Ein Anfang beim Ortsbild

Die Stadt möchte etwas für Zazenhausen tun

Bei einem Besenwirtschaftsbesuch dieser Tage musste sich Zuffenhausens Bezirksvorsteher Wolfgang Meyle folgenden Vorwurf einer Besucherin anhören: "Sie sieht man auch nur einmal am ja, am Volkstrauertag, in Zazenhausen." Die Zazenhäuser, so entnahm der Bezirksvorsteher diesem Vorwurf, fühlen sich stiefmütterlich von der Stadt und der Bezirksverwaltung behandelt. Allein, der Vorwurf in der Besenwirtschaft war unberechtigt, denn in der Verwaltung ist Zazenhausen kein "unbekannter" Stadtteil. Nachdem nun Zazenhausen nicht in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes aufgenommen wurde, möchte die Stadt Stuttgart auf eigene Rechnung etwas zur Aufwertung des Stadtteiles tun. Die erste Maßnahme steht schon fest. In der Spitalhofstraße soll der ehemalige Brunnen wieder aktiviert werden, daneben soll auch die Umgebung gestalterische aufgewertet werden.

Das Dorfentwicklungsprogramm des Landes sieht vor, mit öffentlichen Mitteln Ortsbilder mit dörflichen Charakter aufzuwerten. Zwar hat die Stadt die Aufnahme Zazenhausens in das Programm beantragt, aufgenommen wurde im Bereich Stuttgarts jedoch lediglich Plieningen. Somit entschloss man sich von seiten der Stadt, auf eigene Rechnung etwas für Zazenhausen zu tun. Freilich, in Zeiten knapper öffentlicher Mittel können von diesen Maßnahmen keine Wunderdinge erwartet werden.

Die Maßnahme und in der Spitalhofstraße soll ein erster Schritt sein. Die dafür notwendigen Mittel laufen über Haushaltstitel der einzelnen Fachämter. So wird das Tiefbauamt die Leitungen für den Brunnen instandsetzen. Das Gartenbauamt wird die Umgebung des Brunnens ausgestalten. Der Brunnen selbst spendet schon seit vielen Jahren kein Wasser mehr. Um wenigstens den steinernen Brunnentrog nicht allein an der Straße stehen zu lassen, wurde er bisher mit Blumen bepflanzt.

Derzeit wird von den zuständigen Ämtern eine Vorlage erarbeitet über die der Bezirksbeirat voraussichtlich im Mai beraten wird. Als nächste Maßnahme wäre die Ausgestaltung der Kreuzung Blankensteinstraße/Spitalhofstraße/Kirchäckerstraße denkbar. Sicherlich sind solche Maßnahmen nicht allzu spektakulär doch Bezirksvorsteher Meyle sieht darin einen Ansatz, für die Erhaltung der dörflichen Struktur.

Ein spürbarer Aufschwung in der Entwicklung der Stadtteiles wird sowieso erst mit der Aufsiedlung der neuen Wohngebiete erwartet. Derzeit leben 1300 Einwohner in Zazenhausen, eine Zahl, die für eine funktionierende Infrastruktur nicht tragbar ist. 3000 Bewohner, zu schätzen Experten müssen vorhanden sein, um die Lebensfähigkeit eines Stadtbezirkes zu gewährleisten.

Am Beispiel der Schule lassen sich die Probleme erläutern, die durch eine zu geringe Bevölkerung entstehen. Es bedurfte eines massiven Einsatzes der Zazenhäuser, um wenigstens die beiden ersten Grundschulklassen im Stadtteil zu behalten. Mittlerweile findet der Unterricht im alten Rathaus in der Emhildstraße statt. Die Misere würde sich durch einen entsprechenden Anteil an neuen Bewohnern von selbst lösen, denn da einer ausreichenden Zahl von Kindern, könnte in Zazenhausen eine eigene Grundschule geführt werden.

Der Stadt ist es mit der Erweiterung von Zazenhausen ernst. Das Neubaugebiet Kirchäcker ist bereits erschlossen, für Hohlgrabenäcker und Sturmfederstraße soll der Aufstellungsbeschluss der Bebauungspläne noch vor der Sommerpause vom technischen Ausschuss der Stadt Stuttgart gefasst werden.

Der Wille ein Lebenswegestadtteil zu sein, ist in Zazenhausen sicherlich verhandeln. Die Bindung der Bewohner an ihren Stadtteil ist besonders groß, örtliche Ereignisse werden gemeinsam verfolgt oder gefeiert, wie das Kirchenjubiläum oder die Einweihung des neuen Eisenbahnviaduktes im vergangenen Jahr gezeigt hatten. Aktiv ist auch das Vereinsleben. So betreibt die Freiwillige Feuerwehr beispielsweise eine beispielhafte Pflege der Partnerschaft zu Zuffenhausens Partnerstadt La Ferté. Die jährlichen Begegnungen organisieren die Zazenhäuser schon lange selbst. "Und dafür", so erklärte der Bezirksvorsteher, "wurde noch nie ein Zuschuss beantragt. Das finanziert die Feuerwehr aus den eigenen Aktivitäten, wie die Hocketse, selbst".


Nicht mehr Blümchen spriessen, sondern Wasser fließen
soll in dem ehemaligen Brunnen in der Spitalhofstraße in Zazenhausen. Foto: Lang

Von la, aus einer Zeitung, März 1983

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