Trauerspiel: A 87 und Zazenhausen

Scheitert Ortserweiterung am ungeklärten Nord-Ost-Ring?

Als "Klotz am Bein" bezeichnet Zuffenhausens Bezirksvorsteher Walter Frank die geplante Straßenverbindung zwischen Zuffenhausen und dem Remstal. Als A 87, neuerdings auch als B 29, geistert dieser sogenannte "Nord-Ost-Ring" Stuttgart in den Zukunftsplänen der Straßenbauer herum. Im alten Flächennutzungsplan wurde bereits eine Trasse festgelegt, die zwischen Heinrizau und Hohlgrabenäckern und dann nördlich von Zazenhausen in Richtung Mühlhausen verläuft. Diese Trasse will heute niemand mehr - aber sie verhindert die Bebauung von Grundstücken, obwohl eine nennenswerte Ortserweiterung Zazenhausens zum Überleben dieses Stadtteils dringend notwendig wäre.

Bekanntlich hatte der Stuttgarter Gemeinderat im Mai dieses Jahres beschlossen, die Kirchäcker und die Hohlgrabenäcker im neuen Flächennutzungsplan als Wohngebiete auszuweisen, die möglichst schnell bebaut werden sollen. Da jedoch im alten Flächennutzungsplan diese Gebiete von der A-87-Trasse berührt werden, will das Regierungspräsidium die entsprechenden Bebauungspläne nicht genehmigen. Im Bereich Kirchäcker wurde deshalb ein Bebauungsplan erarbeitet, der vorläufig nur etwa 20 Häuser vorsieht.

Vor kurzem hat sich der Bürgerverein Zazenhausen in dieser Sache an das Regierungspräsidium gewandt, um eine Änderung seiner Haltung zu erreichen. Dort, so berichtet der Bürgerverein, erhielt man die Auskunft, dass die Straßenbauabteilung des Regierungspräsidiums eine Bebauung ablehne, um die Stadt Stuttgart zu zwingen, sich schneller mit Kornwestheim über eine neue Trasse für die ungeliebten A 87 zu einigen. Da auch das Regierungspräsidium eine andere Trasse als die im alten Flächennutzungsplan festgelegte wolle, könnte man zwar theoretisch den Bebauungsplänen zustimmen, man wolle aber die Nichtgenehmigung als Druckmittel gegen die Stadt Stuttgart benutzen und dieses Pfand auf keinen Fall aus der Hand geben, erfuhren die Zazenhäuser.

Das brachte die Zazenhäuser Bürgervereinsaktivisten natürlich erst recht auf die Palme. Sie protestierten gegen diese Haltung beim Regierungspräsidenten. In ihrem Beschwerdebrief heißt es unter anderem: "Das Recht unserer Ortschaft zum Überleben hat doch vor dem Verlangen einer Behördenabteilung zu stehen, einer anderen Behörde zu zeigen, wo's lang geht. Behörden sollten sich doch zum Gedeihen von Gemeinwesen einsetzen und nicht auf deren Kosten und zu deren Lasten."

Nicht der Regierungspräsident, sondern ein Beamter seiner Behörde antwortete daraufhin den Zazenhäusern. Auch in diesem Brief ist jedoch keine Änderung der Position des Regierungspräsidiums zu erkennen. So heißt es auch wieder: "Solange jedoch hinsichtlich der künftigen Linienführung für den Nord-Ost-Ring Stuttgart zwischen den beteiligten Planungsträgern keine Einigkeit besteht, kann von der bisher festgelegten Trasse nach dem Flächennutzungsplan Stuttgart leider noch nicht abgegangen werden."

Eine Einigung der verschiedenen betroffenen Gemeinden, die in Stuttgart vor allen Dingen Kornwestheim und Fellbach, scheint zur Zeit jedoch mehr als unwahrscheinlich. Der Fellbacher Gemeinderat hat die geplante Straßenführung in seinem Bereich abgelehnt, und Stuttgart will dem Bau der Straße nicht zustimmen, wenn sie nicht gleich bis zur Bundesstraße 14 im Remstal weitergeführt werden kann.

Vom Regierungspräsidium wiederum wurde nun signalisiert, dass die Straße vor 1990 wohl sowieso nicht kommen wird. Schließlich hat dieses Straßenbauprojekt wieder beim Bund noch beim Land in puncto Zuschüsse Priorität. Auch Zuffenhausens Bezirksvorsteher Walter Frank will von der Straße nichts wissen: "Der Nord-Ost-Ring bringt für Zuffenhausen keine Entlastung."

Wie es weitergehen soll, oder wenigsten wie es weitergehen könnte, erfahren die Bürger Zuffenhausens und Zazenhausens am 11. Dezember. An diesem Tage wird der Leiter des Stadtplanungsamts, Oberbaudirektor Albert Ackermann, zur öffentlichen Bezirksbeiratssitzung nach Zuffenhausen kommen, um über den Planungswirrwarr zu berichten.

Von ke, aus der Zeitung Nordstuttgarter Rundschau, November 1979

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