Wenn die S 60 im Jahr 2005 in Betrieb genommen wird, sind nicht nur Böblingen und Renningen durch eine S-Bahn verbunden, sondern auch S 1 und S 6 auf kurzem Wege. Die Endpunkte der Linien S 3 und S 4 in Backnang und Marbach sollen ebenfalls Durchgangsstationen werden. Die Zukunftsvision einer Schienenverbindung Ludwigsburg-Waiblingen haben die Verkehrsplaner derweil auch auf der Straße.
Nordostring heißt die alte Idee, die neuen Rückenwind spätestens bekommen hat, seit ihr in einem Gutachten vor zwei Jahren laut Regierungspräsident Udo Andriof eine "signifikante Entlastungswirkung" zugesprochen wurde. Die Fahrer von bis zu 70.000 Autos täglich haben demnach Interesse, eine Straße zwischen der B 14 bei Waiblingen und der B 27 bei Kornwestheim zu benutzen. Würde diese Querverbindung gebaut, wären auf einem Nadelöhr wie der Neckarbrücke in Neckarrems künftig nur noch 15.000 anstatt wie heute 36.000 Fahrzeuge unterwegs. Im Regionalverkehrsplan hat die Nordostumfahrung "höchste Dringlichkeit". 150 Millionen Euro soll das etwa zwölf Kilometer lange Bauwerk kosten.
Während man im Verkehrsministerium, beim Verband Region Stuttgart und im Regierungspräsidium Gefallen an dem Projekt gefunden hat - für die Wirtschaft und Autolobby hat es sowieso erste Priorität - fürchten Waiblinger und Fellbacher eine "autobahnähnliche Straße" mit vier Fahrspuren.
Remsecks Bürgermeister Karl-Heinz Schlumberger, dessen Stadt mit am meisten unter der fehlenden Verbindung leidet, trat die Flucht nach vorne an und schlug eine zweispurige Trasse vor. Für die Umweltschützer fällt der Startschuss für die Verwirklichung der "Autobahn" bereits im September: Dann beginnt der 19,5 Millionen teure und bis 2005 terminierte Bau der Waiblinger Westumfahrung.
Zurzeit aber feilen die Planer im Regierungspräsidium bereits an einer Trasse für den Nordostring. "Wir streben an, das förmliche Linienbestimmungsverfahren bis Frühjahr 2003 abzuschließen", sagt Sprecher Ralph König. Mit dieser frühen Stufe der Planung wird noch keine Aussage gemacht, wann und ob der Ring überhaupt kommt. Doch ist davon auszugehen, dass die Linie so angelegt wird, dass sie auch in einer späteren Phase des Verfahrens Bestand hat. Sind die Unterlagen komplett, bekommt sie das Land, "um beim Bund die Aufstufung der Straße zu erreichen".
stn-Grafik: Lange / Quelle: VRS 2000
Steht der Nordostring eines Tages tatsächlich im Bundesverkehrswegeplan, rückt er aber vermutlich schnell wieder in die Ferne, weil es dann ums Geld geht. Schon das Planfeststellungsverfahren wird mehrere Jahre dauern. Zudem fragt das Regierungspräsidium die Träger öffentlicher Belange noch um ihre Meinung - und die Bürgermeister bringen das Thema Nordostring wieder in die Gemeinderäte.
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