Goll will abgespeckte Variante bis zum Jahr 2014

Waiblingen - Bei den umstrittenen Projekten Neckarbrücke und Nordostring forciert Minister Goll das Tempo. Wenn die Anliegerstädte sich einig seien, könne man die Fördergelder zur Bekämpfung der Finanzkrise abgreifen. 2014 sei die Straße womöglich bereits fertig - in abgespeckter Form ohne Tunnel unterm Schmidener Feld.

Mit Gattin Julia und den fünf Kindern ist Ulrich Goll im Sommer 2008 von Leonberg nach Waiblingen gezogen. Seitdem muss er häufiger als bisher die Kreisgrenze in Richtung Ludwigsburg passieren - nervtötende Wartetzeiten im Stau inklusive. Spätestens da ist bei dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und FDP-Landtagsabgeordneten die Erkenntnis gereift: So geht's nicht weiter. Das Gebiet Fellbach/Waiblingen, der "nordöstliche Quadrant im Ballungsraum Stuttgart", sei einer der interessantesten Wirtschaftsräume des Landes. Zugleich sei er aber nur mühselig mit dem Auto zu erreichen. Golls Folgerung: "Wir brauchen dringend eine zweite Neckarquerung."

Diese Brücke soll nach den Plänen des Regierungspräsidiums Stuttgart südwestlich von Remseck-Aldingen gebaut werden. Anschließend bieten sich zwei Varianten an, wie die Brücke an die B 14 im Süden verknüpft werden kann: Über den direkten Weg per Verlängerung der seit 2004 bestehenden Waiblinger Westumfahrung. Oder über eine Variante, die den Waiblinger Stadtteil Hegnach westlich umfährt.

Solche Überlegungen stoßen bisher insbesondere in Fellbach vehement auf Ablehnung. OB Christoph Palm setzt weiter auf die sogenannte Billinger-Variante: eine Brücke nur wenige Hundert Meter von der bestehenden entfernt. Allerdings hat Fellbach bisher für diese Möglichkeit nur wenig Unterstützung aus den anderen Kommunen erfahren.

Minister Goll jedenfalls plädiert weiter für die Aldinger Neckarbrücke und "die zweispurige Fortführung" gen Süden. Sofern tatsächlich die erhofften Konjunkturspritzen kommen und "das Geld dicker fließt", sollte man sich nicht scheuen, diese Unterstützung anzunehmen. Gebaut werde dann eben nicht die von vielen befürchtete "dicke Autobahn", sondern eine Straße für den Ziel- und Quellverkehr, "die nicht Verkehr von außen anzieht."

Eine derartige Verlängerung "kostet nicht alles Geld der Welt, das ist nur ein kurzes Stück", so Goll. Er empfiehlt "einen großen Bogen um das Schmidener Feld" - also die Hegnach-Variante. Kürzlich hatte ein Ingenieurbüro im Auftrag der Stadt Waiblingen für diese Variante Kosten in Höhe von gut 5,5 Millionen Euro berechnet. "Ich bin zuversichtlich, dass wir in Waiblingen, wie Fellbach und Remseck die Zustimmung für diese Lösung kriegen", meint Goll. Falls der Bund auf einer vierspurigen Variante bestehe und nur für diese zahle, müsse bei einer zweispurigen Lösung das Land einspringen, sagt Goll. Dies sei aber nur realistisch, "wenn sich die Kommunen hier vor Ort dahinter versammeln." Abschied genommen hat Goll angesichts er Sensibilitäten in Fellbach von der Vorstellung, die Verknüpfung im Tunnel unter dem Schmidener Feld zu bewerkstelligen.

Von Dirk Herrmann, Stuttgarter Nachrichten vom 03.01.2009
www.stuttgarter-nachrichten.de

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