Neckarbrücke trennt die Nachbarstädte

Von unserem Redaktionsmitglied Martin Winterling Fellbach/Waiblingen.
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Positionen von Waiblingen und Fellbach zum Nordostring nur wenig. „So nicht!“, sagen die beiden Oberbürgermeister Andreas Hesky und Christoph Palm. Wie dann? Nach einer Podiumsdiskussion in Fellbach ist die Frage Neckarquerung und Nordostring offener denn je. Auf den zweiten Blick klafft zwischen den Nachbarstädten ein tiefer Graben. Denn der Waiblinger OB Andreas Hesky hat keineswegs Einwände gegen die derzeit geplante, autobahntaugliche Neckarbrücke bei Aldingen, die von Fellbach vehement bekämpft wird. Was Hesky an der so genannten „Andriof-Brücke“ stört, ist, dass ihr ein Anschluss ans überörtliche Verkehrsnetz fehlt - und damit eine Entlastung der Ortsdurchfahrt Hegnach.

Richtig fuchsig wurde Hesky bei der Podiumsdiskussion der Fellbacher Zeitung, als sein Kollege Christoph Palm spekulierte, dass die derzeit geplante Neckarbrücke nicht das letzte Wort sein müsse und das Regierungspräsidium in den nächsten Monaten einen neuen Vorschlag aus der Schublade ziehen könnte . . . Dann sei das Geld für die Verkehrsuntersuchung, die Waiblingen in Auftrag gegeben habe, ja für die Katz’ gewesen, wetterte Hesky in Richtung Palm. Für Hesky stellt diese Brücke bei Aldingen den Fixpunkt sämtlicher Planungen dar - und damit auch eines wie auch immer gearteten Konsenses.

Vielleicht, orakelte Palm, komme der Termin 19. Juli ja ein paar Wochen zu früh. Jener 19. Juli, an dem im Waiblinger Gemeinderat die vier Varianten vorgestellt werden, über welche Trasse die Andriof-Brücke mit der Waiblinger Westumfahrung verbunden werden kann. Alle vier Varianten, von einer Südumgehung Hegnachs abgesehen, verlaufen mehr oder weniger auf Fellbacher Gemarkung. Palm stellte als Vertreter der Fellbacher Interessen ein ums andere Mal klar, dass diese Brücke für ihn nicht in Frage kommt. Konsens - ja, „kleine Lösung“ - ja. Der Weg zu einem Ja führt für Palm über ein klares Nein zu den aktuellen Plänen des Regierungspräsidenten. Denn das RP denke nicht in lokalen Dimensionen. Es gehe dem RP nicht darum, die Staus auf der Remsecker Neckarbrücke zu verringern. Wie die Anfang Mai vorgestellte Verkehrsbedarfsermittlung für den Raum östlich von Stuttgart gezeigt hat, ist die Neckarquerung für das RP ein Teil eines Nordostringes und einer überregionalen Verbindung zwischen den Autobahnen 81 und 8. Doch die kommt für Palm nicht in Frage.

„Mein Job ist es, Ziele umzusetzen“

Ob er diesen Standpunkt am kommenden Mittwoch auch im Landtag vertreten werde und für den Antrag der SPD stimmen wird, das Planfeststellungsverfahren sofort zu stoppen, wollte die SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Altpeter von ihrem CDU-Kollegen Palm wissen. Palm blieb eine klare und eindeutige Antwort auf sein Abstimmungsverhalten im Landtag schuldig. „Mein Job ist es, Ziele umzusetzen“, sagte er - und er nehme es in Kauf, deshalb für eine gewisse Zeit der Buhmann zu sein. Palms Ziel ist eine „Konsenslösung mit Augenmaß“.

Mit Augenmaß geht auch Hesky an das Problem heran - aber aus einem anderen, dem Waiblinger Blickwinkel. Und er weiß: „Egal, wo wir eine Straße bauen: Sie wird zu Eingriffen in die Landschaft führen.“

Genau diese Eingriffe vertrage das Schmidener Feld und der Hartwald nicht mehr, sagte Michael Eick vom Naturschutzbund Fellbach und will den „Naturschutz mit Klauen und Zähnen verteidigen“. Er mutmaßte, dass die oft beklagten Staus auf der Remsecker Neckarbrücke nicht nur dem hohen Verkehrsaufkommen geschuldet sind. Vielmehr seien die Probleme hausgemacht, verwies Eick auf die kurzen Ampelphasen und eine innerörtliche Verkehrsführung, die Staus geradezu provoziert.

Nordostring

Seit der in den 1970er Jahren gescheiterten Neckar-Alb-Autobahn geistert ein näher an Stuttgart geführter Nordostring in den Köpfen der Verkehrsplaner umher, der die A 81 mit der A 8 verbindet. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan läuft diese vierspurige Bundesstraße zwar unter ferner liefen, doch als Neckarquerung erlebte der Nordostring vor Jahren eine Renaissance. Mit dem Vorstoß, den Nordostring von vier auf zwei Spuren zu verkleinern, hat IHK-Bezirkskammerpräsident Claus J. Paal beim Neujahrsempfang neuen Schwung in die Debatte gebracht. Seither basteln Waiblingen, Fellbach und Remseck zusammen mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten und der IHK an einem Konsens.

Waiblinger Kreiszeitung vom 21.06.2007
www.waiblinger-kreiszeitung.de

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