Breite Protestfront gegen die Neckarquerung

Beim Oeffinger Sportgelände hat sich der Regierungspräsident Udo Andriof
den Gegnern seiner Straßenplanung gestellt

FELLBACH. Naturschutzbund, Arge, Bauern, Pfadfinder und Kommunalpolitiker - gestern hat sich das komplette Spektrum der Nordostring-Gegner bei Oeffingen versammelt. Der Anlass: der Justizminister hatte den Regierungspräsidenten eingeladen.

Einen leichten Stand hatte der Regierungspräsident Udo Andriof nicht beim Besuch im Zentrum des Widerstandes gegen jene zusätzliche Neckarquerung, die längst seinen Namen trägt. Das Bauwerk steht für viele als Symbol für den Versuch, durch die Hintertür den vierspurigen Nordostring durch das landwirtschaftlich und ökologisch hochwertige Schmidener Feld (Rems-Murr-Kreis) doch noch zu verwirklichen. Gemütlich war es gestern zunächst allerdings auch für diejenigen nicht, die den Besuch des Regierungspräsidenten nutzen wollen, um zu zeigen, dass die Straßenpläne auf massive Ablehnung stoßen. Es regnete, und nicht zu knapp.

Der Besucher aus der Landeshauptstadt wurde von einem alten Bekannten in Empfang genommen. Friedrich-Wilhelm Kiel, langjähriger FDP-Landtagsabgeordneter und Fellbacher Alt-OB, sorgte dafür, dass Andriof wohl beschirmt den Ort der Handlung erreicht, nicht jenen Platz allerdings, an dem beim Oeffinger TV-Gelände Andriof Tafeln mit den Brücke- und Trassenplänen hatte aufstellen lassen, sondern dorthin, wo transparentbehangene Trecker samt einer rund 500-köpfigen Demonstrantenschar und einem zur Rednerplattform umfunktionierten Lieferwagen warteten. Kiel als Gastgeber, diesmal aber ausdrücklich als Vertreter und Sprecher von Nabu und Arge Nordost.

Andriof trug es mit Fassung. Er sprach vom nicht wegzudiskutierenden Verkehrsproblem im Norden Stuttgarts und vom Wunsch nach Lösungen. Er versicherte, dass noch längst nichts festgezurrt, sondern alles im Rahmen des anstehenden Anhörungsverfahrens offen sei - und erntete lautstark Spott und Hohn bei der Versicherung, es gehe nicht darum, dass er für sich etwas wolle, sondern darum, "der Landschaft zu helfen".

Der Landschaft sei am besten geholfen, wenn man auf den Straßenbau verzichte, konterte wenig später der Ludwigsburger Grünen-Landesparlamentarier Jürgen Walter. Zunächst aber äußerte der Justizminister und Waiblinger FDP-Abgeordnete Ulrich Goll generelles Verständnis dafür, "dass Sie planen". Neckarbrücke, verbesserte Verbindung zwischen Waiblingen und Ludwigsburg, alles richtig, sagte er. Was aber gebraucht werde, sei eine Straße, die "nicht vier Spuren hat und nicht durch das Schmidener Feld führen darf“. Eine Parallelstrecke zu den Autobahnen, die nur zusätzliche Verkehrsbelastung mit sich bringe, das sei mit ihm nicht zu machen, betonte auch Fellbachs Oberbürgermeister und CDU-Landtagsabgeordneter Christoph Palm. "Wir sind keine Neinsager", verkündete schließlich dessen Amtsvorgänger Kiel in seiner neuen Sprecherfunktion und hielt Udo Andriof vor, dass selbst Expertisen eine "autobahnähnliche Straße" nicht für sinnvoll erachteten.


Allein gegen die Nordostring-Gegner - Udo Andriof gestern in Oeffingen
Foto: Steffen Honzera

Auch bei der anschließenden Trassenbegehung musste sich der Regierungspräsident weit gehend allein behaupten. Die Unterstützer des Brückenbaus hatten sich gestern lediglich schriftlich zu Wort gemeldet: Die geplante Brücke sei ein wichtiges Projekt zur Lösung der Verkehrsprobleme, schrieb die Industrie- und Handelskammer der Region in einer Pressemitteilung.

Von Harald Heck,
Stuttgarter Zeitung vom 30.08.2006
www.stuttgarter-zeitung.de

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