Erörterung zerstreut die Bedenken nicht

Kritiker der Andriof-Brücke lehnen die Planung
auch nach einem zweiten Anhörungstag ab

FELLBACH. Man sei einer Lösung der Verkehrsprobleme im Stuttgarter Nordosten ein Stück näher gekommen, sagt der Regierungspräsident Udo Andriof. Kritiker der Neckarbrücke sprechen nach der Erörterung aber von einem schädlichen Projekt.

Komplette zwei Tage hat die öffentliche Erörterung über die geplante Neckarbrücke zwischen Stuttgart-Mühlhausen und Remseck-Aldingen (Kreis Ludwigsburg) in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) letztlich gedauert. Über rund 5500 Einwendungen wurde diskutiert. Am Ende stehen unterschiedliche Beurteilungen dessen, was als neue Erkenntnis mit in die weitere Planung einfließen soll. Die Erörterung habe ihren Zweck erfüllt, heißt es im Regierungspräsidium. Außerdem sei nochmals klargestellt worden, dass die auf zwei Spuren abgespeckte Neckarquerung „kein Einstieg in den Nordostring" sei, so Andriof. Allerdings sei es bedauerlich, dass es im Vorfeld nicht gelungen sei, diese Befürchtungen zu zerstreuen: „Wir wollen weiterhin davon überzeugen, dass wir mit der Neckarquerung eine raumverträgliche Straße mit einem entsprechenden Querschnitt planen."

Zu exakt der gegenteiligen Beurteilung kommt die Bürgerinitiative Arge Nord-Ost. Für die Brücke am geplanten Standort bleibe letztlich nur ein einziger Grund: eben jener Nordostring. Ansonsten sei die Andriof-Brücke „schädlich und nutzlos". Die Quintessenz der zwei Tage währenden Erörterung aus der Sicht der Kritiker: für die Planung fehle sowohl die rechtliche Grundlage als auch die sachliche Rechtfertigung. Und letztlich führe die geplante Querung nicht zu einer Entlastung verkehrsgeplagter Bürger, sondern vor allem zu Mehrbelastungen in Aldingen und anderen Ortschaften. Weil die Brücke zudem als Torso abseits aller bestehenden Ostwestverbindungen entstehen solle, werde auch das Ziel, die Wirtschaftsräume dies- und jenseits des Neckars besser zu verbinden, nur sehr schlecht erreicht. Der Arge-Vorsitzende Joseph Michl: „Diese Brücke lehnen wir genauso entschieden ab wie den Nordostring."

„Wer jetzt noch immer eine großdimensionierte Straßenverbindung erhofft, verkennt die Realitäten", sagt dagegen der Fellbacher Oberbürgermeister Christoph Palm und sieht die eigene Position bestätigt. „Wir waren immer der Ansicht, dass keine große, gar vierspurige Verkehrsverbindung über das Schmidener Feld erforderlich ist." Der mit der zweispurigen Brückenvariante angebotene politische Kompromiss sei keine Minimallösung, auf die sich ohne Weiteres aufsatteln lasse, so Palm. Eine Konsequenz der Erörterung sei allerdings, dass die in vieler Hinsicht veränderten Planunterlagen neu ausgelegt werden müssten. „Damit hätte dann auch Waiblingen möglicherweise eine Wiedereinstiegschance in das Verfahren."

Von Harald Beck
Stuttgarter Zeitung vom 21.07.2007
www.stuttgarter-zeitung.de

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