Kein Ende des Streits um die neue Neckarbrücke:
Vielleicht geht das Tauziehen von vorn los

Regierungspräsidium muss viele Pläne und Gutachten
über die neue Neckarquerung überarbeiten

Fellbach. Nach zehnstündiger Debatte am Mittwoch ging gestern die Erörterung der neuen Neckarbrücke bei Aldingen unter heftiger Kritik aus der Stadt Fellbach und Umweltverbänden an den Plänen weiter. Sie müssen nun in vielen Punkten erneut geprüft und auch überarbeitet werden.

Die Erörterungsverhandlung des Regierungspräsidiums ist sowohl am Mittwoch als auch gestern von Unsicherheiten über die Folge der jüngsten Planänderungen charakterisiert gewesen. Wie berichtet, hatte Regierungspräsident Udo Andriof erst am Freitag zuvor die neuen Pläne vorgelegt, die die geplante Neckarbrücke zwischen Aldingen und Mühlhausen auf der Westseite deutlich niedriger und reduziert von drei auf zwei Fahrstreifen vorschlägt. Auch der dreistreifig geplante Aufstieg vom Neckar Richtung Tennhof bei Oeffingen wird nach diesem Kompromiss schmäler, nur zweistreifig ausfallen.

Mit diesen Planänderungen sind aber wesentliche Aussagen in den vom Regierungspräsidium als Straßenplaner vorgelegten Gutachten überholt. So eröffnete der Vorsitzende der Erörterungsverhandlung Michael Trippen gestern ein Ringen, um das Ausgleichskonzept für die Eingriffe in den Naturschutz grundlegend zu überarbeiten und dafür entsprechend dem geringeren Flächenverbrauch der neuen Planung weniger landwirtschaftliche Fläche in Anspruch zu nehmen. Mängel im Detail hielt vor allem Fellbachs Erster Bürgermeister Hans Müller den Planern vor. Er schlägt unter anderem vor, die Straße zwischen dem Neckar und dem Tennhof in einen 2,50 Meter tiefen Einschnitt zu legen, statt im Verlauf einen aufwändigen Lärmschutzwall zu erstellen: „Es muss eine gesamtüberarbeitete Planung geben."

Nach der Fülle von Prüfungsaufträgen und zu überarbeitenden Gutachten, die die gestern erneut bis in den Abend andauernde Verhandlung ergab, fragte der Fellbacher Altoberbürgermeister und erbitterte Gegner eines Nord-Ost-Rings Friedrich-Wilhelm Kiel: „Was bleibt von der Planung eigentlich übrig?" Tatsächlich hat der Verhandlungsleiter aus dem Regierungspräsidium, Michael Trippen, gestern eine umfassende Prüfung zugesagt, inwieweit die gesamten überarbeiteten Planungsunterlagen nochmals für die Öffentlichkeit ausgelegt werden müssen, und eine erneute Anhörung nicht ausgeschlossen. „Die ausgelegten Unterlagen tragen das Verfahren im Grund genommen nicht mehr", warnte ein Rechtsanwalt.

Unter anderem diskutiert wurde gestern eine fehlende Feldwegequerung für die Landschaft, die Landwirt Peter Treiber, der Sprecher der Oeffinger Bauern, rügte. Bürgermeister Hans Müller regte an, eben der neuen Straße einen begleitenden Geh- und Radweg vorzusehen, der sogar einen Radweg von Fellbach nach Ludwigsburg ermöglichen würde: „Ich bitte darum, nicht nur an Autos, sondern auch an Landwirtschaft, Fußgänger und Radfahrer zu denken." Mit scharfen Worten forderte er zumindest den Bau eines parallelen Feldwegs und Radwegs von Oeffingen an der so genannten Todeskreuzung vorbei bis zum Freizeitgelände. Für Radfahrer wird es dort auf der neuen Straße nämlich gefährlich: „Wir gehen davon aus, dass auf dieser Straße ein Radfahrverkehr nicht möglich ist", sagte Baudirektor Andreas Hollatz, der Sprecher der Straßenplaner, gestern. Müller sorgte auch für einen Prüfungsauftrag, ob die Straßenanbindung an die Landesstraße 1100 bei Aldingen statt nach Norden in einem flächensparenden Bogen nach Süden erfolgen kann und dann nicht mehr so extrem in den Hang eingreift.

Vertreter der Straßenbaugegner der Arge Nord-Ost verwiesen in der Detaildiskussion auf Vorteile der Brückenalternativen, die das Regierungspräsidium ihrer Meinung nach nicht genügend untersucht hat.

Von Hans-Dieter Wolz,
Fellbacher Zeitung vom 20.07.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

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