Am Rande flatterte das mehrere Meter hohe Symbol des einstigen Kampfes im Mittagswind. Das blaue Autobahn-Piktogramm ist mit einem dicken roten Balken quer durchgestrichen. Es erinnert wie ein Mahnmal an die zentrale Forderung der Trassengegner. „Die Fahne haben unsere Frauen anlässlich des Stuttgart-Besuches von Michail Gorbatschow aus mehreren Leintüchern genäht. So hat sich die Schutzgemeinschaft Krailenshalde auf ihre Weise am Begleitprogramm für den russischen Staatschef beteiligt", berichtet der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Krailenshalde grinsend.
Die Tage des Widerstands sind vorbei, aber sie haben sich gelohnt. „Wir freuen uns, dass wir heute hier auf der ehemaligen Eselsweide zusammen feiern können", sagt Michl 20 Jahre danach und zeigt auf den Grünstreifen unterhalb der Wiese, auf der sich die Trassengegner am Sonntag zur Jubiläums-Hocketse unter Sonnenschirmen zusammengefunden hatten: „Hier hätte laut den Plänen die Krailenshaldentrasse durchführen sollen, mitten durch dieses wunderschöne Landschaftsschutzgebiet." Es wurde nichts aus den im Stuttgarter Rathaus mit Vehemenz verfolgten vierspurigen Straßenausbauplänen. „Alles ringsum ist grün geblieben", freut sich Michl. Doch er will sich nicht allein im Licht des einstigen Erfolgs sonnen. Dass heute niemand mehr von der Krailenshaldentrasse spreche, sei nicht allein das Verdienst der Schutzgemeinschaft: „Wir hatten wichtige Verbündete in der Kommunalpolitik", erinnert sich Michl. Die Lobby der Straßenbefürworter sei zwar mächtig gewesen, aber Grüne und SPD stimmten gegen die Pläne, genauso wie Ingrid Walz von der FDP. Die Stadtautobahn, die das Frischluftreservoir und Naherholungsgebiet zerstört hätte, wurde 1994 ganz knapp abgelehnt. „Wir brauchten einen langen Atem, um den autobahnähnlichen Ausbau mitten durch das Gartengebiet zu verhindern." Vielleicht könne der Verein, der heute noch 150 Mitglieder zählt, anderen Bürgerinitiativen Mut machen und sie darin bestärken, dass sich der Kampf lohne, meint Michl.
Momentan setzt sich die Schutzgemeinschaft Krailenshalde gemeinsam mit anderen Vereinen und Initiativen für neue verkehrspolitische Projekte ein. Um Zuffenhausen dauerhaft von Abgasen, Lärm und Autoverkehr zu entlasten, müsse die B 10/27 unter die Erde gebracht werden: „Wir brauchen einen Tunnel und den Abriss der Rampe an der Friedrichswahl." Letzteres sei weitgehender Konsens. Aber auch der Tunnel stehe im Flächennutzungsplan und sollte deshalb auch realisiert werden. Michl fordert, die momentane Straßenplanung für die Heilbronner Straße so zu gestalten, dass sie einer zukünftigen Tunnelplanung für die B 10/27 nicht entgegenstehe. Im Gegenteil: „Beide Planungen müssen kompatibel gestaltet werden."
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