„Bisher hatten wir immer recht", betonte Joseph Michl, Vorsitzender
der Arbeitsgemeinschaft Nord-Ost (Arge Nord-Ost) gestern auf einer Pressekonferenz
in Mühlhausen. „Der Erörterungstermin wird kein Kaffeekränzchen
für das Regierungspräsidium",
kündigte er selbstbewusst an. Allein die Tatsache, dass es einen höchst
ungewöhnlichen
dritten Erörterungstermin gebe, zeige, dass das RP bis jetzt mit falschen
Argumenten und Zahlen gearbeitet habe. „Wir haben schon zweimal auf
schwerwiegende Fehler in Verkehrsgutachten hingewiesen, die das RP korrigieren
musste", sagte Michl.
Auch die dritte Vorlage der Aufsichtsbehörde ist nach Ansicht der Kritiker
mangelhaft. Bei Verkehrszählungen im vergangenen Jahr habe sich gezeigt,
dass die Analyse aus dem Jahr 2005 falsch gewesen sei. „Es drängt
sich der Verdacht auf, dass das RP überhöhte Lastwagenzahlen genannt
hat, um für Remseck überhaupt eine Entlastung
vorweisen zu können", bemängelte Michl. Im vergangenen Jahr
hätten
Zählungen belegt, dass die Remsecker Brücke täglich von weniger
Lastwagen passiert werde, als das RP unterstellt habe. Trotzdem plane die
Behörde weiter.
Deshalb ruft die Arge Nord-Ost alle Gegner der neuen Neckarbrücke und
des durch das Lange Feld zwischen Mühlhausen und Kornwestheim geplanten
Nordostrings auf, am 10. Februar zu dem Erörterungstermin ins RP nach
Vaihingen zu kommen. „Wir
müssen
Druck machen und Regierungspräsident Johannes Schmalzl zu Antworten zwingen",
so
Michl. Bis heute habe dieser sich noch überhaupt nicht zu den meisten
Einwendungen der
Arge Nord-Ost inhaltlich geäußert.
Aus Sicht der Kritiker gilt das auch für die bemängelte Ausgleichsplanung.
Der Brückenbau stelle zwar auch nach Meinung des Regierungspräsidenten
einen schweren Eingriff in die Natur dar, so Michl, dieser solle allerdings
durch ungenügende Renaturierungsschritte ausgeglichen werden. Was auf
dem Papier noch plausibel erscheine, erweise sich vor Ort aber manchmal
sogar als eine Verschlechterung des jetzigen Zustands.
Die Mitglieder der Arge Nord-Ost wollen aber auch praktisch zeigen, dass ein
besserer Schutz der Umwelt nötig und möglich ist. Sie haben inzwischen
ein für den Landschafts- und Naturschutz wichtiges Grundstück
auf dem Langen Feld im Bereich des geplanten Nordostrings erworben. „Der
Kauf war dank privater Spender und einem Darlehen des Bundes für Umwelt
und Naturschutz Deutschland möglich", erläuterte
Michl. Dabei handele es sich aber nicht um ein Sperrgrundstück. Die
Mitglieder verstünden
sich als Naturschützer. Deshalb werde man ein auf dem Areal befindliches
altes Silo entfernen und neue Obstbäume pflanzen, um einen lückenhaften
bestehenden Biotopverbund zu ergänzen. „Uns geht es um den Erhalt der ursprünglichen Kulturlandschaft."
Aus diesem Grund freuen sich Michl und seine Mitstreiter ganz besonders über
einen neuen Verbündeten - die Landeshauptstadt. Am 9. Februar werde
der Gemeinderat über einen von der SPD-Fraktion eingebrachten Antrag
entscheiden, der das Ziel habe, das Lange Feld als wertvolle Freifläche
zu erhalten, die vorhandenen Biotope zu schützen und zu vernetzen. „Dafür
gibt es im Ausschuss für Umwelt und Technik
eine Mehrheit", sagte Michl. „Das ist dann ein deutliches politisches
Signal an den Regierungspräsidenten,
die Planung der neuen Neckarbrücke und des Nordostrings endlich zu begraben."
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