Geballter Einspruch gegen die Neckarbrücke

Arge Nordost überreicht 3000 Einwendungen
an Regierungspräsident Andriof - Erörterung 2007

Stuttgart- Es war nicht die größte Demo gegen die geplante Neckarbrücke, aber die wichtigste: Am Mittwoch haben 30 Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Nordost Regierungspräsident Andriof 3000 Einsprüche übergeben.

Die kleine Schar machte eine große Show: Mit Traktor und einem halben Dutzend Transparenten brachten die Gegner der "Andriof-Brücke" Leben auf den sonst wie ausgestorbenen Innenhof des Regierungspräsidiums in Vaihingen. „Wir wollen in Remseck - nicht noch mehr Lärm und Dreck - das hat doch keinen Zweck", war zu lesen, oder: „Heute 17 000, morgen 30 000 Kfz, übermorgen 70 000. Das ist zu viel!"

Doch das war nur die Ouvertüre zum Einakter, der folgte: Joseph Michl, Sprecher der Arge Nordost, in der 25 Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände zusammenarbeiten, gab Udo Andriof und seinen Plänen nicht nur einen Korb, sondern mehrere: Bastkörbe, gefüllt mit rund 3000 schriftlichen Einsprüchen aus der Gegend nordöstlich von Stuttgart. Und weil der Widerstand nicht persönlich genommen werden soll, brachte Michl ein kleines Geschenk mit: Honig, angeblich gesammelt von Bienen in der Gegend, wo die Brücke geplant ist.

„Ich möchte Sie einfach bitten, die Planung einzustellen", sagte Michl und strahlte. „Wir haben die Befürchtung, dass die Brücke keine Entlastung, sondern noch mehr Belastung bringt." Argumente nebst Alternativen wie Tempolimit und Nachtfahrverbot für Lkw seien ausführlich dargelegt.

Rückzugsgebiet für Rebhuhn und Steinkauz bedroht

Während Michl und der Fellbacher Nabu-Vorsitzende Michael Eick, der um ein Rückzugsgebiet für Rebhuhn und Steinkauz fürchtet, für die Natur plädierten, sieht Dieter Beerweiler vor allem seinen Calendula-Kräutergarten nebst zehn Arbeitsplätzen gefährdet: „Die Trasse schneidet 40 Prozent der Betriebsfläche ab", erklärte er auf Nachfrage.

Der Regierungspräsident muss aber noch mehr berücksichtigen. Im Nordosten verkehrten täglich 250 000 Fahrzeuge, sagte Andriof „da warten viele darauf, dass was passiert". Und er versprach: „Wenn die Straße mehr Schaden als Nutzen produziert, bauen wir sie auch nicht." Insgesamt sind bis zum Ende der Frist am Mittwoch rund 4700 Einsprüche bei der Behörde eingegangen, die nun bewertet werden müssen. Nach Einschätzung eines Sprechers wird die öffentliche Erörterung nicht vor 2007 stattfinden. Der Planfeststellungsbeschluss, der wie eine Baugenehmigung wirkt, könnte im Sommer gefasst werden.


Harmonisches Treffen der Gegner in Sachen Neckarbrücke: Regierungspräsident Udo Andriof (Mitte) erhält
von Arge-Nordost-Sprecher Joseph Michl (2. v. re.) Honig aus dem Neckartal: Nabu-Sprecher
Michael Eick (re.) fürchtet am geplanten Standort auch um ein Rückzugsgebiet für Rebhuhn und Steinkauz.
Foto: Susanne Kern

Von Alexander Ikrat,
Stuttgarter Nachrichten vom 19.10.2006
www.stuttgarter-nachrichten.de

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