Bürgervereine rufen zum
Lokalpatriotismus an der Wahlurne auf
Stuttgarts Norden ist im Gemeinderat unterpräsentiert
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Wer will, findet in seiner Nachbarschaft
Kandidaten aus fast jeder Partei
Zuffenhausen. Zuffenhäuser, wählt Zuffenhäuser. Den Bürgern
diese Botschaft nahe zu bringen, war Sinn einer kommunalpolitischen Podiumsdiskussion
am vergangenen Donnerstag. Die Stammheimer, Zazenhäuser und Roter sind
noch zu ergänzen. Denn zur Veranstaltung gewordenen Aufforderung zum Lokalpatriotismus
an der Wahlurne hatten die Bürgervereine der vier Stadtteile ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus
eingeladen. Der Statistik und der Hoffnung wegen: in den vier nördlichen
Stadtteilen leben acht Prozent der Stuttgarter, aber lediglich 3,3 Prozent
der Stuttgarter Stadträte. Diejenigen, die sich in den Bürgervereinen
engagieren, hoffen, dass sich das am 13. Juni ändert, dem Tag der nächsten
Kommunalwahl. Und sie hoffen, dass ihre Wünsche dann im Gemeinderat lauter
ausgesprochen und aufmerksamer gehört werden.
An der Auswahl kann es kaum liegen, dass die Nord-Stuttgarter ihre Kandidaten
bisher darben lassen, statt sie mittels kumulieren und panaschieren an
den Bewerbern anderer Stadtteile vorbei ins Stadtparlament zu schieben.
16 Bewerber stellten sich ihren Wählern vor, einige mehr hätten es noch
sein können, waren aber verhindert. Wohl geriet die allgemeine Diskussion
nach der Vorstellungsrunde wegen der Masse der Meinungen, die zu lokalpolitischen
Themen gesagt werden wollten, einigermaßen sperrig und erbrachte nicht
wesentlich mehr als die Erkenntnis, dass in Verkehrsfragen parteiübergreifende
Einigkeit herrscht. Die Blechlawine droht den Norden zu ersticken.
Was die Grundbotschaft aber keinesfalls behinderte. Wer einen Kandidaten
aus seiner Nachbarschaft in den Gemeinderat schicken möchte, findet ihn
in jeder Partei nahezu. Die Anhänger grüner Politik müssen auf dem Stadtplan
ein wenig abrücken. Gleichsam stellvertretend war die Stadträtin Silvia
Fischer aus Feuerbach nach Zuffenhausen gekommen, "woran sie erkennen,
dass wir hier durchaus noch Mitglieder aufnehmen könnten", sagte sie.
Oder auch daran, dass die Grüne Ursula Marx aus Stuttgart-Rohr, also vom
anderen Ende Stuttgarts aus, den Norden mitbetreut.
Ansonsten herrscht die freie Auswahl bei der lokalpatriotischen Wahl.
Die Sozialdemokraten schicken die Studentin Ariane Zürn in den Wahlkampf,
die Freien Wähler den 68-jährigen Gartenbaumeister Stefan Palmer. Für
die CDU bewirbt sich der Neu-Roter René Hildebrandt, für die FDP
der Alt-Zuffenhäuser Karlheinz Schmid - beispielsweise. Ihnen allen gemeinsam
ist, bei allen politischen und privaten Unterschieden: In den Gemeinderat
gewählt wurden sie noch nie. Was insbesondere für Schmid gilt. Sein aktueller
Anlauf zum Sprung ins Stadtparlament ist bereits der fünfte. Er wird mit
einiger Sicherheit auch diesmal an der Hürde hängenbleiben. Grund dafür
ist weniger eine womögliche Missgunst der Wähler, mehr Schmids Misserfolg
beim innerparteilichen Gerangel um die vorderen Plätze auf der Wahlliste.
Er steht auf Platz zwölf, hat damit nur eine Chance, wenn tatsächlich
etliche Zuffenhäuser gezielt Zuffenhäuser wählen - was wiederum für Schmid
nur beispielsweise gilt. Auch die anderen Parteien haben die Kandidaten
aus den Bezirken Stammheim und Zuffenhausen vorwiegend auf den hinteren
Startreihen ins Rennen geschickt. Voraussichtlich sichere Plätze haben
lediglich die Stadträtin Elisabeth Heinz (CDU) und die Jung-Bewerberin
Ariane Zürn (SPD).
INFO: Die Kandidaten, die sich bei der Podiumsdiskussion vorgestellt
haben, waren (in Klammern ihr Platz auf der Wahlliste):
CDU: Elisabeth Heinz (20), Marion Haug (26), René Hildebrandt
(33), Thomas Pfister (39), Heike Fingerle (50).
SPD: Ariane Zürn (10), Robert Thurner (19), Judith Vowinkel (20),
Harald Seeger (25), Isabell Amann (44), Uwe Mammel (55).
Grüne: Silvia Fischer (5).
FDP: Karlheinz Schmid (12).
FW: Stefan Palmer (8), Gabriele Wäckerle-Kuhn (31), Klaus Joos
(47).
Text: Marc Schieferecke
Stuttgarter Nachrichten vom 27.04.2004
www.stuttgarter-nachrichten.de
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