Bei einer aktuellen Verkehrszählung, die von den beiden Städten in Auftrag gegeben wurde, sind deutlich geringere Verkehrsbelastungen im Planungsraum ermittelt, als sie das Regierungspräsidium beim derzeitigen Planfeststellungsverfahren zugrunde gelegt hat (wir haben darüber berichtet). Die Abweichungen betragen stellenweise bis zu 16 Prozent, betonen die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck und ihr Fellbacher Amtskollege Christoph Palm. Für die beiden Rathauschefs eine kaum verwunderliche Tatsache, beruhen die Zahlen des Regierungspräsidiums doch auf Datenmaterial, das teilweise bis zu zehn Jahre alt ist und lediglich fiktiv hochgerechnet wurde.
Den von den Freien Wählern aus Remseck erhobenen Vorwurf, bei der neuesten Verkehrszählung sei beispielsweise der Schleichverkehr auf der Wehrbrücke bei Aldingen nicht berücksichtigt worden, weisen Kornwestheim und Fellbach entschieden zurück. „Selbstverständlich ist auch diese Schleichwegeverbindung in unsere Zählung mit einbezogen worden, während das Gutachten der Planfeststellung genau dieser Forderung nicht gerecht wird. Auf die Frage des Schwerlastverkehrs hatte dies aber keinerlei Auswirkungen, da dort ohnehin ein absolutes Lkw-Fahrverbot besteht", so die Reaktion aus den Rathäusern von Kornwestheim und Fellbach in einer Pressemitteilung. Auch die Kritik, zum Zeitpunkt der Zählung habe in etlichen Betrieben der Region Kurzarbeit geherrscht, beeindruckt die Kornwestheimer und Fellbacher nicht. „Wir haben an zwei Donnerstagen außerhalb der Ferienzeit gezählt und damit keineswegs an typischen Kurzarbeitstagen wie Freitag oder Montag".
Die Forderung der Freien Wähler aus Remseck nach einer eigenen Verkehrszählung wird von Keck und Palm begrüßt. „Dann sind wir gerne bereit, das jeweilige Datenmaterial gegenseitig auszutauschen und zu vergleichen". Die Schlussfolgerung des Remsecker Oberbürgermeisters Karl-Heinz Schlumberger, Kornwestheim und Fellbach würden ihre Verkehrszählung zum Anlass nehmen, die Notwendigkeit einer zweiten Neckarbrücke insgesamt in Frage zu stellen, entbehrt nach Aussagen der beiden Nachbarkommunen jeder Grundlage. „Wir haben immer deutlich gesagt, dass wir für eine weitere Neckarbrücke sind, aber nicht an dem Standort und in der Dimensionierung, wie sie das laufende, auf falscher Datenbasis beruhende Planfeststellungsverfahren vorsieht. Unsere Alternativen sind hinlänglich bekannt."
Dass auch die IHK Region Stuttgart den jetzigen Zeitpunkt für eine Verkehrszählung in Frage stellt, verwundert Kornwestheim und Fellbach angesichts der einseitigen IHK-Haltung zugunsten der Andriofbrücke zwar nicht, kann aber von den beiden Kommunen ebenso wenig akzeptiert werden, heißt es in der Pressemitteilung: „Mit unserer aktuellen Zählung haben wir auf das jetzt laufende Planfeststellungsverfahren reagiert. Und wir wollen nichts anderes, als dieses auf unzureichender und überholter Zahlengrundlage aufgebaute Verfahren so schnell wie möglich stoppen zu lassen und die dringend notwendige Aktualisierung der Entscheidungskriterien einzufordern."
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