Neckarbrücke vor neuer Anhörung

Wirbel um abgespeckte Pläne

Fellbach - Das Planfeststellungsverfahren zur Neckarbrücke bei Aldingen steht vor einer erneuten Anhörung. Diverse Rathauschefs fordern eine neue, große Nachverhandlung. Das Stuttgarter Regierungspräsidium gibt sich vorläufig noch bedeckt.

Eine zweitägige Mammutsitzung, zwei Meinungen: Die Erörterung in der Fellbacher Schwabenlandhalle verlangte den Verkehrsexperten und Naturschützern konditionelle Höchstleistungen ab. Für das Regierungspräsidium ist durch die erst kürzlich abgespeckten Pläne zur Neckarquerung erwiesen, dass die Brücke keineswegs den Einstieg in einen autobahnähnlichen Nordostring bedeutet. Leider sei es nicht gelungen, den Betroffenen ihre diesbezüglichen Befürchtungen zu nehmen, klagt Andriof.

Tatsächlich steht denn auch für die Arge Nord-Ost fest, dass nur ein einziger Grund für die Andriof-Brücke übrig bleibt, nämlich "der unverändert bestehende Wille des Regierungspräsidiums, den durchgängigen Nordostring zu bauen". Arge-Sprecher Joseph Michl ist sich im Übrigen sicher, dass angesichts der völlig anderen Konzeption auch eine neue Auslegung der geänderten Pläne zur Brücke und der dazugehörenden Gutachten erfolgen muss.

Behördensprecher: Derzeit ist alles offen

Auch der Fellbacher Verhandlungsführer, der Erste Bürgermeister Hans Müller, rechnet fest damit, dass nochmals eine derartige Erörterung nötig ist. Nur dann könne der Planfeststellungsbeschluss gerichtsfest sein. Der Waiblinger OB Andreas Hesky hält angesichts der neuen Trassenführung ein neues Planfeststellungsverfahren für geboten. Schließlich werde die Brücke nach den neuen Plänen tiefer gelegt, das führe zu einer steileren Zufahrt in Richtung Oeffinger Sportplätze, was eine geringere Leistungsfähigkeit der Straße bedeute. Das hätte durchaus auch Auswirkungen auf Waiblingen - Hegnach.

Kommt es tatsächlich zu einem neuen Verfahren oder zumindest zu einer Anhörung? Andriof hatte bereits direkt im Anschluss ans Fellbacher Treffen erklärt: "Wir werden nun die Einwendungen und Diskussionsbeiträge sorgfältig prüfen. Sobald die Planungen und Gutachten aktualisiert sind und neue Erkenntnisse vorliegen, werden wir die Betroffenen zu den Ergebnissen anhören." Konkreter wird auch der Behördensprecher nicht: Derzeit sei "alles offen", die Beamten seien "am Aktualisieren" der Pläne, im Herbst sehe man weiter, welcher Nachbesserungsbedarf nötig sei, erklärt Frank Buth. Sicher sei, dass "die Betroffenen nochmal angehört werden, in welcher Form auch immer". Für Beobachter steht freilich fest: Ohne eine weitere Mammutsitzung wird es nicht gehen. Und vielleicht kippt sogar das ganze Verfahren. Andriofs Kritiker wittern schon Morgenluft: Vielleicht stürzt die Brücke doch noch ein, orakeln sie, bevor überhaupt der erste Bagger angerollt ist.

Von Dirk Herrmann,
Stuttgarter Nachrichten vom 24.07.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

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