Nach dem vermeintlichen Kompromiss in Form einer abgespeckten Brückenlösung vom vergangenen Freitag schien die Luft raus für den Termin in Fellbach. Aus der zuvor nach dem Regierungspräsidenten benannten Andriof-Brücke war über Nacht ein „Andriof-Brückle" geworden. Doch trotz der um Nüchternheit bemühten Sitzungsleitung durch Regierungsdirektor Michael Trippen gab's am Mittwoch immer wieder Gefühlsausbrüche.
Für die Gegner des Projekts ist die neue Brücke nur die erste Stufe für die Autobahn übers Schmidener Feld, die auf mehreren Kilometern Fläche Landschaft zerstört und für mehr Lärm sorgt. „Wir wollen nicht den Schwerlastverkehr von Rotterdam bis Mailand vor unserer Haustür", wetterte ein Oeffinger und lästerte angesichts der kommenden Verkehrsflut: Die Parteien im Remstal könnten künftig Gasmasken als Werbegeschenke im Wahlkampf verteilen.
Für den Chefplaner des Regierungspräsidiums, Andreas Hollatz, indes ist die neue Brücke die beste Lösung für den Dauerstau in Neckarrems (derzeit 35.000 Fahrzeuge täglich) und zudem die erwünschte Verknüpfung der Räume Waiblingen/Fellbach und Ludwigsburg. Im Übrigen habe man ja den Kritikern nachgegeben und das Bauwerk niedriger und schmäler konzipiert.
Protest vor der Schwabenlandhalle
in Fellbach,
"Noch nicht die gerechte Lösung" |
Für eine Überraschung sorgte die Fellbacher Delegation. Hatte doch der gestern verhinderte Oberbürgermeister und CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Palm maßgeblich die Abspeckung initiiert und dann als großen Erfolg verkauft: Die Straße sei künftig nicht mehr autobahntauglich, sagte er erst vor wenigen Tagen. Fellbachs Erster Bürgermeister Hans Müller hingegen kritisierte jetzt auch die schlanke Brücke. „Wir sehen das Risiko, dass in Scheibchen weiter gebaut wird" - eben doch mit Perspektive Nordostring. Die vorgelegte Planung sei „noch nicht die gerechte Lösung."
Von einem am Freitag erzielten Konsens könne keine Rede sein, wetterte später Kornwestheims Baubürgermeister Michael Köpple, „dies ist eine Variante des Regierungspräsidiums". Er rügte auch die Haltung von Remsecks Schultes Karl-Heinz Schlumberger nach dem Motto: „Wer nicht für Remseck ist, ist mein Feind." Der Gescholtene wiederum, bekennender Befürworter der Andriof-Brücke, hatte zuvor erklärt, er habe der Presse entnommen, „von welchen Freunden wir umstellt sind". Für ihn agieren die Brückengegner nach der Devise: „Ich bin gegen alles." Doch für derart simple Haltungen „braucht man keine juristischen Spitzfindigkeiten und Rechtsanwälte". Im Übrigen stehe jetzt erfreulicherweise fest, dass „der Dämon einer vierspurigen Autobahn" verscheucht sei. Doch selbst das kann sich, wie Hollatz ergänzte, ändern: „Dass der Bund in 20 oder 30 Jahren sagt, wir machen doch eine Autobahn, kann ich nicht ausschließen."
Fellbach (her) - 25 000 Euro hat die IHK dem Regierungspräsidium für die Planung zur Neckarbrücke spendiert. Jetzt durfte sie bei der Verkündigung des Brückenkompromisses dabeisitzen. „Wird der Naturschutzbund auch eingeladen gegen eine Spende von 50 Euro?", stichelte Michael Eick aus Fellbach. Ein anderer Diskutant sah die Spende an der „Bestechungsgrenze", das stinke zum Himmel. Chefplaner Andreas Hollatz reagierte empört: Er sei nicht beeinflussbar und verbitte sich derartige Unterstellungen, sonst müsse er sich rechtliche Schritte vorbehalten.
Die Planung für die neue Neckarbrücke und der weitere Trassenverlauf
Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart / StN-Bearbeitung: Lange
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