Liberale in Nachbarstädten halten an Brücke fest

Mehr Verkehr in Hegnach wollen Waiblinger Stadträte in Kauf nehmen -
Ulrich Lenk bekräftigt Fellbacher Ablehnung der Andriof-Brücke

Fellbach - Die liberalen Kommunalpolitiker in Remseck und Waiblingen halten auch nach den korrigierten Verkehrsprognosen des Regierungspräsidiums an ihrer Zustimmung zu der geplanten Neckarbrücke fest. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs mit Fellbacher Stadträten.

Zu dem Meinungsaustausch ein knappes Jahr nach dem letzten Gespräch zum Thema Nord-Ost-Ring hatte der Vorsitzende der Freien Wähler und Freien Demokraten (FW/FD) im Fellbacher Gemeinderat, Ulrich Lenk, eingeladen. Gekommen waren Gemeinderäte der FDP Remseck, der Freien Wähler Remseck, des DFB Waiblingen sowie die FDP-Stadträtin Andrea Rieger aus Waiblingen. Dies gaben die Beteiligten in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt.

Lenk erläuterte die vom Regierungspräsidium (RP) korrigierten Verkehrszahlen und die aktuelle Position seiner FW/FD-Fraktion, die „bis auf Nuancen deckungsgleich mit den Ansichten der Fellbacher Verwaltungsspitze und den übrigen Fellbacher Gemeinderatsfraktionen" sei. Der Fellbacher Stadtrat machte deutlich, dass auf Grund der vom RP eingestandenen Fehler insbesondere der Lastwagenverkehr in Hegnach und auf der Höhenstraße durch die Andriof-Brücke nicht - wie vom RP noch vor wenigen Monaten behauptet – abnimmt, sondern sogar noch ansteigt. Und auch auf der jetzigen Neckarbrücke in Remseck seien die Entlastungen wesentlich geringer als ursprünglich erhofft. Angesichts dieser schlechten Prognosen bat Lenk mit Nachdruck, doch endlich die verschiedenen Billinger-Varianten näher und ergebnisoffen zu untersuchen. Besonders dramatisch stellt sich nach Auffassung Lenks die Situation im Waiblinger Stadtteil Hegnach dar, der nach den aktualisierten Zahlen allein durch die neue Brücke noch mehr Verkehr bekommen werde als jetzt und bei einer späteren Durchbindung in Richtung Ludwigsburg im Verkehr ersticken würde. Er empfahl den Waiblingern deshalb, beim RP die Untersuchung einer Komplettumfahrung zu beantragen.

Einen Brückenstandort näher bei Waiblingen, Variante E 4.3-2 genannt, stellte Lenk als möglichen Kompromiss vor, auf den sich Fellbach dann einlassen könnte, wenn der Nord-Ost-Ring aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird und alle Beteiligten das Schmidener Feld als Tabuzone für unantastbar erklärten. Im übrigen stellte Lenk anhand von Luftbildern und Verkehrszahlen heraus, dass die Verbindung einer sechsspurigen Autobahn bei Ludwigsburg mit einer vierspurigen Bundesstraße bei Waiblingen mittels einer zweispurigen Straße schlichtweg nicht funktionieren könne. Eine solche Straße werde in kürzester Zeit hoffnungslos überlastet sein, so dass sich dann der Verkehr wieder Schleichwege durch die Stadtgebiete suchen würde. Der Ruf nach einem vierspurigen Ausbau des Nord-Ost-Rings könnte dann übergroß werden.

Dass der Wunsch nach einer gemeinsamen Kompromisslinie nicht in Erfüllung ging, wurde im Verlauf der Diskussion rasch klar. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Remseck, Gerhard Waldbauer, wurde von den Remsecker FDP Stadträtinnen Marianne Günther und Gabi Knieriem darin unterstützt, dass sowohl eine Billinger-Brücke im Zentrum Remsecks als Ersatz für die Andriof-Brücke als auch die von Lenk als letzte Kompromissmöglichkeit aufgezeigte Brückenvariante für Remseck nicht in Frage komme. Erstere stünde im Widerspruch zum Flächennutzungsplan der Stadt Remseck am Neckar. Dieser definiere die Fläche zwischen den Ortsteilen Aldingen, Neckargröningen und Neckarrems als Entwicklungsfläche für eine künftige „Neue Mitte". Außerdem sei im Remsecker Flächennutzungsplan festgeschrieben, dass es vorrangiges Ziel sei, überörtlichen Verkehr aus dem Bereich der jetzigen Neckarbrücke auf eine Trasse südlich von Aldingen zu verlagern, die im Grundsatz der vom RP gewählten Linie entspricht. Die Variante E 4.3-2 wird von Remseck abgelehnt, weil damit eine sinnvolle Verlängerung in Richtung Kornwestheim praktisch nicht mehr möglich wäre und weil sie zu nah am Ortsteil Aldingen liege. Die Durchbindung der Nordostumfahrung, die auch die Remsecker nur zweispurig wollen, sei das rasch anzustrebende Ziel Remsecks, für das man vorübergehend auch Nachteile in Kauf nehmen müsse, wie beispielsweise stärkeren Verkehr am Westrand Aldingens.

Ganz ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der DFB-Gemeinderatsfraktion aus Waiblingen, Friedrich Kuhnle. Er plädierte für den Bau der Andriof-Brücke und für eine folgende rasche Durchbindung der Brücke in beide Richtungen unter anderem mit einer Untertunnelung des Schmidener Feldes. Kuhnle: „Wir müssen vorübergehend die Kröte zusätzlichen Verkehrs in Hegnach durch die neue Neckarbrücke schlucken, damit die Nord – Ost – Ring - Durchbindung überhaupt einmal auf den Weg gebracht wird."

Von g, Fellbacher Zeitung vom 20.03.2009
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