Gutachtern sind einige Häuser „durchgerutscht"

Erneut Diskussionen um die Neckarbrücke und den Lärmschutz

FELLBACH/KORNWESTHEIM. Das Lärmgutachten zu den Folgen der geplanten neuen Neckarbrücke bei Remseck-Aldingen sorgt in diversen Städten weiter für Diskussionen. Denn mehr Verkehr durch die neue Neckarquerung, das bedeutet auch mehr Lärm und Abgase in den Ortsdurchfahrten.

Insgesamt sind es 272 Gebäude in den Städten Fellbach, Kornwestheim, Ludwigsburg und Waiblingen, für die die Experten einen solchen Lärmzuwachs prognostizieren, dass sie Schallschutzfenster benötigen. In Ludwigsburg werden insgesamt 75 Gebäude an der B 27 und der Robert-Frank-Allee benannt. In der Waiblinger Talstraße sind ebenfalls für 75 Häuser Schutzfenster vorgesehen. In Fellbach - Schmiden geht es um 27 Gebäude in der Oeffinger Straße.

Verwunderlich findet es freilich Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys, dass manche Gebäude als „lärmschutzwürdig" angesehen werden - Nachbarhäuser, die sogar näher zur Straße liegen, jedoch nicht. Das könne man doch den Anwohnern kaum glaubhaft vermitteln. Zudem habe das Gutachten des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart teilweise sogar etliche neue Gebäude, die in der Lärmschutzschneise liegen und deshalb Zuschüsse für Fenster erhalten könnten, nicht erfasst. Nicht nur neue Häuser wurden übersehen, weiß Ulla Merkle von der Hegnacher Höhe in Waiblingen nach der akribischen Durchsicht der fast 2000 Seiten umfassenden Akten. „Zum Beispiel ist in der Waiblinger Talstraße ein Haus vergessen worden, das zehn Jahre alt ist, und ein Kindergarten, der 1985 gebaut wurde; bemerkenswert finde ich das Fehlen meines eigenen Hauses, das immerhin 100 Jahre alt ist."

Tatsächlich sind den Gutachtern einzelne Häuser „durchgerutscht". Dies räumt RP-Sprecher Peter Zaar ein. „Wir versuchen, so genau wie möglich zu sein", doch bei dem „Riesenradius" für das sogenannte Fernwirkungsgutachten seien kleine Pannen kaum zu vermeiden. „Aber genau für solche Erkenntnisse gibt"s ja den Erörterungstermin." Die dort eingebrachten Hinweise auf die vergessenen Häuser werden nun ans Gutachterbüro weitergeleitet, das dann wiederum diese „Feinheiten nachsteuern" werde. Die überarbeitete Expertise wird anschließend den betroffenen Kommunen zugestellt, wo dann auch die Bürger aus den bisher „übersehenen" Gebäuden in ihren jeweiligen Rathäusern das Gutachten einsehen und erkennen könnten, „zu welcher Mehrbelastung es bei ihnen direkt kommt".

Von Dirk Herrmann, Stuttgarter Nachrichten vom 17.02.2010
www.stuttgarter-nachrichten.de

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