Brückengegner fordern Planungsstopp

Neue Neckarquerung:
Regierungspräsidium muss Unterlagen erneut überarbeiten

Remseck/Waiblingen - Die Planungen für die neue Neckarbrücke bei Remseck-Aldingen gehen in die nächste und damit dritte Runde: Vom 14. April an werden die Unterlagen, die erneut überarbeitet werden mussten, in den betroffenen Kommunen ausgelegt. Die Gegner des Bauwerks fordern derweil einen Planungsstopp.

Zwei Auslegungsrunden samt anschließender Erörterungsverhandlung in der Fellbacher Schwabenlandhalle hat die geplante Neckarbrücke bereits hinter sich. Grund waren vor allem Proteste aus Fellbach und Kornwestheim, weshalb die Pläne nachgebessert wurden. Dazu kamen auch Pleiten, Pech und Pannen. So musste das Stuttgarter Regierungspräsidium im vergangenen November einen peinlichen Rechenfehler einräumen: Sollte die neue Brücke fertig sein, so würden nur noch 400 Lastwagen täglich über die bestehende Brücke bei Neckarrems fahren, hieß es in der Prognose des Fachplaners. Später stellte sich heraus, dass dort tatsächlich 900 Lkw zu erwarten sind.

Aufgedeckt hat den gravierenden Fehler die Arge Nordost. Diese Bürgerinitiative agiert gegen jene geplante Schnellstraße auf dem Schmidener Feld, die als sogenannter Nordostring das Remstal besser mit dem Raum Ludwigsburg verknüpfen soll. Das Regierungspräsidium, erklärte Arge-Sprecher Joseph Michl am Donnerstag, mache die erneute Auslegung im Übrigen „nicht freiwillig, sondern wurde von den Gegnern des Nordostrings dazu gezwungen".

Für Michl gehört das „unendliche Verfahren" längst auf Eis gelegt. Denn die Nachteile einer weiteren neuen Brücke südwestlich von Aldingen seien offensichtlich. Dies zeige sich sogar an den vom Regierungspräsidium korrigierten Daten für die bestehende Neckarquerung. Demnach würde dort die Zahl der Lastwagen von täglich derzeit 4320 um gerade mal 680 auf 3640 reduziert - eine Verringerung also um nur 16 Prozent.

Michl moniert im Übrigen die „Waiblinger Milchmädchenrechnungen". Eine neue Brücke bringe nämlich noch mehr Lastwagen und Lärm für den Stadtteil Hegnach. „Wir hoffen, dass die Waiblinger Stadträte vernünftig genug sind, ihre Hegnacher Bürger vor dieser Lkw-Lawine zu schützen und die geplante neue Brücke abzulehnen."

Als ebenfalls zu kurz gedacht stuft die Arge die Waiblinger Bemühungen ein, die neue Brücke auf kürzestem Weg mit der B 14 im Süden zu verknüpfen. Selbst ein zweispuriger Nordostring „läuft doch sofort bis zum Anschlag zu". Diese Straße ziehe Fernverkehr und Lastwagen an, zu erwarten seien 35 000 Kraftfahrzeuge täglich. „Im Ergebnis würde dann wieder Lokalverkehr in die Ortsdurchfahrten Waiblingen, Hegnach und Remseck zurückverlagert."

Die Irrtümer der Fachleute des Stuttgarter Regierungspräsidiums „waren peinlich" urteilt Michl. Er erkennt bei der Behörde „ein großes Glaubwürdigkeitsproblem", man könnte „fast schon Manipulationsversuche vermuten". Für ihn steht fest: Die Politik muss auch vor dem Hintergrund der katastrophalen Wirtschaftslage die teure Planung für Neckarbrücke und Nordostring stoppen. Zudem werde bisher überhaupt nicht berücksichtigt, welche Effekte der demnächst ausgebaute Autobahnzubringer von Backnang nach Mundelsheim auf den Bereich nordöstlich von Stuttgart hat.

Von Dirk Herrmann, Stuttgarter Nachrichten vom 27.02.2009
www.stuttgarter-nachrichten.de

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