Brücke fällt bei Umweltschützern durch

Stellungnahme für Regierungspräsidium
kritisiert Pläne für Nord-Ost-Ring

Als überflüssig und schädlich lehnen Umweltverbände die Neckarquerung bei Mühlhausen ab. In einer Stellungnahme fordern sie, weitere Planungen für Brücke und den umstrittenen Nord-Ost-Ring zu stoppen.

29 Seiten dick ist die Stellungnahme, die Landesnaturschutzverband (LNV), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) und Naturschutzbund sowie die Arge Nord-Ost gemeinsam an das Regierungspräsidium Stuttgart geschickt haben. Das Urteil der Umweltverbände zum beabsichtigten Brückenschlag bei Mühlhausen ist einhellig: „Alle Fakten sprechen dagegen",sagt Joseph Michel, der das Straßenbau- projekt für die Arge unter die Lupe genommen hat.

In ihrer Ablehnung stützen sich die Verbände pikanterweise auf das Gutachten, das im Auftrag des Regierungspräsidiums angefertigt wurde. „Der Gutachter sagt darin selbst, dass ein Eingriff am rechtsseitigen Neckarufer unvertretbar ist", zitiert Michael Eick vom Nabu Baden-Württemberg. Für den Bau der L 1197, die von der Aldinger Straße in Mühlhausen über die Brücke hinauf nach Fellbach-Oeffingen führen soll, würden Flächen berührt, die auf der neunteiligen Naturschutz-Skala mit den höchsten Schutzgrad genießen. „Da leben bedrohte Vogelarten wie Steinkauz oder Baumfalke, am Wochenende suchen tausende Menschen dort Erholung", so der Biologe.

Dabei sei es unerheblich, welche der beiden Planungsvarianten, eine Querung beim Klärwerk oder weiter flussabwärts, realisiert werde. „200 Meter hin oder her ändern nichts an der zerstörerischen Wirkung." Der vom Regierungspräsidium angeführten Notwendigkeit der neuen Straßentangente, sie soll die Bewohner von Remseck entlasten, schenken die Umweltverbände keinen Glauben. „Der Verkehr verschiebt sich nur von Neckarrems in Richtung Aldingen", sagt Gerhard Pfeifer vom Bund voraus. Die Brücke sei Teil einer Salami-Taktik, um den momentan auf Eis liegenden Nord-Ost-Ring voranzutreiben.

„Damit holt sich die Region ein zweites Leonberger Dreieck aufs Schmiedener Feld", warnt Pfeifer vor der Sogwirkung neuer Straßen und fordert das endgültige Aus für Planungen einer Querspange.

Aufgestoßen ist den Umweltverbänden, dass die Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart mit 25.000 Euro die Planungskosten der Brücke bezuschusst: „Damit wird die Objektivität der Behörden untergraben", sagt Bund-Vorstand Pfeifer. Erfreut registriert wurde die ablehnende Haltung von Fellbach und Waiblingen zur Neckarquerung. „Dort wurden die Zeichen der Zeit erkannt", loben die Verbände.

Von Jürgen Lessat
Stuttgarter Nachrichten vom 01.02.2006
www.stuttgarter-nachrichten.de

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