Ringen um den Brückenstandort geht weiter

Alt-Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel will eine schmälere Brücke
und Klarheit über den weiteren Straßenbau

Fellbach. Die Brücke darf nicht breiter als eine normale Landstraße sein. Diese Forderung hat der ehemalige Fellbacher Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel zu den Planungen des Regierungspräsidiums wegen einer neuen Neckarquerung erhoben.

Wie berichtet, findet die zweite Anhörung zur geplanten Neckarquerung bei Aldingen am 15. Juli in Fellbach statt. Nach wie vor fordern die Stadt Fellbach und auch andere Gegner der Straßenplanung eine genauere Prüfung der Billinger-Varianten - eine neue Brücke bei Remseck zur Entlastung der bestehenden Brücke. Die Forderung ist das eine - ob sie durchsetzbar ist, etwas ganz anderes. Kiel, der sich zusammen mit Oeffinger Landwirten und Grundeigentümern sowie der Arge Nord-Ost von einem Stuttgarter Fachanwalt beraten lässt, hat deshalb noch andere Ideen parat, um die Gefahr eines vierspurigen Nord-Ost-Rings zu bannen. Die Landesregierung und auch das Regierungspräsidium meiden das Reizwort mittlerweile, sagte Kiel; zweispurig solle die Straße werden, Durchbindung wird sie genannt, und gemeint ist eine Verbindung zwischen den Autobahnen A 8 und A 81.

Fellbachs ehemaliger OB fordert, dass die Brücke und auch die daran anschließenden Straßen in der üblichen Breite von Landstraßen gebaut werden, was eine weitere Reduzierung der Planung mit sich bringen würde. Nach Gesprächen mit dem Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Ulrich Goll sieht Kiel für diese Forderung Realisierungschancen. Außerdem will er wenigstens Lösungsansätze für die Weiterführung der Straße, sonst, so Kiel, "wäre es eine unzulässige Abschnittsplanung". Entscheidend sei, dass auch bestehende Straßen mitbenutzt werden, eine Verbindung zur Waiblinger Westumfahrung auf kürzestem Weg lehnt Kiel ab.

Ebenfalls als besonders wichtig sieht Kiel an, dass die Zufahrt zur neuen Brücke von Oeffinger Seite her durch einen Tunnel erfolgt. "Dass ein solcher Tunnel unzulässig wäre, ist falsch", sagt Kiel, "die EU-Richtlinie gilt nur für internationalen Verkehr." Das habe der Regierungspräsident ausdrücklich bestätigt. Die ursprünglichen Pläne des RP für eine vierspurige Straße hatten ebenfalls einen Tunnel vorgesehen, das sei, so Kiel, "für eine zweispurige Straße genauso sinnvoll". Die Fauna am Neckarhang sei einmalig und unersetzlich, sagt Kiel. Der Bundestag habe die vierspurige Straße wegen der hohen ökologischen Risiken abgelehnt, warum solle vor Ort weniger Rücksicht auf die Natur genommen werden? "Man kann das nicht machen, den eigenen Grund und Boden geringer zu bewerten als die Bundesregierung im fernen Berlin." Kiel regt außerdem an, die geplante Brücke in der Variante 4.3 zu bauen, etwa 400 Meter näher an Aldingen heran. Dadurch könne sie niedriger über dem Neckar platziert werden, der Tunnel wäre kürzer und die Lärmbelastung für Aldingen geringer, weil die Ortsumfahrung weiter von der Bebauung abrücken würde.

Für den Anhörungstag 15. Juli appellierte Kiel an die Bürger, friedlich zu demonstrieren und zu protestieren, das sei "ziviler Widerstand gegen etwas, das unsinnig zu werden droht". Auch Zeitgewinn sei wertvoll: Für die Zukunft erwartet Kiel abnehmende Verkehrsmengen durch immer teureres Benzin, durch Bevölkerungsrückgang und demografischen Wandel. Und durch die Pläne für eine Stadtbahn zwischen Waiblingen und Ludwigsburg, die für 20 Prozent weniger Autos auf der Brücke bei Neckarrems sorgen könnte. "Das", sagt Kiel, "ist in den Gutachten wohl noch gar nicht enthalten."

Von Gerhard Brien, Fellbacher Zeitung vom 01.07.2008
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