Wollen die Grünen den Protest gegen den Nord-Ost-Ring nach Ludwigsburg
zerren, Herr Gericke?
Wir wollen in erster Linie darüber informieren, was der Bau der Neckarbrücke
in Remseck-Aldingen bedeuten würde. Aus unserer Sicht ist diese Brücke
die schlechteste Variante für Ludwigsburg.
Das scheinen fast nur Sie so zu sehen, oder?
Es stimmt, dass die Stadtverwaltung und die Mehrheit der Fraktionen im Gemeinderat
eine andere Auffassung zum Nord-Ost-Ring vertreten. Die Auswirkungen eines
Brückenbaus wollen sie im Sinne der „Salamitaktik" des
Regierungspräsidiums
dazu nutzen, den Nord-Ost-Ring ohne grundlegende Abwägung durchzusetzen.
Wir glauben, dass vielen Bürgern das Ausmaß der Planung noch
gar nicht bewusst ist.
Laut dem Gutachten des Regierungspräsidiums würde sich
in Ludwigsburg durch den Bau der Brücke unterm Strich nichts ändern,
der Verkehr würde nur verlagert. Warum also die Aufregung?
Schon allein die Grundlage dieses Gutachtens ist fraglich. Zudem wird die
Friedrichstraße auch in der vorgelegten Prognose bis 2020 gar nicht
entlastet, weil der Verkehr insgesamt weiter zunehmen soll.
Das Regierungspräsidium verspricht den von der Neckarbrücke
betroffenen Anwohnern Lärmschutz, obwohl der zusätzliche Verkehr
angeblich kaum hörbar wäre. Vielleicht wollen die Anwohner die Brücke?
Wenn dieser Unsinn schon gemacht werden soll, sollen die Bürger auf
keinen Fall schlechter gestellt werden. Aber es ist ja sehr zweifelhaft,
ob etwa die Aldinger Straße diesen Mehrverkehr überhaupt tragen
könnte, es gibt schon heute Überlastungstendenzen. Aus unserer
Sicht wird diese Überforderung in Kauf genommen, um den Druck zu
erhöhen, um dann sagen zu können: Jetzt müssen wir
auch noch den Rest zum kompletten Nord-Ost-Ring bauen, obwohl er als Bundesverkehrsweg
zurückgestellt worden ist.
Das fordert ja auch die Stadtverwaltung.
Ja, aber die vermeintlichen Profiteure eines Nord-Ost-Rings schieben das
Problem einfach weg: nach Kornwestheim, Fellbach und den Stuttgarter Norden,
wo Grünflächen
zerstört und mehr Fahrzeuge angezogen würden.
Ihre Lösung?
Ich bin der Meinung, dass sich Ludwigsburg und Remseck zumindest für
ihre regionalen Verkehre um Alternativen kümmern müssen. Die
Stadtbahn etwa, deren Entwicklung leider immer noch stockt. Es gibt Lenkungsmaßnahmen,
die den Verkehr entschleunigen. Und speziell für Remseck würde
die so genannte Billingerbrücke
eine große Erleichterung bringen.
Keine dieser Maßnahmen würde den Zweck des Nord-Ost-Rings
um Stuttgart
herum tatsächlich erfüllen, nämlich den Fernverkehr umleiten.
Aber der regionale Verkehr könnte minimiert werden. Rund 70 Prozent
aller Fahrten sind selbst verursachte Quell-Ziel-Verkehre, nur 30 Prozent
macht der Fernverkehr aus. Der soll die Autobahn nutzen, die im übrigen
noch immer die wahre Umfahrung Stuttgarts ist. Der Verkehr aus dem Remstal
nach Norden kann den Bogen über die B 14
machen, die schon ausgebaut wird. Und die Stadt Stuttgart hat die B 10
durch ihr Stadtgebiet ohnehin fast zu einem „kleinen Nord-Ost-Ring" ausgebaut.
Da freut sich der Maut sparende Ausweichfahrer aber!
Die autobahnähnlichen Abschnitte der Bundesstraßen könnten
relativ einfach mit einer Mautpflicht versehen werden.
Planen die Grünen in Ludwigsburg weitere Aktionen gegen die Brücke?
Das kann ich noch nicht sagen. Wir sind jetzt erst einmal gespannt, wie sich
die Bürger dafür interessieren. Aber das Thema ist wichtig.
Die Zeit der großen
Straßenneubauten ist vorbei. Es gibt zu wenig Restflächen.
Und in Zeiten wie diesen, für ein solch unsinniges Projekt so viel Geld auszugeben, kann nicht sinnvoll sein.
[ zur
Homepage ] [ Schließen ]