„Die Interessen zweier Kommunen"

Kammer kritisiert Verkehrszählung

Kornwestheim. Die Industrie- und Handelskammer stellt die Ergebnisse der Verkehrszählung, die Kornwestheim und Fellbach in Auftrag gegeben haben, in Frage. Es sei absurd, inmitten einer tief greifenden Wirtschaftskrise auf verlässliche Zahlen zu hoffen, schreibt die IHK.

Mit den eigenen Zahlen wollen Kornwestheim und Fellbach nachweisen, dass die geplante Neckarbrücke zwischen Remseck-Aldingen und Stuttgart-Mühlhausen nicht erforderlich ist. Während die beiden Kommunen 30.500 Fahrzeuge gezählt haben, die täglich den Neckar in Remseck überqueren, geht das Regierungspräsidium Stuttgart von 34.450 Fahrzeugen aus.

Laut der IHK Region Stuttgart klagen Transport- und Logistikbetriebe in den Landkreisen Rems-Murr und Ludwigsburg derzeit über Auftragsrückgänge zwischen 20 und 70 Prozent. Die Auslastung der Fracht- und Beförderungskapazitäten dieser Betriebe liege mittlerweile um 20 Prozent unter dem Niveau vor zwölf Monaten. Das daraus resultierende rückläufige Verkehrsaufkommen sei zugleich ein Spiegelbild der Geschäftseinbrüche bei all jenen Unternehmen, die die Dienstleistungen des Transportgewerbes in Anspruch nehmen und entsprechende Aufträge erteilen würden. „Dass in der schwersten Wirtschaftskrise, die die Region seit vielen Jahrzehnten getroffen hat, weniger Lkw, Busse und Personenwagen auf den Straßen unterwegs sind, sollte eigentlich niemanden überraschen,' so IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Zugleich geht die Kammer fest davon aus, dass es im Verlauf des nächsten Jahres zu einer Erholung der Geschäftstätigkeit kommen wird und spätestens 2011 das Aufkommen an Verkehrslogistik das Niveau vor der Krise wieder annähernd erreicht haben wird.

Nach Ansicht von Richter hätte die Zählung der Städte Kornwestheim und Fellbach nur dann Relevanz, wenn das heutige Krisenniveau auf Dauer Bestand haben würde. Dies halte die IHK aber für eine unrealistische Prognose. Es sei auch nicht bekannt, dass die Städte Kornwestheim und Fellbach bei ihren eigenen Investitionen und Vorhaben eine solch skeptische Prognose zugrunde legen und sich in ihren eigenen Zukunftsplanungen entsprechend bescheiden würden. Die IHK in einer Pressemitteilung: „Das wiederum wirft ein Licht auf die Glaubwürdigkeit und die Intention der selbst veranlassten Zählung."

Die IHK weist auch darauf hin, dass als Weiterführung der neuen Neckarbrücke lediglich ein zweispuriger Nordostring geplant sei, nicht aber, wie von den Brückengegner „als Gespenst heraufbeschworen" ein vierspuriger. Die Wirtschaft in der Region Stuttgart und insbesondere im Rems-Murr-Kreis sei dringend auf eine Verbesserung der jetzigen Situation angewiesen. Die IHK schreibt in ihrer Pressemitteilung: „Letztendlich wird, wenn Kompromisse nicht möglich sind, das Land Baden-Württemberg entscheiden müssen, ob die Interessen zweier Kommunen höher zu bewerten sind als die Interessen vieler weiterer Kommunen und der gesamten Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis."

Von red, Kornwestheimer Zeitung vom 06.06.2009
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