Sachstand und Position zu den abgespeckten Brückenplänen
der L1197 Neckarquerung:
Sachstand:
- Das RP will am 18.7.2007 mit den modifizierten Plänen in die Erörterung
gehen. Die Brücke soll von 3 auf 2 Spuren verschmälert und auf
dem Westufer um 6 Meter abgesenkt werden. Durch die Absenkung verringert
sich die lichte Höhe der Brücke
auf dem Westufer von 14,50 Meter auf ca. 8,50 Meter. Die Breite der Brücke
soll ca. 12,50m betragen, die Straße wird zweispurig mit RQ 10,5
in der Zufahrt geplant. Die Trassierung auf der gesamten Länge und
die Brückenhöhe auf dem
Ostufer ändern sich nicht. Auch die abgespeckte Brücke läge
damit voll auf der Trasse des geplanten Nordostrings.
- Das Land und das RP wollen (vorerst) keine weiteren Brückenzufahrten
planen. D.h. keine neuen Straßen durch das Lange bzw. das Schmidener
Feld. Alles Weitere wäre dann Sache des Bundes.
Die Motive von Oberbürgermeister Palm für seinen Versuch, im Landtag
zu retten was zu retten war und einen annehmbaren Kompromiss zu erreichen,
sind durchweg ehrenhaft, der Kompromiss selbst ist sehr respektabel. Herr
Palm ist als Oberbürgermeister
und Landtagsabgeordneter in das politische System eingebunden, und in diesem
hat er auch Beachtliches erreicht.
Trotzdem sind durch den Bau der L1197-Brücke, auch in abgespeckter Form,
weitreichende Folgen zu befürchten:
- Zwang zum Weiterbau (Nordostring) nimmt zu:
Verkehrlich wird auch die abgespeckte Brücke fast die gleichen Probleme
erzeugen (vor allem in Kornwestheim, Aldingen, Oeffingen und Hegnach),
wie die bisherige Planung. Dadurch würden neue Sachzwänge
zum Neubau der zuführenden
Straßen über das Schmidener Feld und das Lange Feld entstehen. Erinnert
sei in diesem Zusammenhang an die Folgen der Waiblinger Westumfahrung, die
teilweise genau mit der Begründung gebaut wurde, dass dann der Nordostring nicht
mehr käme. Jetzt zeigt es sich aber, dass sie zumindest in Waiblingen (Hegnach!)
und Remseck den Druck auf den Weiterbau der Straße durch das
Schmidener Feld deutlich erhöht hat.
- Das Planungsverbot für den Nordostring geht verloren:
Der Nordostring (B29) kann in erster Linie deshalb nicht weitergeplant oder
gar gebaut werden, weil er im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) als eine
Planung mit „hohem ökologischem Risiko“ ausgewiesen ist. Dieses „hohe ökologische
Risiko“ hat seine Begründung
ausschließlich durch die massiven Eingriffe in die Flächen
auf dem Ostufer. Wird nun aber durch die L1197-Brücke – auch
in abgespeckter Form – in
diese Flächen eingegriffen und diese dadurch teilweise zerstört,
so wäre der Weiterbau zu einem Nordostring mit deutlich weniger zusätzlichen Schädigungen des Ökosystems
verbunden als dies heute noch der Fall ist. Es ist daher zu befürchten,
dass mit dem Bau der Brücke das Haupthindernis für den Bau
des Nordostrings verloren geht.
- Der einzige Grund, die Brücke an dieser Stelle zu bauen, ist deren
Integrierbarkeit in einen zukünftigen Nordostring:
Selbst aus den Auslegungsunterlagen des RP geht hervor, dass der einzige
Grund für eine Brücke an dieser Stelle deren Integrierbarkeit
in einen Nordostring ist. Wenn das Land (und auch das RP) den Nordostring
nicht mehr wollten, wäre es vernünftigerweise geboten, die
Brücke anders zu bauen, z.B. in Form der Varianten „Brücke
Remseck“ oder E/4.3.
- Auch eine zweispurige Brücke lässt sich zu einer 4-spurigen
Kraftfahrstraße ausbauen:
Durch Verdoppelung kann man aus der 2-spurigen Straße (RQ 10,5) eine
vierstreifige Straße machen (RQ 20). In der Terminologie der Straßenbauer
wäre das keine Autobahn. (Kriterium für die Bezeichnung einer Straße
als Autobahn ist außer
der Richtungstrennung durch einen Mittelstreifen das Vorhandensein von
Standstreifen. Auf das bezieht sich Regierungspräsident Dr.Andriof,
wenn er sagt, es würde
mit der abgespeckten Brücke keine Autobahn mehr geplant. Der
Nord-Ost-Ring ist damit aber nicht vom Tisch. Wenn man keine Autobahn baut, dann
baut man eben eine Bundesstraße. An der verkehrlichen Leistungsfähigkeit,
die letztendlich auch durch die Knoten gegeben ist, ändert sich
wenig, egal ob eine Straße 4 Streifen + 2 Standstreifen hat und
Autobahn heißt oder nur 4 Streifen
und Kraftfahrstraße (Bundesstraße) heißt. Lediglich
die Geschwindigkeit ist etwas niedriger. Es wird mit weniger Geld fast
die gleiche "Verkehrswirksamkeit" erreicht.
- Die Eingriffe in Natur und Landschaft wären auch bei einer abgespeckten
Brücke gleich schlimm wie bei der bisherigen Planung:
Abgesehen vom wahrscheinlich etwas kleineren Flächenverbrauch (durch
den Wegfall der 3. Spur) wären alle anderen ökologischen Schäden
gleich groß. Die abgespeckte Brücke hat ökologisch kaum
Vorteile und stellt nach wie vor einen ganz erheblichen Eingriff in
die Natur und die Landschaft nördlich von Oeffingen dar.
- Die Auswirkungen für die Landwirtschaft wären ebenfalls weiterhin
schlimm:
Durch die nicht geänderte Trassenführung sind auch bei einer abgespeckten
Neckarbrücke die gleichen negativen Auswirkungen (nur der Flächenverbrauch
ist etwas geringer) auf die landwirtschaftlichen Betriebe im Planungsgebiet
wie durch die bisherige Planung zu erwarten.
- Alle Alternativen schneiden besser ab:
Auch wenn im Raum zwischen Oeffingen und Neckarrems eine neue Brücke über
den Neckar gebaut werden soll, gibt es hierfür wesentlich bessere
Standorte und Varianten. Am besten schneidet dabei immer noch die Neue-Mitte-Brücke
in Remseck ab. Diese wurde aber nicht annähernd ausreichend untersucht,
sondern vorschnell ausgeschlossen. Es muss daher nach wie vor gefordert
werden, zuerst die Landschaft schonenderen Alternativen zu untersuchen,
bevor die Büchenau auf voller Länge
durchschnitten wird.
Fazit:
Die Umweltverbände und die ARGE Nord-Ost halten Ihre Ablehnung der
L1197 Neckarquerung sowie deren Begründung auch bei der abgespeckten
Variante aufrecht und bitten alle bisherigen Brückengegner, dies ebenfalls
zu tun.
Stand: 15.07.2007 [ zur
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