NACHGEFRAGT
bei Friedrich-Wilhelm Kiel, Alt-OB von Fellbach

Böses Erwachen beim Nord-Ost-Ring?

Fellbach (bri). Das Regierungspräsidium (RP) wird am Mittwoch in Fellbach über die 5500 Einwendungen gegen eine neue Neckarbrücke verhandeln. Einer der schärfsten Kritiker ist der frühere Fellbacher Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel.

Sie haben eine Klage gegen den Brückenbau des Regierungspräsidiums in der ursprünglich vorgesehenen Form vorbereitet. Ist das denn noch nötig nach der neuesten Entwicklung?
Es kommt auf die genaue Wortwahl an. Was ist zum Beispiel eine autobahnähnliche Straße? Das kann auch eine vierspurige Bundesstraße sein. Wir wollen aber weder eine Autobahn noch eine vierspurige Bundesstraße.
Das ist „Schnee von gestern", hat Christoph Palm versichert.
Wir müssen auch verhindern, dass eine breite Straße zum Thema von morgen wird. Der Schlüssel dazu ist die Bauweise einer neuen Neckarquerung. Sie muss eindeutig Landstraßencharakter haben.

Warum ist das so wichtig?
Wenn erst einmal der Neckarhang durch eine zweispurige Straße durchquert ist, ist der ökologische Wert des Gebietes erheblich verringert. Dann haben die Befürworter eines vierspurigen Nord-Ost-Rings, die es ja immer noch gibt, ein viel leichteres Spiel bei der Durchsetzung ihrer Vorstellungen als jetzt.

Die Brücke wird abgespeckt, heißt es. Sind ihre Forderungen dann erfüllt?
Mir wäre nichts lieber, als wenn eine angemessene Lösung gefunden würde. Als Basis ist bis heute die Variante 4.3 von 1997 akzeptabel. Sie löst das regionale Verkehrsproblem bei der Neckarquerung in Remseck. Eine solche Lösung hätte längst gebaut sein können, wenn das RP nicht bis zuletzt eine autobahnähnliche Verbindung von A 8 und A 81 im Visier gehabt hätte.

Gestern hat das Regierungspräsidium neue Vorschläge präsentiert.
Ja, und die Umweltverbände waren zu dem Gespräch nicht eingeladen, wohl aber die IHK. Ich frage mich, ob die Unabhängigkeit des RP noch gegeben ist. Die Wirtschaft finanziert mit und wird zu internen Gesprächen eingeladen, die Naturschützer nicht. Schon einmal hat sich das RP wegen Parteinahme eine schallende Ohrfeige von einem Gericht eingehandelt, als es um Sportwetten ging.

Am Mittwoch wird auch über die Einwände von Ihnen und ihren Mitstreitern verhandelt. Bleibt alles beim alten?
Wir werden unseren Schriftsatz weiterhin vertreten. Wir müssen einfach aufpassen, dass es kein böses Erwachen gibt. Die Befürworter des Nord-Ost-Rings haben ihre wahnwitzigen Pläne für eine vierspurige Straße durch dicht besiedelten Raum nicht aufgegeben.

Fellbacher Zeitung vom 14.07.2007
www.stuttgarter-nachrichten.de

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