Remseck wehrt sich gegen Kornwestheim

Schlumberger schreibt offenen Brief

Kornwestheim/Remseck. „Anmaßend und von Kenntnislosigkeit geprägt" - mit diesen Worten reagiert Remsecks Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger in einem offenen Brief auf die Kritik, die ihm beim Thema Neckarquerung aus Kornwestheim entgegenschlägt.

Die Wellen schlagen hoch, wenn es um die Pläne für eine zweite Neckarquerung gibt - und zwar auf Kornwestheimer ebenso wie auf Remsecker Seite. Vehement wehren sich Kornwestheimer Stadtverwaltung und Gemeinderat gegen den Bau der vom Regierungspräsidium favorisierten Planungsvariante C1 (wir berichteten). In Frage kommt aus Kornwestheimer Sicht lediglich die sogenannte Billinger-Trasse. Die allerdings verträgt sich nicht mit den Plänen der Stadt Remseck für eine neue Mitte - was Bürgermeister Michael Köpple in der vergangenen Woche im Ausschuss für Umwelt und Technik zu der Aussage verleitete: „Remseck hat die neue Mitte noch nie wirklich geplant, in zwei Jahren habe ich noch nie irgendwelche Pläne gesehen."

Das wiederum bringt Remsecks Verwaltungschef Karl-Heinz Schlumberger auf die Barrikaden. In einem offenen Brief schreibt er über Köpples Affront: „Diese Aussage ist anmaßend und von Kenntnislosigkeit geprägt". Denn die neue Mitte zwischen Aldingen, Neckarrems und Neckargröningen sei das zentrale Entwicklungsthema der Stadt Remseck und „wesentlicher Bestandteil des aktuell gültigen Flächennutzungsplans". Die Verwaltung der Stadt Remseck arbeite derzeit gemeinsam mit externen Beratern intensiv an den Vorplanungen für das neue Zentrum, die dem Gemeinderat ab Herbst vorgelegt werden sollen. Schlumberger verwahrt sich dagegen, dass die Verkehrsprobleme der Region Stuttgart in eben diesem Zentrum von Remseck gelöst werden sollen.

Gleichwohl akzeptiere er die ablehnende Haltung Kornwestheims gegenüber der geplanten Neckarquerung, schreibt Schlumberger, und betont, um Annäherung bemüht, dass sich die Nachbarn „bald zusammensetzen müssen, um verkehrlich wirksame, ökologisch vertretbare und landschaftlich schonende Lösungen einer Durchbindung zu diskutieren." Kornwestheim und Remseck seien schließlich Nachbarn und arbeiteten in wichtigen Angelegenheiten - etwa Pattonville oder den Flugplatz betreffend - eng zusammen. Schlumbergers Fazit: „Unter Berücksichtigung der dargestellten Argumente und mit dem Anspruch auf ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt richte ich die dringende Bitte an die kommunalpolitisch Verantwortlichen in Kornwestheim, ihre Stellungnahme zur Neckarquerung nicht auf Argumente zu stützen, die dem zentralen Entwicklungsplan Ihrer Nachbarstadt Hohn sprechen."

In Kornwestheim stößt Schlumberger mit seinem Appell auf Widerstand. Von guter Nachbarschaft könne kaum die Rede sein, wenn der Bau einer Neckarquerung 30 Prozent mehr Verkehr in die Aldinger Straße bringe, sagte Bürgermeister Michael Köpple am Dienstagabend in der AUT-Sitzung. Nach wie vor stehe für ihn fest: „Nur die Billinger-Trasse kann eine Lösung sein."

Vertreter aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen signalisierten ihre Unterstützung für den Kornwestheimer Bürgermeister: „Wir haben nichts gegen Remseck. Aber wir wollen nicht ihre Verkehrsprobleme auf unserer Markung lösen", betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Ohnesorg. Er glaube aber an eine gemeinsame Lösung, von der beide Kommunen profitierten. „Wir sind stark genug, um bis zum Schluss zu kämpfen", zeigte sich Freie-Wähler-Rat Luigi Purificato entschlossen.

Von Gaby Mayer-Grum, Kornwestheimer Zeitung vom 14.05.2009
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