OB Palm: Thema Nordostring für lange Zeit erledigt

Fellbachs Rathauschef sieht keinen Schlingerkurs seiner Stadt
bei der geplanten Neckarbrücke

Fellbach - OB Christoph Palm hat die abgespeckten Pläne für die Neckarbrücke als Durchbruch bezeichnet. Fellbachs Erster Bürgermeister Müller indes wetterte bei der kürzlich erfolgten Erörterung gegen diese Neckarquerung. Ein Schlingerkurs, so Palm im Interview, sei das keineswegs.

Herr Palm, für oder gegen die Brücke, was gilt denn nun für Fellbach?
Ich habe deshalb von einem „Durchbruch" gesprochen, weil es ohne die deutliche Verkleinerung der Brücke keinesfalls denkbar wäre, überhaupt zu einer Lösung zu kommen. Da nach wie vor viele Dinge offen sind, beispielsweise die Überprüfung verschiedener Standortvarianten sowie Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes, hat unser Erster Bürgermeister Hans Müller unsere bestehenden Einwände beim Erörterungstermin in der Schwabenlandhalle mit
Nachdruck bekräftigt.

Von einem Fellbacher Schlingerkurs kann also keine Rede sein?
Fellbach hat immer einen klaren Kurs in dieser Angelegenheit verfolgt: Aus unserer Sicht kommt für die Lösung der Verkehrsprobleme im Raum Ludwigsburg/Kornwestheim und Waiblingen/Fellbach sowie für die verkehrliche Entlastung von Remseck nur eine rein lokale Lösung in Frage - eine autobahnähnliche Straßenverbindung, keine überdimensionierte Neckarbrücke, keine Lösung ohne Rücksicht auf die Belange der Menschen und keine Lösung mit ökologisch unverantwortlichen Eingriffen in Natur und Landschaft. Wir „schlingern" also nicht, sondern haben signalisiert, unter welchen nicht disponiblen Bedingungen wir uns eine Lösung der Probleme vorstellen können. Nun müssen sich auch die anderen Beteiligten bewegen.


Christoph Palm

OB Palm, der Diener zweier Herren: Zum einen darf er die autofreundliche CDU-Landtagsfraktion nicht verprellen, als Stadtoberhaupt muss er die eigenen Interessen vertreten - ein Spagat, der einen zerreißen muss?
Wenn schon "Diener", dann ausschließlich Diener einer Sache und den davon betroffenen Menschen. Ich bin als Landtagsabgeordneter der CDU natürlich in meiner Partei verankert, übe mein Mandat aber frei und unabhängig aus. Ich sehe auch keinen Spagat, den ich in dieser Sache vollführe. Sicher hätte ich es mir durch ein schlichtes Nein persönlich leichter machen können. Das ist aber nicht meine Sache. Ich will eine Lösung.

Läuft's am Ende auf einen untertunnelten Nordostring hinaus?
Wer den Erörterungstermin des Regierungspräsidiums und die politischen Diskussionen in den letzten Tagen aufmerksam verfolgt hat, kann nur zu dem Schluss gelangen, dass das Thema „Nordostring" für lange Zeit erledigt ist - egal ob als oberirdisch oder unterirdisch geführte Straßenverbindung. Regierungspräsident Dr. Andriof hat mehrfach betont, dass es Aufgabe des Landes sei, Landesstraßen zu verbinden, und Aufgabe des Bundes, Bundesstraßen zu verbinden. Das heißt in diesem Fall: Das Land baut eventuell die Brücke mit ihren Anschlüssen an die Landstraßen rechts und links des Neckars. Weiterführungen - ganz gleich welcher Art - sind und bleiben Sache des Bundes. Wenn man weiter die jüngsten Aussagen von Frau Karin Roth, der Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, hört, wonach der Nordostring als Maßnahme aus der aktuellen Verkehrsuntersuchung für den Bund nicht in Frage kommt und damit „für den Bundesverkehrswegeplan 2015 vom Tisch" ist, weiß man, dass nur eine Lösung mit Fellbach und keine Lösung gegen Fellbach möglich ist. Ich plädiere deshalb dafür, die Dinge realistisch zu sehen und sich weder Alb- noch Wunschträumen hinzugeben.

Fragen von Dirk Herrmann

Stuttgarter Nachrichten vom 25.07.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

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