Pleiten, Pech und Pannen: Die seit vielen Jahren diskutierte Flussquerung nahe Remseck-Aldingen ist wahrlich kein Projekt, das locker durch die Gremien flutscht. Gleich drei Erörterungsverhandlungen waren bisher nötig. Zur jüngsten im Februar 2010 tuckerten etliche Fellbacher und Mühlhausener Landwirte mit ihren Traktoren über Eis und Schnee nach Stuttgart-Vaihingen und protestierten gegen den befürchteten großen Nordostring: „Brückenplanung stinkt zum Himmel", hieß es auf einem Plakat, das in einem dampfenden Misthaufen steckte.
Mittlerweile stinkt's nicht nur vor, sondern angeblich auch in der Behörde. So jedenfalls muss man den neuesten Vorstoß aus Fellbach deuten. Ausgelöst hat dieses Verdikt eine bisher unbekannte Verkehrszählung von Februar und März 2007, an die Fellbacher Rathausbeamte jetzt eher zufällig gelangt sind: Seinerzeit hatte das Regierungspräsidium an sieben Stellen den Verkehr über 24 Stunden hinweg erfassen lassen. Ergebnis: Im Vergleich zu 2005 waren zwischen sieben und 29 Prozent weniger Autos und Lastwagen in Kornwestheim, Remseck und Fellbach unterwegs. Das Regierungspräsidium, wettert die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys, liefere nun selbst den Beweis dafür, dass die Analysen und somit auch die Prognosen für die Zukunft „überzogen und falsch" sind. Die Behörde müsse die Planungen zum Brückenbau „umgehend stoppen".
In dieselbe Kerbe schlägt der Grünen-Abgeordnete Jürgen Walter aus Asperg (Kreis Ludwigsburg). „Was jetzt verspätet an die Öffentlichkeit gelangt ist, schlägt dem Fass den Boden aus", empört er sich. Die Bürger seien „an der Nase herumgeführt und bewusst getäuscht" und die niedrigen Verkehrszahlen vom Frühjahr 2007 verschwiegen worden, weil sie nicht ins Konzept passten. „Der Grund für die Heimlichkeiten liegt auf der Hand", so Walter: „Die neue Neckarquerung soll auf Biegen und Brechen in Aldingen und damit dort gebaut werden, wo die Nordostring -Befürworter sie haben wollen, um ihre Träume von einer vierspurigen Verbindung zwischen der A 81 und der A 8 irgendwann doch noch zu verwirklichen."
Im Regierungspräsidium hat die Attacke aus Fellbach erwartungsgemäß wenig Begeisterung ausgelöst. Die Art und Weise, die Kritik an den Daten allein über die Medien und nicht direkt zu übermitteln, sei „bedauerlich", „unterirdisch" und „ein Tiefpunkt" der bisherigen Debatte, so ein Sprecher. Die vermeintlich neuen Zahlen seien längst bekannt und somit „alter Wein in neuen Schläuchen". Man sei jedoch gerne bereit, die Fellbacher Verwaltung „im persönlichen Gespräch" über ihre Irrtümer in der Einschätzung aufzuklären.
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