Protestaktionen gegen Nordostring

Termin für „Geheimtreffen" unter Politikern ist doch bekanntgeworden -
Ex-OB Kiel ruft zu Demonstration auf

Fellbach - Für den Regierungspräsidenten sollte es eine Art Geheimtreffen sein: Auf Anregung von Justizminister Ulrich Goll gibt es am Dienstag, 29. August, um 16 Uhr einen Lokaltermin auf der Nordostring-Trasse. Doch nun muss Udo Andriof dort den Gegenwind einer Großdemo fürchten.

Seit einiger Zeit forciert der Regierungspräsident vehement die schnelle Verbindung zwischen dem Raum Ludwigsburg und dem Remstal. Wesentlicher Bestandteil ist die so genannte Andriof-Brücke über dem Neckar. Städte wie Fellbach, Waiblingen oder Kornwestheim lehnen die 19 Millionen Euro teure Flussquerung indes ab. Vor allem in Fellbach sieht man darin den Einstieg in eine Autobahn über das Schmidener Feld. Kürzlich wetterte OB Christoph Palm gegen Andriofs Tempo bei dem Thema. Dieser wolle offenbar „bewusst das Sommerloch dazu nutzen, seine Brückenbaupläne möglichst geräuschlos durchzuschleusen".

Sommerpause ist auch in der übernächsten Woche noch, und geräuschlos sollte wohl auch jenes nachmittägliche Meeting über die Bühne gehen, dessen Termin vom Regierungspräsidium auf Anfrage bestätigt wird - gedacht allerdings als ein von der Öffentlichkeit abgeschottetes Treffen, so ein Sprecher. Aus dem gemütlichen, womöglich auch kontroversen Plausch unter Politikern wird freilich nichts. Der ehemalige Fellbacher OB Friedrich-Wilhelm Kiel hat bereits über die Lokalzeitung die Bevölkerung aufgerufen, an jenem Dienstag Andriof den geballten Nordostring-Protest zu übermitteln. Naturschützer bereiten zudem schon fleißig Aktionen vor, um die Politikerdelegation mächtig zu beeindrucken.

Den Termin abzusagen dürfte Andriof kaum wagen

Mehrere hundert skandierende Demonstranten am Oeffinger Tennhof? Andriof dürfte dieser öffentliche Gegenwind kaum gefallen. Welchen Grad seine Verstimmung hat, war am Freitag indes nicht zu erfahren: Er weilt einige Tage in Urlaub. Den Termin abzusagen, dürfte er kaum wagen: Zu groß wäre die Peinlichkeit, "am Ende als Klemmer dazustehen, der die Auseinandersetzung scheut", mutmaßt ein Lokalpolitiker.
Unterdessen scheint die Front gegen den Nordostring mancherorts zu bröckeln. Selbst der Waiblinger FDP-Abgeordnete Goll votiert für eine niedrigere Brücke nahe Aldingen und eine zweispurige Nordost-Umfahrung. Die Waiblinger Demokratischen Freien Bürger fordern angesichts des unerträglichen Verkehrs in der Hegnacher Ortsdurchfahrt die direkte, zweispurige Verlängerung der Waiblinger Westumfahrung bis zur Kreisstraße gen Oeffingen - ein Nordostring in abgespeckter Version also. Dass dies „einen massiven Eingriff in die Erholungslandschaft westlich des Gebiets Kostesol bedeutet", müsse hingenommen werden, erläutert Fraktionschef Friedrich Kuhnle.


Geplante L 1197 Neckarquerung zwischen Mühlhausen, Aldingen und Oeffingen

Von Dirk Herrmann,
Stuttgarter Nachrichten vom 19.08.2006
www.stuttgarter-nachrichten.de

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