche keinen Streit mit den Investoren provoziert.


Neue Trassenvariante für Brücke (Pfeil) beim Klärwerk Mühlhausen, Foto: StN

Von Sascha Schmierer, Stuttgarter Nachrichten vom 16.05.2006
www.stuttgarter-nachrichten.de

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