Brücken-Gegner machen mobil

Remseck hat ein Verkehrsproblem, darin waren sich gestern die rund 70 Zuhörer in der Fellbacher Schwabenlandhalle bei der Erörterung der Einwände zur Planung zu einer zweiten Neckarquerung bei Aldingen einig. Gelöst werden soll es, wenn überhaupt, aber nicht mit der vom Regierungspräsidium Stuttgart geplanten sogenannten Andriof-Brücke wie es die Städte Remseck und Waiblingen wollen, sondern am Besten mit einer Brücke parallel zur bestehenden.

Spätestens nach der ganztägigen, zum Teil detailverliebt und emotional geführten Diskussion war klar, was sich im Vorfeld bereits angekündigt hatte: Die Gegner der Andriof-Brücke – darunter die Kommunen Kornwestheim und Fellbach sowie die Arbeitsgemeinschaft Nord-Ost kämpfen mit allen Mitteln und Argumenten gegen die Brücke und werden auf keinen Fall klein beigeben. Und zwar umso heftiger nach der Äußerung von Regierungspräsident Johannes Schmalzl, der, so wurde mehrfach zitiert, gesagt habe, dass die Brücke auf jeden Fall gebaut werde. „Das ist kein objektiver Ausgangspunkt“, monierte nicht nur Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm.

Die Liste der Argumente gegen die Andriof-Brücke ist lang, größtenteils auch bekannt. Sie sei der Einstieg in einen Nordostring, den viele nicht wollen und der zudem in der Zuständigkeit des Bundes liege. Eine Realisierung stünde in den Sternen. Der hohe Flächenverbrauch verbunden mit den Eingriffen in die Natur, die Lärmbelästigung und nicht zuletzt die Verkehrsverlagerungen innerhalb der Region sind weitere Gegenargumente.

Vor allem die Kommunen Fellbach und Kornwestheim bekommen durch die Andriof-Brücke mehr Verkehr auf ihrer Markung. Zudem glauben viele, dass bequeme Parallelstraßen wie etwa über die zwei Brücken über den Neckar – die alte und die neue – noch mehr Verkehr anziehe. Überhaupt sei äußerst fraglich, ob der Verkehr überhaupt so zunehme, wie es das Verkehrsgutachten errechnet. So geht man 2020 beim Bau der Andriof-Brücke von rund 21.000 Fahrzeugen auf der neuen und 24.000 auf der alten Brücke aus. Bei den Billinger-Varianten seien es insgesamt 44 000 Fahrzeuge, die durch Remseck rollten.

Nun gebe es zum einen aber die Untersuchungen zu einer Stadtbahn von Markgröningen nach Waiblingen, die rund 6,4 Millionen Nutzer auf die Schiene bringe. Zum anderen sorgten die steigenden Benzinpreise dafür, dass der Verkehr abnehme.

Die Vertreter des Regierungspräsidiums und auch der Remsecker Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger hatten als Befürworter der Andriof-Brücke einen schweren Stand. „Ich finde es beschämend, wenn ein regionales Verkehrsproblem in unserer Mitte gelöst werden soll“, klagte etwa Schlumberger. Zumal Remseck eine neue Stadtmitte planen wolle.

Auch Andreas Hollatz, Leiter der Straßenplanung beim Regierungspräsidium, beteuerte, dass die jetzige Planung eine gute und tragfähige sei. „Die beiden Ziele, Remseck zu entlasten und die beiden Wirtschaftsräume Waiblingen und Ludwigsburg zu verknüpfen, werden nur mit dieser Brücke erreicht.“

Alle Argumente pro nutzten wenig. Die Gegner der Andriof-Brücke machten ganz deutlich, was sie wollen: die Billinger-Variante mit einer Neckarquerung parallel zur bestehenden. „Wir sollten mit der Billinger-Brücke anfangen und dann erst einmal abwarten“, sagte etwa der Vorsitzende der Arge Nord-Ost, Joseph Michl. Ebenfalls noch nicht ganz vom Tisch: eine Neckarquerung direkt an der Ortsgrenze von Aldingen.


Die geplante Brücke (1) in Nähe des Baumarkts (2) bei Remseck-Aldingen (3).

Von Patricia Rapp, Ludwigsburger Zeitung vom 16.07.2008
www.ludwigsburger-zeitung.de

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