Eine Analyse mit vielen Lesarten

Studie - Für das Regierungspräsidium belegen neue Verkehrszahlen, dass die geplante Neckarbrücke bei Remseck nötig ist. Für Brückengegner beweisen sie das Gegenteil.

Eine Studie des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart scheint allen zu gefallen, die sich mit den Plänen für eine Brücke über den Neckar bei Remseck (Kreis Ludwigsburg) befassen - Befürwortern wie Gegnern. Das Verkehrsaufkommen in und um Remseck ist demzufolge gegenüber einer Zählung aus dem Jahr 2005, die den Brückenplänen zugrunde liegt, zurückgegangen. Nach Ansicht des Regierungspräsidiums und der Stadt Remseck sind die Verkehrsströme dennoch stark genug, um den Bau zu rechtfertigen.

Im Jahr 2005 sind auf der bestehenden Brücke 34.450 Fahrzeugen pro Tag gezählt worden. Eine von Fellbach (Rems-Murr-Kreis) und Kornwestheim im vergangenen Mai eingeholte Studie kam auf nur 28 901, die jüngste Zählung des Regierungspräsidiums auf 31.661 Fahrzeuge. Eine Zahl über 30 000 - weshalb nach der Ansicht des Remsecker Oberbürgermeisters Karl-Heinz-Schlumberger die neue Brücke notwendig ist. Die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys und der Kornwestheimer Erste Bürgermeister Michael Köpple erkennen in diesen letzten Zahlen jedoch die Bestätigung ihrer These, dass der Verkehr stark abgenommen habe. Beide Städte lehnen die Brücke ab. Die Behörde reagierte mit dieser Analyse, die ein Planungsbüro erstellt hat, auf die Zählung von Kornwestheim und Fellbach im Mai. „Wir können nun eine Entscheidung auf einer klaren Datengrundlage treffen", sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums, David Bösinger. Für den Remsecker Oberbürgermeister sind die Zahlen „die Bestätigung eines objektiven Sachverhalts. Die bestehende Brücke ist für 26 000 Fahrzeuge am Tag ausgelegt und mit mehr als 30 000 eindeutig überlastet." Er sehe sich darin bestätigt, dass der Verkehr abgenommen habe und es keine Grundlage für den Bau der Neckarquerung gebe, sagt hingegen Michael Köpple. „Wir sehen die Zahlen, die wir im Mai gemessen haben, durch die Untersuchung belegt", springt ihm Beatrice Soltys bei.
Die gesunkenen Zahlen erklärt man sich im Regierungspräsidium mit der Wirtschaftskrise. „Ein etwa fünfprozentiger Rückgang der Produktivität schlägt sich eben entsprechend auch im Transportverkehr nieder", sagt Bösinger. Dies lässt Köpple nicht gelten. Er verweist auf Untersuchungen, wonach in Krisenzeiten der Verkehr nicht abnehme.

Auf der Basis der neuen Zahlen geht das Planfeststellungsverfahren nun weiter. Im Februar wird das RP Vertreter der Kommunen und Bürger, die Einwände gegen die Planung erhoben haben, zu einer Diskussion nach Stuttgart einladen.

Von Christine Bilger und Werner Waldner, Stuttgarter Zeitung vom 25.11.2009
www.stuttgarter-zeitung.de

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