Dass bei der Erörterungsverhandlung des Regierungspräsidiums (RP) für eine weitere Neckarquerung im Juli dieses Jahres die vorgelegten Zahlen des Verkehrsgutachtens nicht stimmen konnten, hatten die Vertreter der Stadt Fellbach bereits während der Gesprächsrunde in der Fellbacher Schwabenlandhalle deutlich kritisiert (die Fellbacher Zeitung hat darüber berichtet). Denn die Verkehrsplaner des Regierungspräsidiums waren zu dem Ergebnis gekommen, dass nach Fertigstellung der zweiten Neckarbrücke auf der Trasse eines Nord-Ost-Rings insgesamt - auf beiden Brücken - weniger Lastwagen-Verkehr vorhanden sein werde, als vorher bei nur einer Brücke. Jetzt hat Regierungspräsident Johannes Schmalzl den Fehler eingeräumt.
In einer Pressemitteilung kündigte Schmalzl gestern Nachmittag eine Korrektur an: „Die Überprüfung des Datensatzes im Verkehrsgutachten hat Differenzen bei den Zahlen zum Schwerlastverkehr insbesondere im Bereich der bestehenden Neckarbrücke in Remseck deutlich gemacht", heißt es in der Mitteilung. Bisher sei davon ausgegangen worden, dass der Schwerverkehrsanteil auf der alten Landesstraße 1197 künftig 400 Fahrzeuge am Tag betragen würde. Die überarbeitete Berechnung ergab jedoch, dass auf diesem Streckenabschnitt von einer Belastung von 900 Fahrzeugen am Tag ausgegangen werden müsse. Weil Remseck und auch das benachbarte „faktische Vogelschutzgebiet" entlastet werden sollen, kommen die Planer um eine Korrektur nicht herum. Die überarbeiteten Pläne sehen nun vor, so das RP, dass auf der „alten L 1197" der Schwerlastverkehr auf 3,5 Tonnen beschränkt wird, was einem Lastwagenverbot gleichkommt. Das angrenzende Gewerbegebiet von Aldingen soll ausgenommen werden. Die Pläne sollen nach der Korrektur Anfang 2009 neu ausgelegt werden, mit dem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens rechnet Schmalzl nun in der ersten Jahreshälfte.
Gegenüber den beteiligten Kommunen ist das RP offenbar noch deutlicher geworden. Regierungspräsident Johannes Schmalzl habe eingeräumt, beim Lastwagen-Verkehr auf der bestehenden Brücke in Neckarrems sei ein ganz dicker Brocken nicht hinzugezählt, sondern abgezogen worden, berichtete das Fellbacher Presseamt. „Dieser Rechenfehler hat sehr weitreichende Folgen", sagt Fellbachs OB Christoph Palm. Zum einen könne das Argument, die neue Brücke entlaste ganz entscheidend die bisherige Neckarquerung, nicht mehr aufrechterhalten werden. Zum anderen will das Regierungspräsidium nun von sich aus ein Lkw-Fahrverbot auf einem Teilabschnitt der Strecke von Neckarrems nach Oeffingen aussprechen, um die Entlastungswirkung auf diese Weise doch noch zu erreichen. Das wiederum würde aber zu einer Verdrängung des Verkehrs in die angrenzenden Gebiete und damit zu einer deutlichen Mehrbelastung vor allem der Bereiche Waiblingen-Hegnach und Remseck-Aldingen führen, so Palm. Allein für Hegnach würde die neue Verkehrssituation eine Zunahme der Belastung von 1700 auf 2100 Lastwagen täglich bedeuten. Palm: „Ich finde es zwar begrüßenswert, dass das Regierungspräsidium seinen Fehler offen eingestanden hat und die betroffenen Kommunen gleich darüber informiert worden sind. Doch es hat nicht die dringend erforderlichen, richtigen Konsequenzen daraus gezogen." Für den Fellbacher Oberbürgermeister sind nicht eine erneute Auslegung der bisherigen Pläne und ein Lkw-Fahrverbot die richtigen Lösungen, sondern die von Fellbach und anderen immer wieder geforderte Umsetzung einer der Billinger-Varianten, die auch und gerade für Hegnach spürbare Verkehrsentlastungen bringen würden. Palm hofft, dass nun auch in Waiblingen und Remseck die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Denn die beiden Kommunen hätten unter falschen Voraussetzungen den Brückenbauplänen des Regierungspräsidiums zugestimmt.
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