Fehler bei Gutachten zur Neckarbrücke

Gestern wurde bekannt, was einige Kritiker schon länger befürchtet haben: Im Verkehrsgutachten, das für den geplanten Bau der Neckarbrücke gemacht wurde, gibt es einen Rechenfehler – und zwar einen gewaltigen: Anstatt der eingetragenen 400 Schwerlaster würden täglich 900 Lastwagen die bereits bestehende Brücke bei Neckarrems passieren.

Das Ingenieurbüro, das im Auftrag des Regierungspräsidiums den Verkehr gezählt hat, soll zwar die richtigen Werte berechnet haben, beim Übertragen in den Datensatz allerdings „ist es passiert“, sagte Marc Frank, Leiter der Pressestelle des Regierungspräsidiums. Bemerkt wurde der Fehler, als die Einwendungen zum geplanten Bau der Neckarbrücke, südlich von Aldingen, ausgewertet wurden.

Da nun 900 statt der ursprünglich eingetragenen 400 Schwerlaster die Brücke Tag ein, Tag aus überqueren werden, müssen die Pläne geändert werden. Denn „unser Hauptziel ist und bleibt die Entlastung von Remseck“, sagte Frank. Nun sei vorgesehen, auf der „alten Landesstraße 1197“ den Schwerlastverkehr auf 3,5 Tonnen zu beschränken. Dies sei auch nötig wegen des benachbarten Vogelschutzgebiets. Die Zufahrt zum Gewerbegebiet Aldingen allerdings bleibe frei.

Laut Marc Frank geht das Regierungspräsidium davon aus, dass somit eine Entlastung für Remseck erzielt werde. Das sieht Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm anders: Es komme lediglich zu einer Verdrängung des Lastwagenverkehrs in die angrenzenden Gebiete, vor allem Waiblingen-Hegnach und Aldingen würden dadurch deutlich stärker belastet. Allein für Hegnach bedeutete die neue Verkehrssituation eine Steigerung des Lastwagenverkehrs von 1700 auf 2100 Fahrzeuge täglich.

Die Behörde, sagte Palm, habe seiner Meinung nach nicht die dringend erforderlichen, richtigen Konsequenzen gezogen. Er meinte damit den Brückenbau nach Plänen Hans Billingers. Diese würde parallel zur bereits bestehenden Neckarbrücke bei Neckarrems entstehen.

Für Remsecks Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger ein Unding: „Wir sind auch jetzt nicht bereit, eine zweite Brücke in der Mitte zu akzeptieren.“ Das käme einer dauerhaften Teilung der Stadt gleich. Er stellte auch die Glaubwürdigkeit Palms infrage, weil dieser vor nicht allzu langer Zeit im Landtag der Andriofbrücke, die Remseck favorisiert, zugestimmt habe.

Davon unabhängig sei jedoch, dass dieser Rechenfehler für alle Beteiligten sehr bedauerlich sei, sagte Schlumberger. Das ändere jedoch nichts an der Problematik, dass es laut Prognose zu viel Verkehr auf der Neckarbrücke geben wird. „Wir brauchen eine zweite Brücke.“ Das Regierungspräsidium ist gerade dabei, die Unterlagen zu überarbeiten und das Gutachten anzupassen. Wie Regierungspräsident Johannes Schmalzl sagte, würden die eingegangenen Einwendungen sehr ernst genommen. Die Unterlagen sollen zügig überarbeitet und „im Interesse eines offenen und transparenten Verfahrens“ Anfang kommenden Jahres neu ausgelegt werden. Das Planfeststellungsverfahren soll Mitte 2009 zu Ende geführt werden.

Von Dorothee Kauer, Ludwigsburger Zeitung vom 07.11.2008
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