Die geplante Neckarquerung zwischen Stuttgart-Mühlhausen und Remseck-Aldingen sorgt
weiterhin für Unmut. Während die staugeplagten Remsecker
auf eine Entlastung durch eine neue Brücke hoffen, stemmen sich die
Bewohner der Nachbarstädte
Kornwestheim und Fellbach mit aller Kraft gegen die Brücke, die Teil
des Projekts Nordostring ist. Zuletzt hatten die Gegner der Arge Nordost
im Frühjahr 2009 triumphiert:
Sie hatten den Experten im Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) einen
Rechenfehler nachweisen können. Die notwendige Korrektur hat die
Planung um viele Monate verzögert.
Am kommenden Mittwoch steht erneut ein Erörterungstermin an. Diesmal
geht es um mögliche Lärm-Fernwirkungen des Brückenbaus.
Anfang dieser Woche haben die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula
Keck und ihr Fellbacher Kollege Christoph Palm gegen diesen Termin Beschwerde
beim RP eingelegt. Die Verwaltungschefs bemängeln, dass sie ein entsprechendes
Gutachten zu spät erhalten hätten: Das 2000 Seiten starke Dokument
sei ihnen erst am Montag zugesandt worden. Bis zum 10. Februar könne man diese Masse an Daten nicht gründlich
studieren.
Mittlerweile hat der Regierungspräsident das Ansinnen von Keck und
Palm abgelehnt. Zum einen handle es sich um ein ergänzendes Gutachten,
schreibt Johannes Schmalzl, Fragen nach einem Lärmschutz in nächster
Nachbarschaft zum Brückenneubau
seien bereits bei der Anhörung im April und Mai 2009 geregelt worden.
Außerdem
habe die Studie ergeben, „dass in den ganz überwiegenden Fällen
die im Zuge der Ergänzungsbetrachtung ermittelte Lärmerhöhung
deutlich unter der sogenannten Hörbarkeitsschwelle von drei Dezibel
liegt". Im Falle Kornwestheims liege die erwartete
Pegelzunahme bei 0,1 bis 1,1 und in Fellbach bei 0,1 bis 1,2 Dezibel.
Schmalz weiter: „Die gleichwohl vorgesehenen Lärmschutzmaßnahmen
sind in erster Linie der bestehenden und relativ hohen Vorbelastung geschuldet."
Nur weil ein Gutachten zum Lärm erstellt werde, heiße das nicht
automatisch, dass mehr Lärm auf die Menschen zukomme, sagt der RP-Sprecher
Peter Zaas. Dank der ergänzenden Untersuchung könne nun jeder
Bürger nachschauen, ob er selbst eine
Zunahme gewärtigen müsse. Die Analyse sei „straßengenau
und weiträumig". Das geht so weit, dass auch die unterschiedliche
Belastung in den verschiedenen Stockwerken eines Gebäudes berücksichtigt
wird. Die Studie sei deshalb so umfangreich, sagt Zaar. „Niemand
muss darum alle 2000 Seiten studieren." Jeder werde nur nach
den Zahlen suchen, die sein Wohngebiet betreffen.
Im Streit um die Neckarbrücke gehe es schon lange nicht mehr um die
Sache, glaubt der Remsecker Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger.
Zum Vorgehen seiner Amtskollegen aus Fellbach und Kornwestheim sagt er: „Natürlich
greift jemand, der etwas verhindern will, nach jedem Strohhalm, der sich
ihm bietet."
Die Erörterung im RP in Stuttgart-Vaihingen beginnt am Mittwoch, 10. Februar, um 15 Uhr. Das umfangreiche Gutachten im Internet: www.rp.baden-wuerttemberg.de
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