Auf ein Neues: Schon zweimal hat das Regierungspräsidium (RP) verbesserte Pläne für den Flussübergang der Öffentlichkeit präsentiert. In der ersten Korrektur wurden die Forderungen der Stadt Fellbach nach einer abgespeckten Brückenvariante eingearbeitet. Doch die Unterlagen enthielten Fehler: Der Gutachter musste einräumen, dass seine erste Prognose für die bestehende Brücke deutlich weniger Lastkraftwagen auflistete, als tatsächlich zu erwarten sind, wenn die neue Brücke denn mal steht.
Die Folge dieser Panne: Regierungspräsident Johannes Schmalzl hat gestern die nächste Runde fürs Planfeststellungsverfahren eingeläutet. Wenn die neue Brücke fertig ist, prognostiziert das RP demnach fürs Jahr 2020 auf der bestehenden Remsecker Brücke noch 28 900 Fahrzeuge, darunter 3500 Lastwagen. Das bedeutet einen Rückgang um rund 12 000 Fahrzeuge beziehungsweise 25 Prozent gegenüber heute.
Die neue Brücke bei Aldingen wiederum soll eines Tages 22.300 Autos und 1460 Lastwagen aufnehmen. Was auffällig ist: Auf der bestehenden Brücke wären künftig immer noch mehr Fahrzeuge unterwegs als auf der neuen Flussquerung. Weitere Änderung in den Plänen: In der Fortsetzung Richtung Oeffingen sind zwei jeweils zwei Meter hohe, 127 beziehungsweise 560 Meter lange Lärmschutzwände vorgesehen. Profitieren davon werden ein Kleingarten und ein Vogelschutzgebiet.
Schmalzl hofft, mit dem neuen Plan den teils heftigen Widerstand reduzieren zu können. Dieser kommt insbesondere von der Bürgerinitiative gegen den Straßenbau auf dem Schmidener Feld, der Arge Nordost sowie von der Stadt Fellbach. Befürchten doch die Gegner, dass die neue Neckarbrücke nur die Vorstufe ist für einen großen Nordostring. Derartige Ängste hält Schmalzl indes für völlig unnötig: "Ich will keine autobahnähnliche Verbindung", versichert der 43-Jährige, "keiner will dort den großen Wurf in Form einervierspurigen Autobahn."
Dennoch soll es natürlich eine Anbindung ans bestehende Straßennetz geben. Denn sollte nur die Brücke ohne jeglichen weiteren Straßenbau kommen, läge die Belastung in Hegnach bei 25.000 Fahrzeugen täglich. Waiblingens Oberbürgermeister Andreas Hesky wird denn auch nicht müde, die direkte Verknüpfung der Waiblinger Westumfahrung mit der neuen Neckarbrücke als bestmögliche Lösung darzustellen. Nur dies entlaste Hegnach tatsächlich. Diese Variante freilich wird von Fellbach bisher rigoros abgelehnt.
Offen ist zudem, ob die neue Asphaltpiste eine Bundes- oder eine Landesstraße wird. Dies ist wichtig, denn der Träger müsste für die Kosten aufkommen. Das Gesamtpaket für die Verknüpfung zwischen Ludwigsburg und Waiblingen liegt nach Angaben von Chefplaner Achim Hollatz bei 50 bis 60 Millionen Euro. Die Neckarbrücke allein kostet etwa 20 Millionen Euro.
Die neuen Unterlagen können von heute an auf der Homepage des RP eingesehen werden. Behördenchef Schmalzl (2800 Beschäftigte) erwartet ein "faires Verfahren, das auf Erkenntnisgewinn ausgelegt ist". Aber klar sei auch, dass er keine weiteren Verzögerungen wünscht. Sein eindeutiges Bekenntnis: "Ich möchte diese Brücke bauen."
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