Jetzt muß kein Schulrat mehr fliehen

Bezirkshaus wurde nach über zweijähriger Bauzeit eingeweiht - Nur der Name fehlt noch

ZAZENHAUSEN. Was lange währt, wird endlich gut. Die Mehrzweckhalle, für die der Förderverein seit 1986 kämpft, wurde am Wochenende offiziell eingeweiht. Wolfgang Matthias, Leiter des Hochbauamts, übergab Erstem Bürgermeister Dr. Gerhard Lang einen Ring mit drei Schlüsseln - symbolischer Ausdruck für die drei Bereiche Schule, Feuerwehr und Mehrzwecksaal, die in dem Gebäude am Ortsrand untergebracht sind. Daß weder OB noch Kultusministerin zur Feier erschienen sind, tat der Freude der Zazenhäuser keinen Abbruch. Manfred Rommel hatte laut Lang eine "unaufschiebbare politische Verpflichtung", Dr. Marianne Schultz-Hector wurde von der Grippewelle außer Gefecht gesetzt.

Ihr Vertreter Dr. Paul Diesch, Ministerialrat im Kultusministerium, erinnerte daran, wie hart die Zazenhäuser um ihre neue Schule kämpften. So mußten laut einer Anekdote zwei Schulräte 1970 fliehen, als sie behaupteten, ein Neubau sei unnötig. Nur in Form einer Mehrzweckhalle ließ sich der Plan dann doch noch verwirklichen. "Die Kombilösung rettete alles", meinte Bezirksvorsteher Wolfgang Meyle. Dennoch wäre auch sie fast noch den Sparmaßnahmen der Stadt zum Opfer gefallen, wie Bürgermeister Lang freimütig einräumte.

Ein so schönes Bauwerk braucht natürlich auch einen schönen Namen. An originellen Ideen mangelt es jedenfalls nicht. Um auch wirklich den besten zu finden, verteilte der Förderverein eine Liste mit vier Vorschlägen. Soll das Gebäude künftig "Sturmfeder-Haus" heißen, nach der Figur Georg von Sturmfeder aus Wilhelm Hauffs Roman "Lichtenstein". Oder "Zazenhaus"? Vom Bürgervereinsvorsitzenden Reinhold Weible stammt der Begriff "Zatrium". Schließlich steht auch "Emhild-Haus" zur Diskussion, benannt nach einem der vier Stifter, die dem Kloster Lorsch ihr Vermögen geschenkt haben. Nach einer ersten Auswertung des Fragebogens liegt "Zazenhaus" eindeutig in Führung.

Daß sie das Abc bereits beherrschen, zeigten die Zazenhäuser Grundschüler in ihrem neuen Zuhause. Bei jedem Buchstaben - groß aufgemalt auf einen Karton - bedankte sich eines der Kinder bei den am Bau beteiligten Personen. Auch die Anwohner wurden unter "N" nicht vergessen: "Wir danken den Nachbarn für ihre Geduld". Rektorin Astrid Arhelger verband die Danksagung mit einer Bitte: "Wir sind leider noch nicht umgezogen, so daß wir auch in den nächsten Wochen noch Helfer gebrauchen können."

Die Einweihungsfeier wurde sogar "live" übertragen. Auf einer großen Leinwand in der Feuerwehrhalle konnten die Besucher das Geschehen im Saal oben mitverfolgen. "Luke" Jäger von der Flugsportgruppe Heinkel hatte einen Übertragungswagen der Polizei organisiert. Allerdings ließen technische Probleme - die Bildqualität ließ zu wünschen übrig, der Ton überschlug sich - keine richtige Fernsehstimmung aufkommen. Die meisten drängten dann doch noch oben in den überfüllten Saal.

Auch Freunde der leichteren Unterhaltung kamen auf ihre Kosten. Die Jazz-Band "Seven-up" wartete gleich zu Beginn und am Schluß mit fetzigen Rhythmen auf. Letzteres allerdings vor fast leeren Rängen. Die überwiegende Mehrheit zog es vor, im Foyer "Small-talk" mit Wein und "süßen Stückle" zu betreiben oder sich in den Klassenzimmern umzusehen. Für die kleinen Gäste wurde der Nachmittag dank einer Bastelecke ebenfalls recht kurzweilig.

"Ich hoffe, dass das Gebäude mit Leben erfüllt wird", meinte Heidi Weber in ihrer Ansprache. Darüber braucht sie sich keine Sorgen zu machen. Im Sommer ist ein Kindertheater, im Herbst ein großer Ball mit buntem Abend unter Mitwirkung aller Vereine geplant. Geburtstagsfeiern und ähnliches wurden ebenfalls bereits bei der Fördervereinsvorsitzenden angemeldet.

Die Zazenhäuser Mehrzweckhalle
Viel Prominenz war in den Stuttgarter Norden gekommen
FEUERWEHRHAUS, SCHULE UND VEREINSHEIM in einem: Die Zazenhäuser Mehrzweckhalle wurde am Wochenende eingeweiht. Viel Prominenz war in den Stuttgarter Norden gekommen, um der Fördervereinsvorsitzenden Heidi Weber (dritte v. r.) zu gratulieren. Fotos (4): Forster

Erster Bürgermeister Dr. Gerhard Lang
VERTRAT MANFRED ROMMEL: Erster Bürgermeister Dr. Gerhard Lang lobte das "Bürgerengagement gegenüber Behörden und Gemeinderäten."

"N" wie Nachbarn
"N" WIE NACHBARN - für die Geduld der Anwohner bedankten sich die Grundschulkinder. Rektorin Astrid Arhelger sorgte für die richtige Lautstärke.


Zeitungsartikel (22.03.1993) dankenswerter ausgeliehen von Astrid Arhelger.
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