Sollen die Vertreter der Stadt Fellbach in der Frage des Nord-Ost-Rings einen Kompromiss suchen?
Man muss auf jeden Fall einen Kompromiss suchen. Schließlich kennt man auch in Fellbach die Probleme mit dem Ziel- und Quellverkehr an der Remsecker Brücke. Deshalb waren die Kommunalpolitiker in Fellbach auch keine Neinsager, sondern haben sich frühzeitig um Alternativlösungen bemüht. Der Regionalverband hat deshalb schon 1997 die renommierten Ingenieurbüros Spiekermann und Dr. Koch beauftragt, Gutachten zu erstellen. Das Ergebnis war eindeutig. Danach ist die von Fellbach ins Spiel gebrachte so genannte Variante 4.3 - erforderlichenfalls mit notwendigen Korrekturen versehen - auch aus ökologischer Sicht die beste Lösung. Sie bündelt den Verkehr und belastet die Umwelt weniger als die vom Regierungspräsidium favorisierte Nord-Ost-Ring Trasse. Wenn renommierte Fachbüros zu einem solchen eindeutigen Ergebnis kommen, darf man das später nicht einfach beiseite schieben.
Was steckt wohl dahinter, dass Regierungspräsident Udo Andriof offensichtlich unbeirrt an den Plänen für einen vierspurigen Nord-Ost-Ring über das Schmidener Feld festhält?
Mir ist nicht klar, welchen Einflüssen Regierungspräsident Udo Andriof in dieser Frage ausgesetzt ist. Sicher ist jedenfalls, dass Vertreter der Wirtschaft offensichtlich aus Unkenntnis gewisser Probleme eine vierbahnige Straße haben wollen. Zumindest die Wirtschaft des Rems-Murr-Kreises müsste gemerkt haben, dass der Kappelbergtunnel erneut zum Nadelöhr zu werden droht - mit allen Nachteilen für die heimische Wirtschaft. Im Jahr 2000 hat bereits ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten bei der Lösung 4.3 insgesamt 65.000 Fahrzeuge pro Tag im Tunnel prognostiziert, bei der Andriof-Variante aber 84.000 Fahrzeuge. Und die Staus werden in absehbarer Zukunft noch zunehmen, wenn die B 14 über Winnenden hinaus ausgebaut ist. Schon jetzt wird die Bundesstraße 14 verstärkt von Lastwagen gewählt, die die Autobahnmaut vermeiden wollen.
Justizminister Ulrich Goll (am Mikro) hat den Vor-Ort-Termin initiiert -
und zahlreiche Bürger
nutzten die Gelegenheit, ihren Protest gegen die Nord-Ost-Ring-Pläne zu
äußern.
Wie groß sind die Chancen, dass die Brückenbaupläne des Regierungspräsidiums noch gestoppt werden können?
Ich habe Regierungspräsident Andriof immer als harten aber fairen Partner kennengelernt. Bei den beiden Tunnelprojekten hat er Fellbach auch mutig geholfen. Wir waren immer für notwendige Strassenbauten. Das sieht man an der Verlängerung der Höhenstraße in Richtung Hegnach und der Verlegung der Bühlstraße. Fellbach ist auch bereit das Problem der täglichen Staus bei der Querung des Neckars durch weitere Baumaßnahmen zu lösen, damit die betroffenen Menschen auf beiden Seiten des Neckars - wenn vielleicht auch nur schweren Herzens - letztlich doch einvernehmlich mitmachen können. Der vierspurige Nord-Ost-Ring aber wäre ein Übel für Mensch und Natur. Ich werde in Oeffingen deshalb auch im namen der Arge Nord-Ost und des Naturschutzbundes reden und hoffe im Beisein der Abgeordneten auf einen guten Argumentationsaustausch. Dabei werde ich deutlich machen, wo die Fellbacher Kooperationsbereitschaft endet. Der im Juni 2000 in die Landesverfassung aufgenommene Artikel 3 c stellt die Landschaft unter den besonderen Schutz des Landes und der Kommunen. Danach darf sie nur in dem Umfang belastet werden, wie es zur Lösung eines Problems unbedingt erforderlich ist. Dieser Abwägungsprozess ist bislang bei der Planung der Andriof-Brücke bei Aldingen offensichtlich nicht hinreichend erfolgt.
Sollte die Stadt Fellbach klagen, wenn das Regierungspräsidium weiterhin an den Plänen für eine weitere Neckarquerung als Vorstufe zum Nord-Ost-Ring festhält?
Alle sollten klagen, die in der Lage sind. Auch die Stadt, da es für Fellbach von existenzieller Bedeutung ist, dass diese vierspurige Straße über das Schmidener Feld nicht kommt. Schließlich haben alle Gutachter festgestellt, dass Fellbach bei allen Lösungen die Hauptlast in Sachen Verkehr und zusätzlichem Lärm zu tragen hätte. Nur mit einer vertretbaren Alternative kann ein Rechtsstreit vermieden werden. Mit dieser Ansicht befinde ich mich im Einvernehmen mit OB Christoph Palm.
Zwei Schirmherrn vorneweg: Ex-OB Friedrich-Wilhelm Kiel
und Regierungspräsident Udo Andriof.
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