Mappus bleibt vom Misthaufen verschont

Nach dem politischen Aschermittwoch der CDU sind Fellbacher Bauern verärgert: Demo gegen den Nordostring ausgebremst

Zahlreiche Landwirte aus Fellbach sind sauer - ein wenig auf die CDU, noch mehr aber auf die Polizei. Denn die hat die geplante Bauerndemo gegen den Nordostring beim politischen Aschermittwoch der CDU verhindert.

FELLBACH. Die Bauern wollten ihren Unmut über die geplante Neckarbrücke mal in aller Deutlichkeit dem neuen Ministerpräsidenten Stefan Mappus kundtun. Viele Landwirte haben Grundstücke auf dem Schmidener Feld mit den bekanntlich zweitbesten Böden Europas. Dort freilich könnte eines Tages der Nordostring verlaufen. Weshalb die Bauern auch gegen die vom Regierungspräsidium angestrebte neue Neckarquerung wettern. Gilt diese doch als Einstieg für die Asphaltpiste auf der Freifläche zwischen Waiblingen und Fellbach.

Am Montag dieser Woche meldeten die Landwirte ihre für Aschermittwoch geplante Demonstration auf dem Fellbacher Polizeirevier an. Umso erstaunter reagierte die Truppe dann, als Polizeizeibeamte frühmorgens den Konvoi mit sieben Traktoren samt dampfendem Mistwagen (und dort aufgestecktem Plakat „Brückenplanung stinkt zum Himmel!") in der Bahnhofstraße stoppten. Verantwortlich hierfür war der stellvertretende Leiter der Waiblinger Polizeidirektion, Peter Hönle. Ihm hatte man, offenbar wegen eines Krankheitsfalls auf dem Fellbacher Revier, die Anmeldung der Demonstration nicht weitergegeben.

So kam es, dass sich von der einen Seite die Bauern näherten - und gleichzeitig auch Mappus bereits im Anmarsch war. Binnen Sekunden habe Hönle entscheiden müssen, berichtet der Waiblinger Polizeisprecher Klaus Hinderer. „Der Mistwagen hat sich für ihn als potenzielle Gefahrenquelle dargestellt." Hönle habe eben eine mögliche Blockade für Mappus verhindern wollen.

Grundsätzlich hätte die Demo, so Hinderer, jedoch insbesondere beim Ordnungsamt der Stadt Fellbach angemeldet werden müssen. Das hatten die Bauern allerdings versäumt. Mittlerweile habe sich zudem herausgestellt, erläutert Hinderer am Donnerstag auf Nachfrage, „dass bei der Anmeldung auf dem Revier von lediglich drei Traktoren die Rede war - und von einem Mistwagen schon gleich gar nicht". Der Misthaufen als Gefahr für den neuen Landesvater? Der Schmidener Landwirt Wolfgang Bürkle weist diese Vermutung zurück. Sie seien bekannt für ihre friedlichen Absichten. Er habe anfangs, als die Polizei auftauchte, gedacht, nun würden sie gar unter Polizeibegleitung zur Alten Kelter gefahren. Erst als die Kolonne dann Richtung Feld abbiegen musste, „wurde ich stutzig".

In der Regel, erläutert der stellvertretende Fellbacher Ordnungsamtsleiter Bernd Bigalk auf Nachfrage, würden bei der Polizei angemeldete Demos umgehend auch dem Rathaus mitgeteilt. Dies sei wegen des Krankheitsfalls indes ausgeblieben. So gab"s denn weder fürs Ordnungsamt noch für den Einsatzleiter eine Vorwarnung - so dass die spontane Entscheidung Hönles durchaus nachvollziehbar sei.

Von Dirk Herrmann, Stuttgarter Nachrichten vom 19.02.2010
www.stuttgarter-nachrichten.de

 [ zur Homepage ] [ Schließen ]