Das Lange Feld, nördlich von Stuttgart-Mühlhausen zwischen dem Neckar und Kornwestheim gelegen, verbiete sich für den Straßenbau, beschlossen Grüne, SPD und SÖS/Linke, die im Juni 2009 einen Wahlsieg zu feiern hatten, im Umwelt- und Technik-Ausschuss. Sie gaben der Verwaltung den Auftrag, noch mehr zu tun, um die Lebensbedingungen von Rebhuhn, Schafstelze und Feldlerche zu verbessern. Was den Stuttgarter Raum angehe, seien die Vogelarten vom Aussterben bedroht, hatte die Umweltverwaltung erklärt. Die Böden auf dem Langen Feld seien zwar nicht so herausragend wie die auf den Fildern, aber durch ihre Lage und den Zuschnitt für die Landwirtschaft noch wichtiger.
SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind zog die Konsequenzen. Die Zeit des rücksichtslosen Straßenbaus sei vorbei, das Lange Feld zu wertvoll dafür. Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) wurde aufgefordert, unmissverständlich die Haltung der Mehrheit in Stuttgart zu vertreten - ein Auftrag vor der dritten Erörterungsverhandlung zur Neckarbrücke, die am heutigen Mittwoch um 15 Uhr im Regierungspräsidium (RP) Stuttgart beginnt. „Wir wollen auch die Brücke nicht. Sie wäre der Einstieg in den Nordostring", erklärte Blind. Diese Umfahrung entlaste allenfalls die B 10 in Stuttgart um sieben Prozent, erklärte Stephan Oehler, Verkehrsexperte der Stuttgarter Verwaltung, den Talkessel überhaupt nicht.
Im Hinblick auf die Qualitäten des Langen Felds tue sich auch die CDU mit der Straßentrasse schwer, sagte Ursula Pfau. Man halte die Straße nicht mehr für so dringlich wie früher. „Schweren Herzens" unterstütze die CDU aber die langfristige Realisierung des Nordostrings.
Nicht nur in Stuttgart, auch in anderen Orten haben Gegner und Befürworter des 22-Millionen-Euro-Projekts Neckarbrücke scharfzüngig ihre Positionen verdeutlicht. Fellbachs OB Christoph Palm gibt sich optimistischer denn je, dass aus der südwestlich von Aldingen geplanten neuen Neckarquerung nichts wird. Allen Protesten in der Bevölkerung und eigenen Schlampereien in den Gutachten zum Trotz werde das RP wohl das Planfeststellungsverfahren noch in diesem Monat abschließen - „nach dem Motto: Augen zu und durch". Klagen von Bürgern oder Verbänden - die Stadt Fellbach selbst hat kein Klagerecht - seien unausweichlich - und ebenso nach Palms Ansicht die Niederlage fürs RP. „Man zieht offenbar die Exekution vor Gericht einer eventuellen Verwundung im direkten Duell vor", sagt der ehemalige Fechter Palm. Womöglich hoffe das RP, bei einer Niederlage eher sein Gesicht wahren zu können, „als wenn man sich jetzt in der dritten Erörterungsrunde von uns zerlegen lassen muss".
Dagegen nahm Claus Paal, Chef der Industrie- und Handelskammer Rems-Murr, speziell den „lokalen Egoismus" von Fellbach und Kornwestheim aufs Korn. Fellbach habe seine Verkehrsprobleme vorbildlich mit Kappelbergtunnel und Stadttunnel lösen können. „Das muss Fellbach jetzt auch anderen notleidenden Bereichen des Kreises zugestehen", erklärt Paal.
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