Joseph Michl hat Erfahrung als engagierter Bürger. In der Schutzgemeinschaft Krailenshalde hat der Zuffenhausener vor vielen Jahren mit dafür gekämpft, dass das kleine Gebiet zwischen Zuffenhausen und Feuerbach nicht von einer Stadtautobahn zum Pragsattel hin zerschnitten wurde. In der Initiative Zuffenhausen 21 setzt er sich dafür ein, dass die B 10/B 27 in einen Tunnel verlegt wird. Und in den 1990er Jahren hat Michl sich damit beschäftigt, inwieweit Ferdinand Porsche ein Nutznießer der Nazi-Diktatur war. Zurzeit ist Joseph Michl aber vor allem in Sachen Nord-Ost-Ring unterwegs. Er glaubt wie die meisten Gegner, dass die in Remseck geplante Neckarbrücke nur der Einstieg in eine autobahnähnliche Umfahrung von Stuttgart sein soll. Mit dieser Botschaft zieht Michl durch die Städte und berichtet, welche dramatischen Folgen ein solcher Nord-Ost-Ring für die Region hätte. Bislang war er vor allem in Remseck, Waiblingen, Fellbach, Kornwestheim und Stuttgart, die alle direkt von der Brücke betroffen wären. Doch inzwischen gibt es ein sogenanntes Fernwirkungsgutachten, nach dem auch Ludwigsburg die Folgen des Bauwerks zu spüren bekäme und zahlreiche Bürger Lärmschutz für ihre Wohnung und Häuser bräuchten.
So fügt sich die vom Regierungspräsidium favorisierte Neckarbrücke in die
Landschaft ein.
Foto: Stadt Remseck
Am Freitagabend hat Joseph Michl deshalb im Vereinsheim des MTV Ludwigsburg
Station gemacht und auf Einladung der Grünen seinen Laptop mit einer
Präsentation
mitgebracht. Auf diesem Computer hat Michl eine ganze Reihe von Vorträgen:
Einer heißt „Billinger ermöglicht Neue Mitte" und
beschäftigt sich wohl
mit dem Argument des Remsecker Oberbürgermeisters Karl-Heinz Schlumberger,
die sogenannte Billinger-Brücke, die zwischen Neckargröningen
und Aldingen führen soll,
würde jegliche Entwicklung einer Neuen Mitte Remseck dort blockieren.
Eine andere Präsentation
ist mit „Milchmädchen Waiblingen" betitelt.
In seinem gut einstündigen Vortrag hatte Michl nicht sonderlich viel
Neues zu berichten. Erst am Ende befasste er sich mit dem Fernwirkungsgutachten,
nach dem sich die Verkehrsflüsse über die Neckarbrücke
auch auf Ludwigsburg auswirken und deshalb an der B 27, an der Aldinger
Straße und an der Robert-Franck-Allee Lärmschutz
notwendig sein wird. Wie viel, ist unklar, weil das Gutachten zurzeit
mit niedrigeren Grenzwerten erneut von Fachleuten durchgerechnet wird.
Michl wies darauf hin, dass in dem Gutachten weitere Fehler gemacht worden
seien. In der Talstraße in Waiblingen sei beim Lärmschutz ein
Kindergarten schlicht vergessen worden. Ansonsten erneuerte er seine Kritik
an der Neckarbrücke und
am Nord-Ost-Ring überhaupt: „Das ist eine perfide Salamitaktik",
sagte er. Das Regierungspräsidium
wolle mit der Brücke Fakten schaffen, um später doch noch den
Nord-Ost-Ring durchzusetzen.
Ob sich bei vielen Ludwigsburgern eine Betroffenheit durchsetzt, ist offen.
Zur Veranstaltung am Freitagabend kamen knapp drei Dutzend Zuhörer.
Politisch indes formieren sich die Gegner und Befürworter in der
Kreisstadt. Die Grünen laden
Brückengegner ein, die CDU-Fraktion hat einen Antrag gestellt: Die
Verwaltung möge darüber
berichten, dass auch andere Varianten der Brücke mehr Lärm und
Verkehr in Ludwigsburg verursachen werden.
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