Es war ein zäher Vormittag in der Fellbacher Schwabenlandhalle:
Vor rund 70 Zuschauern verbrachten die Vertreter der betroffenen Kommunen – Remseck,
Kornwestheim, Waiblingen und Fellbach – sowie Nabu, Landesnaturschutzverband
und Arge Nord-Ost – vereint in der Gegnerschaft zur geplanten Neckarquerung
L 1197 bei Aldingen – viel Zeit damit, sich in Stellung zu bringen.
Da hagelte es Kritik an der 25 000-Euro-Spende der Industrie- und Handelskammer an den Antragsteller Regierungspräsidium (RP) für die Planung des Nord-Ost-Rings, gestern vertreten durch eine ganze Reihe an Experten. Auch die Aussage von Andreas Hollatz, Leiter der Straßenplanung beim RP, die neue Variante einer zwei- statt dreispurigen und westlich um sechs Meter abgesenkten Brücke, die am Freitag vom RP verkündet worden war (wir berichteten), sei im „Konsens“ entstanden, sorgte für Aufruhr.
„Da blieben eine ganze Reihe von Fragen offen“, wetterte Kornwestheims Baubürgermeister Michael Köpple, und auch der OB von Waiblingen, Andreas Hesky, betonte, von Konsens könne bei der gültigen Ablehnung seines Gemeinderats keine Rede sein. Verhandlungsleiter Michael Trippen hatte da teils Mühe, die Diskutanten zu bändigen.
Trotz vieler Fragen insbesondere aus den Reihen der Arge Nord-Ost mit ihrem Vorsitzenden Joseph Michl und den Naturschutzverbänden ließ sich Hollatz nicht festlegen. Der ehemalige OB von Fellbach, Friedrich-Wilhelm Kiel, forderte, das Land müsse „die Zweifel ausräumen, dass die Brücke ein Einstieg in eine Bundesstraße ist“. Michl zeigte dazu auf der Leinwand das Szenario einer zweiten Brücke, die neben die erste gesetzt werde und damit Vierspurigkeit herstelle.
In teils heftigen Wortgefechten wurde deutlich: Remseck steht mit seinem Ja zur geplanten Variante C 1 – gegen die Stimmen der Grünen- und SPDRatsfraktion – alleine da. Der Favorit der anderen: Die Variante von Planer Hans Billinger mit einer neuen Brücke 400 Meter von der bestehenden entfernt. Da half es wenig, dass der Remsecker OB Karl-Heinz Schlumberger vehement für Andriof-Brücke und Durchbindung plädierte. Später wurde sein Baubürgermeister Reinhard Melchior in die Zange genommen, der Schlumbergers Nein zur Parallelbrücke bekräftigte. Die Kritik der Gegner: Remseck habe keine Neue Mitte oder Städteplanung, die die Option auf eine Entwicklung rechtfertige.
In verschiedenen Varianten (beide Brücken offen, eine zu, eine verkehrsberuhigt) kreiste der Nachmittag um die Parallelbrücke. Neben Michl sitzend erläuterte Billinger, dessen Vorschlag vom RP erstmals aufgenommen und überarbeitet worden war, seine Vision: Weder die geringe Abnahme des Verkehrs noch die Belastung des Vogelschutzgebiets des Hartwalds seien Argumente: Es gehe um „gestalterische Probleme“ und darum, keinen zusätzlichen Verkehr anzuziehen und die Anwohner zu entlasten. Kiel forderte unter Beifall, diese Variante „intensiv zu untersuchen“. Und noch eine Forderung wurde immer wieder formuliert: Mit der zweispurigen Planung das Planfeststellungsverfahren neu aufzurollen.
Weil nicht alle Themen abgehandelt wurden, geht die Erörterung heute um 9 Uhr weiter.
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