Ein wenig erinnerte die Szenerie an „Dinner for one": dieselbe Prozedur wie im vergangenen Jahr. Bereits im Juli 2007 hatten man sich am selben Ort in fast selber Besetzung zum fast selben Thema eingefunden. Allerdings wartete Achim Hollatz, Chefstraßenplaner des Regierungspräsidiums, diesmal mit einer reduzierten Brückenvariante auf -Folge der Kritik am seinerzeitigen Entwurf. Zweite Änderung: Anders als vor zwölf Monaten saß Fellbachs OB Christoph Palm (CDU) diesmal selbst im Saal.
Und der Schultes aus der Kappelbergstadt hat offenbar seinen damaligen Wankelmut abgelegt der ihm von einigen als „Schlingerkurs" ausgelegt wurde. Gestern bezog der CDU-Landtagsabgeordnete eindeutig Stellung. Er rügte die jüngste Erklärung von Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP), wonach die Neckarbrücke auf jeden Fall gebaut werden solle. Unter dieser Vorgabe sei doch gar keine objektive Verhandlung möglich, stichelte Palm. Ähnlich kritisch äußerte sich auch Joseph Michl, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft gegen den Nordostring (Arge): „Schmalzls Philippika für den Nordostring Erholung muss von den Mitarbeitern des Regierungspräsidiums als Marschbefehl verstanden werden."
Gemeinsam wetterten Palm und seine Kornwestheimer Amtskollegin Ursula Keck sodann gegen die neue Neckarbrücke, die weit entfernt sei vom eigentlich nötigen „integrierten Verkehrskonzept". So werde etwa für den Bereich vor Kornwestheim nur ein neues Nadelöhr geschaffen" so Keck. Palm verwies zudem auf „deutliche Veränderungen in der Großwetterlage". So sei bekanntlich kürzlich die zweite Startbahn für den Stuttgarter Flughafen beerdigt worden: „Was für die Filder gilt, gilt auch für das Schmidener Feld und das Remstal insgesamt", forderte Palm.
Dass das Regierungspräsidium die nach dem Verkehrsplaner Hans Billinger benannte alternative Brückenplanung so abqualifiziere, ist Palm ein Rätsel. „Das einzige Argument dagegen lautet: Remseck will es nicht." Doch dieses Argument könnten Fellbach oder Kornwestheim genauso in Anspruch nehmen.
Als Brückenfreunde gaben sich, angesichts ihrer seitherigen Erklärungen kein Wunder, die Rathauschefs von Remseck und Waiblingen zu erkennen. Die Ablehnung der Brücke durch die Nachbarkommunen sei „eine Zumutung gegenüber den 23.000 Bürgern Remsecks" dies sei „deprimierend und beschämend", tadelte OB Karl-Heinz Schlumberger die Kollegen. Die Billinger-Variante sei im Übrigen „keine Lösung, sondern eine Mogelpackung". Ohne neue Brücke, ergänzte Waiblingens OB Andreas Hesky, sei die Entlastung des Stadtteils Hegnach genausowenig möglich wie die Verknüpfung der Wirtschaftsräume Ludwigsburg und Waiblingen
Noch bis heute Nachmittag können die Kritiker beim Sitzungsleiter, Regierungsdirektor Michael Trippen, ihre Beschwerden loswerden. Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Protest erheblich geringer aus. 60 Zuhörer verloren sich in der Schwabenlandhalle. Insgesamt waren beim Regierungspräsidium 1400 neue Einwendungen gegen diesen Ausbau der 1.1197 eingegangen. „Die Andriof-Brücke", wetterte etwa Andre Baumann, Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu), „ist der Anfang der Nordost-Umfahrung und das Ende eines der letzten Erholungsräume in der Metropolregion Stuttgart." Bis zum Jahresende will das Regierungspräsidium seine „Hausaufgaben" (Trippen) aufgearbeitet haben und seine Entscheidung verkünden.
Fotomontage: Stadt Remseck / StN-Grafik: Lange /
Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart, Büro Mörgenthaler
[ zur
Homepage ] [ Schließen ]