Viele Stimmen gibt es zu verlieren
16 lokale Gemeinderatskandidaten
stellten sich dem (Wähler-)Volk
ZUFFENHAUSEN - Der Andrang war recht groß im Dietrich-Bonhoeffer-Haus
beim Kandidaten-Forum der vier heimischen Bürgervereine. Doch daran trugen
in erster Linie die Hauptakteure selbst bei, denn bis auf ganz wenig Ausnahme
waren alle erschienen, die vom Wahlvolk aus Zuffenhausen, Stammheim, Zazenhausen
und Rot am 13. Juni in den Gemeinderat gewählt werden wollen.
Voll bei der Sache - auf dem Prüfstand des Wahlvolks standen die Anwärter
auf einen der 60 Gemeinderatssitze beim Kandidaten-Forum der vier
Nord-Stuttgarter Bürgervereine. -m-
Etwas enttäuschend dagegen das Publikumsinteresse, denn
es hätten noch einige Platz im großzügig bestuhlten Saal gehabt. So aber
nutzte nur ein "selektierter" Kreis die von Moderator Bernd Ruof (Chefredakteur
"Stuttgarter Wochenblatt") souverän moderierte Veranstaltung, um die Kandidaten
aus dem eigenen Wohnort näher kennen zu lernen und ihre "Wählbarkeit"
auf Herz und Nieren zu prüfen.
Stammheim Bürgervereinsvorstand Martin Hechinger appellierte
schon bei der Begrüßung an den Lokalpatriotismus unterm Publikum, damit
vor allem die "eigenen" Kandidaten gleich welcher Partei eine Chance für
den Einzug ins Stuttgarter Rathaus haben. "Wir haben am 13. Juni viele
Stimmen zu verlieren," betonte Hechinger, ehe er das Mikrofon an die neun
Kandidaten im Saal übergab, die sich und ihre Ziele als mögliches Mitglied
im Stadtparlament vorstellen durften.
Die Palette der Persönlichkeiten hätte bunter nicht sein
können - Männlein, Weiblein, Arbeiter, Handwerker, höhere Angestellte,
Hausfrau, junge - voller Tatendrang und reifere, gesetzte Persönlichkeiten,
alles war vertreten in dieser Runde aus fünf verschiedenen Parteien.
Danach gaben die "7 Auserwählten" auf dem Podium ihren Steckbrief
ab - jeweils 2 Vertreter stellten CDU und SPD - FDP, Freie Wähler und
Grüne waren je einmal vertreten. Und dann ging's zur Sache sprich zu den
Wünschen und Fragen aus dem Publikum. Dabei erwiesen sich fast alle Lokalpolitiker
als kompetent in Sachfragen und glaubwürdig in ihren Argumenten. Lediglich
bei Problemen außerhalb der Lokalpolitik gab es Unstimmigkeiten und Moderator
Ruof war gefragt, um die Diskussion wieder auf den Punkt sprich auf die
vier vertretenen Stadtbezirke zu lenken. Denn dieser Stoff erwies sich
ohnehin als abendfüllend, wobei kaum ein wichtiges Thema aus Zuffenhausen,
Stammheim, Zazenhausen oder Rot ausgespart wurde.
Hier einige Zitate der Teilnehmer:
Robert Thurner (SPD): "Bei den Begleitmaßnahmen zur U15 sollte man sich
schnell einig werden, denn angesichts leerer Kassen könnten die zugeteilten
Millionen von Bund und Land ganz schnell für weniger umstrittene Projekte
verwendet werden."
Elisabeth Heinz (CDU) zum Schmutz in den Schulen, für den jetzt nicht
mehr die Hausmeister, sondern Putzdienste von außerhalb zuständig sind:
"Der Gemeinderat kann doch nicht die Schulen putzen. Die Eltern sollten
sich an die Lehrer und die Schulleitung wenden, wenn die Zustände unzumutbar
werden."
Judith Vowinkel (SPD) zur Kindergartensituation: "Die Kindereinrichtungen
sollten so in der Nähe liegen, dass die Mütter ihre Kinder zu Fuß hinbringen
können und nicht mit dem Auto den Nahverkehr noch zusätzlich belasten."
Rene Hildebrandt (CDU) zum Thema ÖPNV: "Beruhigte Straßen sollten da eingeführt
werden, wo sie sinnvoll sind. Vor dem täglichen Stau im Nahverkehr habe
ich keine Bange, denn ich fahre täglich erst mit dem 52-er Bus und dann
mit der Stadtbahn zur Arbeit."
Karl-Heinz Schmid (FDP) zum Nordost-Ring und ÖPNV: "Bei den großen Projekten
stellen wir momentan die Weichen für die nächsten 50 Jahre. Deshalb ist
durchaus mehr Fantasie angesagt. Warum keine Stadtbahn nach Ludwigsburg
und kein Ringverkehr der U5 über Mönchfeld hinaus nach Mühlhausen? Und
deshalb auch keine Nordostumfahrung, zumindest keine, die das Gebiet um
Zazenhausen auf Dauer belastet."
Silvia Fischer (Grüne): "Wir werden nicht locker lassen bei den Themen
Lärmminderungsplan, Luftbelastung und bei der Umsetzung der Machbarkeitsstudie
für Zuffenhausen. Die Arbeit des "Runden Tisches" verdient unsere Anerkennung.
Hier aus den Reihen der Bevölkerung kommen viele brauchbare Vorschläge."
Marion Haug (CDU) zum Güterverkehrszentrum: "Nicht nur die benachbarten
Wohngebiete sind betroffen, sondern ganz Stammheim und auch Zuffenhausen.
Deshalb ist es wichtig, dass wir uns zu gemeinsamen Vorschlägen durchringen,
so wie es der Stammheimer Bezirksbeirat vorgemacht hat."
Stefan Palmer (Freie Wähler): "Ein Lob an die vier Bürgervereine für diese
Veranstaltung. Wir als Freie Wähler sind ja keine politische Partei und
stehen schon immer für das Ziel, möglichst viele lokale Kandidaten gleich
welcher Couleur in den Gemeinderat zu bringen."
Das betonte auch der amtierende Stadtrat Robert Thurner, dem es vorbehalten
war, das letzte Wort zu sprechen: "Wenn wir alle an einem Strang ziehen,
dann ist es um die vier Stadtbezirke im Norden nicht schlecht bestellt."
-m
Die Wähler stets im Focus - beim Kandidatenforum stellten sich insgesamt
16 Vertreter der 5 Gemeinderatsfraktionen den Fragen des Publikums. -m-
Aus "Stuttgarter Wochenblatt - Lokalausgabe Zuffenhausen",
Nr. 18, 29. April 2004
www.stuttgarter-wochenblatt.de
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