Kiel: „Erschreckende Unkenntnis" des Abgeordneten Pfeiffer

Alt-Oberbürgermeister weist Vorwurf der „Totalverweigerung" zurück und warnt vor „Trickserei", neue Neckarquerung zum Nord-Ost-Ring zu erweitern

Fellbach. „Salamitaktik" wirft Alt-Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel dem CDU-Abgeordneten Joachim Pfeiffer vor. Dieser begrüßt es neuerdings, dass eine nur zweispurige Straße von Aldingen nach Oeffingen die Verkehrsprobleme an der Neckarquerung lösen soll.

Kiel reibt sich an einem Zusatz, der Pfeiffer wichtig ist: Die neue Straße und deren Brücke über den Neckar müsse so gebaut werden, dass spätere Generationen diese problemlos Richtung Kornwestheim erweitern könnten. Und Pfeiffer nannte es folgerichtig, die neue Straße noch mit der Westumfahrung Waiblingens zu verbinden. Der früher von Pfeiffer nachdrücklich geforderte Nord-Ost-Ring ist so wieder im Gespräch. Mit seiner Forderung nach „Leistungsfähigkeit" der neuen Straße ist auch der Ausbau auf weitere Spuren möglich. Kiel hält dagegen: „Eine Lösung, die man von heute auf morgen negativ verändern kann, ist keine akzeptable Lösung. Jedweder Trickserei müssen wir Einhalt gebieten." Gerade mit Blick auf kommenden Generationen dürfe die Ressource Landschaft nicht mehr als unbedingt notwendig verbraucht werden. Der kämpferische Ruheständler fühlt sich an einen alten Spruch erinnert: „Jetzt ist über diese inakzeptablen Vorschläge Gras gewachsen, und dann kommt ein Kamel, das alles runterfrisst."

Es hat den Altbürgermeister gepfupfert, als er in unserer Zeitung einen Ausspruch des CDU-Bundestagsabgeordneten und prominenten Regionalrats Joachim Pfeiffer lesen musste: Der begrüßte, dass Fellbach jüngst „von seiner Totalverweigerung" gegenüber einem Straßenbau zwischen Aldingen und Fellbach abgerückt sei. „Eine Totalverweigerung hat es zu keiner Zeit gegeben", stellt das frühere Stadtoberhaupt klar. Umgekehrt sei es so, dass Pfeiffer „eine erschreckende Unkenntnis der bisherigen Vorgänge" zeige.

„Den Gemeinderat habe ich gleich zu Anfang der Diskussion überzeugt, dass ein schroffes Nein zu den Nord-Ost-Ring Plänen allein nicht ausreicht. Das ist die geschlossene Meinung des Gemeinderats geblieben über den Wechsel des Oberbürgermeisters bis heute", sagt Kiel und korrigiert Pfeiffer: „Wir haben gesagt, wir wollen die lokalen Probleme, die regionale Auswirkungen haben können, beseitigen und gleichzeitig den Durchgangsverkehr möglichst gering halten." Dazu favorisiert die Stadt Fellbach den Bau einer zusätzlichen Brücke nördlich von Aldingen, um Staus aufzulösen. Diese sei „die preiswerteste und eine ausreichende Lösung", sagt Kiel.

Die Stadt Fellbach stand auch der Variante 4.3 für einen Ausbau positiv gegenüber. Diese sah abweichend von der jetzigen Planung vor, die Straßen zwischen Waiblingen und Ludwigsburg zu verbessern und nur dort neu zu bauen, wo es unbedingt nötig sei, wie für die Ortsumfahrung Hegnach. Die Variante 4.3 sah sogar eine Neckarbrücke einige Meter nördlich der jetzt geplanten Querung, aber noch südlich von Aldingen vor. Ein vierspuriger Ringschluss für überregionalen Verkehr könnte aus ihr allerdings nur schwerlich entstehen. An eine Ortsumfahrung von Hegnach stellt Kiel im gleichen Sinn die Forderung, sie müsse ortsnah verlaufen. Ein neuer Aufstieg auf dem Neckarhang zwischen Aldingen und Oeffingen müsse nach der Brücke zum Schutz der Natur in einem Tunnel verlaufen.

Von Hans-Dieter Wolz,
Fellbacher Zeitung vom 09.08.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]