„Rommel zum Glück zwingen"Gerhard Mayer-Vorfelder ist für Schulneubau in Zazenhausen„Der größte Unsinn wäre es, einen Haufen Geld in das alte Gebäude zu stecken." Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU) bezieht eindeutig Stellung für den Erhalt der Grundschule in Zazenhausen. Nur sieht er - im Gegensatz zur Stadt Stuttgart - die Zukunft für die Zazenhäuser Schule in einem Neubau. Mayer-Vorfelder stellt sich damit auf die Seite der Elternvertreter und des Stadtbezirkes, die der Sanierung des 1884(!) erstellten Gebäudes in der Emhildstraße nur wenig abgewinnen können. Seit rund zwei Jahrzehnten herrscht ein zähes Ringen um den Erhalt der Grundschule. „Bleibt sie nun oder wird sie aufgelöst" lautete die Gretchenfrage. Wie so oft, wenn es um politische Entscheidungen geht, wurde ein mehr schlechter als rechter Kompromiß geschaffen. Mit Beginn des Schuljahres 1972/73 besuchten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 3 und 4 die Uhlandschule in Rot. In Zazenhausen verblieben bis heute nur noch die Jahrgangsstufen 1 und 2. Noch 1980 sah man seitens der Landeshauptstadt „keine vordringliche Veranlassung, die Schulraumsituation zu verbessern." Drei Jahre später strebte sie dann erneut eine Schließung der Schule an. Der Einspruch des Staatlichen Schulamtes verhinderte es. Zwischenzeitlich ist der Umdenkungsprozeß dank der zu erwartenden Steigerung der Einwohner- und Schülerzahlen in Zazenhausen so weit vorangeschritten, daß die Landtagsabgeordnete Marianne Schultz-Hector (CDU) fordert: „Es ist pädagogisch unzulänglich, die Kinder nach zwei Schuljahren in einen anderen Stadtteil zu schicken. Künftig muß es hier wieder eine Vier-Klassen-Schule geben." Mayer-Vorfelder schlägt in dieselbe Kerbe: „Meine Auffassung zu kleinen Schulen ist ja bekannt. Zutrauen und Geborgenheit finden die Schüler da eben viel leichter. Es ist unsinnig, Sechsjährige jeden Morgen in einen Bus zu stecken." Ein Gespräch mit OB Manfred Rommel soll jetzt erst einmal Klärung darüber bringen, ob anstelle der seither favorisierten Sanierung ein Neubau in Betracht gezogen werden kann. Dessen Verwirklichung in der soganannten „integrierten Lösung" (Gemeinsames Bauprojekt Schule/Mehrzweckhalle/Feuerwehrgerätehaus) in der Frundsberg-/Landsknechtstraße steht ganz oben auf der Wunschliste. Stadtrat Franz Weidmann (CDU), dessen Vermittlung den Ministerbesuch ermöglichte, meint mit Blick auf den OB: „Entscheiden muß das eh' der Gemeinderat und nicht der Oberbürgermeister. Aber den haben wir ja schon öfter zu seinem Glück gezwungen." Aufgrund der Bausubstanz und fehlender Unterkellerung wäre eine komplette Erneuerung der Gebäudetechnik im alten Schulhaus notwendig. Mit den Maßnahmen im Außenbereich beliefen sich die Kosten auf rund 1,2 Millionen Mark (613.515 €). Damit wäre jedoch nur die Minimal-forderung erfüllt - ein schulgerechtes Gebäude für zwei Jahrgangsstufen. Die Alternative am selben Standort: Für die Unterbringung von vier Jahrgängen müßte - unter Einbeziehung des benachbarten Grundstückes - ein Projekt in zwei Bauabschnitten verwirklicht werden. Kosten: 1,4 Millionen Mark (715.808 €).
UmdenkenKeine Frage. Der Ministerbesuch hat in Zazenhausen neue Hoffnung geweckt. Gerhard Mayer-Vorfelder („Hier muß eine Vier-Klassen-Schule her, das sage ich auch dem OB") steht jetzt im Wort. Auf Unterstützung von höchster (landes-)politischer Ebene haben die Zazenhäuser lange gewartet. Dank der neuen Baugebiete im Stadtteil und der damit verbundenen höheren Schülerzahlen gehört auch die Frage einer Schulauflösung der Vergangenheit an. Vielmehr heißt es jetzt: Sanierung oder Neubau. So weit so gut. Aber der Kultusminister ist sich natürlich über eines klar: „Wenn das alte Gebäude erst einmal saniert ist, dann passiert wohl lange Zeit gar nichts mehr. " Soll heißen, die Jahrgangsstufen 3 und 4 blieben dann auch weiterhin „ausgelagert". Sinnigerweise müßten während der zweijährigen Sanierungsarbeiten auch die Stufen 1 und 2 „umquartiert" werden - etwa auch nach Rot oder Freiberg? Aus pädagogischer Sicht ein äußerst fragwürdiges Unterfangen. Aufgrund der Prognosen für die voraussichtliche Entwicklung
der Schülerzahlen in Zazenhausen kommt jetzt auch
die Stadtverwaltung nicht mehr daran
vorbei, umzudenken und ernsthaft eine
Vier-Klassen-Alternative zu prüfen.
Zumal Gerhard Mayer-Vorfelder die
exponierte Lage Zazenhausens in Betracht ziehen will und Landeszuschüsse „nicht
das Problem sind". Schließlich existiert ein Programm und
damit der politische Wille der Landesregierung zum Erhalt der wohnortnahen
Grundschule. Was läge da näher, als im
Zuge der „kombinierten Alternative" für
die drei Einrichtungen Schule, Feuerwehrgerätehaus und Mehrzweckhalle
eine Lösung zu suchen. Dafür ist freilich
die Erarbeitung einer Gesamtkonzeption
vonnöten. Und zuvor auf Verwaltungsebene die Bereitschaft, nicht
auf einmal gefaßten internen Beschlüssen zu beharren, die
längst
von der Realität überholt
wurden. Von li, aus einer Zeitung vom Januar 1988
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